Eben noch laue Frühlingssonnenuntergänge, heute Schneegestöber. Badisch-Sibirien macht seinem Namen alle Ehre. Und dann ist heute auch noch der Fünfte eines Monats, in Bloggerkreisen also wmdedgt-Tag, die freundliche Nachbarbloggerin will von uns wissen Was machst Du eigentlich den ganzen Tag, kurz wmdedgt.

Morgens früh erstmal Kaffee. Ich erwähne derlei profane Tätigkeiten hier auf diesem Blog ansonsten eher nie, aber es war nun der erste Kaffee aus der niegelnagelneuen Siebträgermaschine, die alte hatte ihren Geist mehr oder weniger aufgegeben. Wir können uns nicht erinnern, wann wir diese alte Maschine überhaupt gekauft haben, es muß irgendwann im 19. Jahrhundert gewesen sein, wenn es um Nachhaltigkeit geht, sind wir also ziemlich spitze. Beim Kaffee in der dunklen Küche an meinen Vater gedacht, der wäre heute 92 geworden, ist aber bereits vor 45 Jahren gestorben. Ich bin inzwischen also deutlich älter als er jemals werden durfte, und das ist manchmal ein merkwürdiges Gefühl, gehört aber letzten Endes nicht hierher.

Obligatorische Hunderunde am Morgen, der Wald ist still und klamm und matschig, zwei Frauen mit Walking-Ausrüstung kreuzen unseren Weg, man (frau) geht hier in der Regel nur zu Zweit in den Wald.

Der Gatte murmelt etwas von Terrasse und Blumenkästen, ich sage nur hmhm, jaja, und dann müssen wir in die Gärtnerei, Blumenerde kaufen. Von bunten Blümchen in bunten Töpfen kann ich ihn noch abbringen, ich meine, hallo, Badisch-Sibirien und Anfang März, da kommt noch was; der Gatte nimmt also widerstrebend von dem Blümchenvorhaben Abstand und erzählt dann irgendwas von seiner langjährigen Wahlheimat Italien Da sinds jetzt schon 25 Grad im Schatten, und ich sage hmhm, jaja.

Wie zwei Vergnügungssüchtige müssen wir dann noch zum Supermarkt, zwei Liter Milch, zwei Flaschen Wein, der Gatte verschwindet hinter den elektrischen Schiebetüren, der Supermarkt verschluckt ihn für die kommende halbe Stunde, ich warte und warte, ich sitze im kalten Auto und denke mir hmhm, jaja, und irgendwann spuckt der Supermarkt den Mann endlich wieder aus mit seiner Beute. Allerlei gibt es zu erzählen von der Einkaufstour, es gab keine Feigen und auch keine Biomandeln, und überhaupt ist alles umgeräumt da drin, man findet sich kaum noch zurecht, es klingt alles ausgesprochen spannend und aufregend und jedenfalls für Pandemiezeiten nach einem großen Abenteuer. Wäre ich doch mit hineingegangen. Man wird ja bescheiden.

Warten auf Godot. Und auf den Gatten.

Das nächste Abenteuer aber wartet schon zuhause, vor dem Fenster tanzen die Schneeflocken, der Gatte flucht, in Italien sinds jetzt schon 25 Grad im Schatten, ich sage hmhm, jaja, und glotze ungläubig auf die vorübergehend weiße Straße. Und dauernd auf die Uhr, noch drei Stunden bis zum Frisörtermin, noch zwei Stunden bis zum Frisörtermin, so gesehen überschlagen sich die Ereignisse, es wird für mein Empfinden nachgeradezu aufregend.

Ob es denn sinnvoll sei, in Pandemiezeiten, zum Frisör, fragt der Gatte, ich weiß es auch nicht, aber bevor wir streiten, beenden wir die Diskussion. Wenn ich schon seit Monaten niemand treffe, zu niemandem gehe, niemanden einlade, lebe wie eine Eremitin, dann will ich wenigstens anständig frisiert sein dabei und nicht auch noch bei jedem Blick in den Spiegel einen Schreck bekommen. Huch!, ein aufgeplatztes Sofakissen! Und nur, weil ich auf dem Lande lebe, muß ich ja nun nicht aussehen wie eine explodierte Vogelscheuche. Meine Grundstimmung ist ohnehin schon tendenziell grenzwertig. Naja, Sie wissen schon.

Der Kamin bullert wie im tiefen Winter, die Hunde schnarchen, ich durchforste das Internet nach Impfterminen. Hmhm, jaja. Ich möchte den Gatten zum Geburtstag mit einem Impftermin überraschen, ich bin ja ein Freund ausgefallener Geburtstagsgeschenke, und außerdem haben wir an diesem Tag bislang nichts vor, keine Party, kein Stehempfang, kein Konzert der Blaskapelle, nichts. Ich werde einen großen roten Luftballon mit einer glitzernden 80 drauf kaufen, ihm an den Jackett-Knopf binden, und so laufe ich dann mit dem Geburtstagskind im Impfzentrum ein, ich habe mir das alles schon in den allerschönsten Farben ausgemalt.

Es wird eine wahre Impfsause, und hinterher gibt es pappsüße Teilchen und lauwarmen Kaffee to go aus Plastikbechern im Auto, was kostet die Welt, wir lassen es krachen. Wenn das mit den Terminen so klappt, ansonsten gibt es halt eine nachträgliche Sause. Ich lerne in diesem Zusammenhang übrigens, dass man bei der Impfung einen Wunschoberarm hat, das ist ja nun auch ein Körperteil, das ich bislang noch nicht kannte. Die Einen haben einen Tennis-Arm, die Anderen einen Wunschober- Arm, na gut.

Plötzlich ist der Tag fast zuende, prallvoll hat er sich angefühlt, ich bin ja nichts mehr gewöhnt. Später serviert der Mann mit dem Impftermin (chakka!) Hering mit Pellkartoffeln, Freitag ist Fischtag, zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, aber angeblich ist das gesund. Odenwälder Schweinebraten wäre mir ja ehrlich gesagt lieber, aber mich fragt ja wieder keiner.

3 Kommentare zu “WMDEDGT.”

  1. Glückwunsch in jeder Hinsicht! Friseur, Impftermin, selber
    einkaufen! Das sollte doch die Stimmung heben ( na ja Schnee JETZT grade nicht mehr )! Hier stimmt nur die Frisur & der Freitagsfisch mit der bad.sib. Situation überein. Der Impftermin ist altersmäßig erst in zwei Monaten dran und es sorgt für viel Frust & Misstimmung, weil wir links und rechts von sehr viel Jüngeren überholt werden. das Essen hat hoffentlich gemundet.
    GLG
    Astrid

  2. „Ich möchte den Gatten zum Geburtstag mit einem Impftermin überraschen“. Das ist so 2021, das kann man später den Enkelkindern erzählen. Zuerst habe ich gelacht, aber dann ist mir das Lachen ein kleinwenig im Hals stecken geblieben. Hoffentlich bekommt er sein Geschenk rechtzeitig zum Geburtstag!

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