Huch, schon wieder ein Monat rum, die Zeit verrennt und schleicht zugleich, das alles ist äußerst merkwürdig. Und heute ist der Fünfte des Dezembers, also jener Tag, an dem die freundliche Nachbarbloggerin wissen will, was wir den ganzen Tag so machen, Tagebuchbloggen, naja, Sie wissen schon. Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?, kurz wmdedgt. Um es gleich vorweg zu nehmen: Nicht viel. Samstag ist Frei-Tag.

Schneeschippen. Muss ja. Den Gehweg und den Hühner-Auslauf von dem weißen Zeug befreien. Feststellen, dass der Nachbarsjunge einen Gutteil an unserem Grundstück entlang schon geschaufelt hat. Den Dank dafür übermitteln wir per Telefon.

Nach getaner Schaufelei wandele ich durch den tief verschneiten Wald und frage mich, wie es in diesem Moment wohl in den Supermärkten aussieht, und ob es tatsächlich noch Menschen gibt, die ausgerechnet Samstagsvormittags in den Supermarkt gehen. Oder gehen müssen. Mir kommt das ein bißchen vor wie die Leute, die am ersten Ferientag auf die Autobahn und mitten hinein in den Monster-Stau müssen, irgendwie scheint das zum Urlaubsfeeling dazuzugehören. (Urlaub? Ja, da war doch was, damals, vor Corona, Sie erinnern sich vielleicht.) Ich gehe traditionell wochentags um 7 Uhr in den Supermarkt, da macht das Einkaufen mir halbwegs Spaß.

So laufe ich also durch den stillen Wald, der tauende Schnee fällt in kleinen Brocken von Ästen und Zweigen, das macht ein merkwürdiges Geräusch, sonst ist alles still. Wieder zuhause: Ofen anmachen, Vogelhäuschen neu befüllen, Kompost rausbringen. Dem mannshohen Lorbeer im Esszimmer eine Lichterkette umhängen, es ist ja schließlich Weihnachtszeit. Nebenher dem Rotkohl beim Köcheln zuschauen, am Abend kommen virenfreie Gäste und helfen uns beim Essen. Den Rehrücken hat uns der befreundete Jäger vor einiger Zeit vorbeigebracht, nun soll er auch mal auf den Tisch.

Rotkrautköcheln ist übrigens ideal zum Nachdenken. Da ist dieses kleine blubbernde Geräusch im Hintergrund, der Duft im ganzen Haus, und ausserdem dauert es ewig und drei Tage. Also denke ich nach. Muss ja auch mal sein. Über den Erfahrungsbericht eines Medizinstudenten, den ich gestern bei Twitter las. Der Gute war mehr oder weniger widerwillig zum Praktikum in einer Landarztpraxis. Und siehe da, es hat gewirkt. Ich empfehle Ihnen den ganzen Bericht, den finden Sie (Klick!) hier.

Ausserdem denke ich darüber nach, wie großartig das Internet, wie großartig die Sozialen Netzwerke sein können. Ja, da staunen Sie, ich staune auch mal wieder. Ich vergesse manchmal, dass es da draußen eben nicht nur Schreihälse und Vollidioten gibt, und dass sich eben nicht nur immer nur der Lautere, der am meisten Empörte durchsetzt. Es gibt da auch so viele Leise, Hilfsbereite, Empathische. Das Netz ist ein guter Ort, wenn wir es dazu machen, hat der Blogger Johannes Korten gesagt und bewiesen, und ja, er hat recht.

Ich selber habe das dieser Tage wieder feststellen können, als es um diese Spendenaktion hier ging. Eine tolle Aktion vor einem ganz grauenhaften Hintergrund, der einen demütig werden lässt. Ich kenne die Erstellerin persönlich, und das seit ihrer Geburt, kann also die Hand für sie ins Feuer legen. Nur, falls sich jemand noch beteiligen möchte und kann. Was da in nur vier Tagen an Unterstützung zusammengekommen ist, es ist ganz und gar fantastisch. Und ohne Internet nicht denkbar. Das Netz ist ein guter Ort, wenn wir es dazu machen.

Irgendwann ist das Rotkraut zart genug, und ich gehe nochmal raus in die weißgraue Nebellandschaft. Rumknipsen. Und mich zwischendurch mit Frau Lieselotte streiten. Sie vermutet unter jedem (jedem) Baum eine Mäuseherde und schickt sich dementsprechend alle zwanzig Zentimeter an, buddelnd bis zum Erdkern vorzudringen. Ich will spazieren-gehen, nicht spazieren-stehen, rufe ich zornig durch den ansonsten friedlichen Wald. Helfen tuts auch nix. Der Hund ist im Mauserausch, wie auf Droge, unansprechbar, abgetaucht in ein Parallelluniversum.

Huch? Gleich mal googlen.
Elsbeere? Lieblingsfrucht von Katharina von Bora. Na, das passt ja. Voll evangelisch.

Nochmal in die Küche. In anderthalb Stunden kommen die Gäste. Immer die gleichen in diesen Zeiten, auf unserer ansonsten so umfangreichen Einladungsliste stehen seit Monaten die selben zwei, drei Paare. Einschränkungen, mit denen ich gut leben kann, wenn es dem großen Ganzen dient. Im Übrigen – wo wir grade beim Thema sind – finde ich es sehr vernünftig, Corona-Verleugner und Maskengegner doch einfach Solidaritätsverweigerer zu nennen, darauf läufts nämlich hinaus aus meiner Sicht. Das mit den Solidaritätsverweigerern hab ich auch irgendwo im Netz gefunden, das werde ich jetzt übernehmen.

Ansonsten übernehme ich für heute nur noch die Verantwortung für Klösse und Rotkraut, für den Rehrücken ist der Gatte zuständig.

Das wird mit Sicherheit ein netter Abend.

8 Kommentare zu “WMDEDGT”

  1. Solidaritätsverweigerer ist toll! Den Begriff übernehme ich schamlos.
    Leider musste ich auch heute vormittags einkaufen. Ging aber so. Die letzten beiden Tage war jeweils ein Kind von der Schule daheim. Lieber Samstag vormittag als mit Kind das alles mögliche anlangt und zu dem niemand Abstand hält. Besonders wenn das Kind Asthmatikerin ist.

  2. Es wäre toll wenn es klappen würde mit dem jungen Landarzt! Wunderbare Fotos sind das, und dass das Internet helfen kann freut mich immer sehr. Wir brauchen einander, Solidarität der Menschen, die freundlich miteinander umgehen wollen. Solidaritätsverweigerer machen mich manchmal traurig und mutlos. Warum ist die Elsbeere evangelisch?

  3. Ich habe der Katharina von Bora hinterhergegoogelt, und shame on me, so hieß die „Lutherin“ mit Mädchnnamen. Und das muss mir passieren, der ich mich sehr für die Geschichte der Reformation interessiere.
    Für den jungen Landarzt hoffe ich, dass er diese Erfahrung während seines weiteren Studiums nicht vergisst. Wir könnten hier dringend einen gebrauchen. Unser alter Arzt könnte schon längst seinen wohlverdienten Ruhestand genießen, macht aber weiter, weil sich kein Nachfolger findet.

  4. Hab‘ mal etwas in den Spendentopf geworfen.

    „Das Netz ist ein guter Ort, wenn wir es dazu machen“

    Das ist wohl so!

    Und trifft das nicht auf jedes Werkzeug zu ausser denen, die von Haus aus dem Vernichten und Zerstören dienen wie Waffen?

    Solidaritätsverweigerer ist m.E. dagegen fast noch zu harmlos als Begriff. Die wird ja nicht nur verweigert, sondern absichtlich mit Füssen getreten. Aber es ist inzwischen wirklich müssig, diese noch sonderlich zu erwähnen, denn ihre Aktionen und ihr Verhalten frei von Fakten und deren reflektives Verarbeiten spricht für sich.

    Leider trifft das auch auf die Landesfürsten mit ihrem Eierkurs zu, die lieber „der Wirtschaft“ den Hof machen als sich um die Gesundheit Ihrer Menschen zu kümmern. Jetzt bekommen sie die Panik, wo abzusehen ist, dass der „Lockdown Light“ nichts gebracht hat.

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