Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?, kurz wmdedgt, das will heute schon wieder die freundliche Nachbarbloggerin wissen, wie an jedem Fünften eines Monats. Kinder, wie die Zeit vergeht. Und was soll man schon machen, an einem Samstag auf dem Lande?
Die supi-dupi-Journalistin macht das, was sie (fast) am besten kann: recherchieren. Ich habe das Recherche-Handwerk von den Meistern ihres Faches gelernt, ja, da staunen Sie, nun habe ich es doch immerhin zwar nicht zur Washington– aber doch zur Odenwald-Korrespondentin gebracht, also bitte, und der Pulitzerpreis wird auch nicht mehr lange auf sich warten lassen. Naja, Sie wissen schon. Jedenfalls tue ich den lieben langen Tag nichts anderes als knallhart investigativ recherchieren, und so war das nun also auch heute. Zu irgendwas muss mein Können ja gut sein.
Heutige Recherche-Aufgabe Nummer Eins: Wo gibt es die schlimmsten WC-Steine zu kaufen? Also, so richtig fies stinkende Dinger, die kein vernünftiger Mensch sich jemals ins WC hängen würde, weil dann das gesamte Haus sofort riecht wie die öffentliche Toilettenanlage am Berliner Bahnhof Zoo.
Diese Recherche hat natürlich einen wirklich ernsthaften, nahezu dramatischen Hintergrund. Nach Monaten der Engelsgeduld haben wir hier die Schnauze langsam voll von wildgewordenen Siebenschläfern am Forellenteich, die jede Nacht zum Tage machen und in der kleinen Hütte wüste Parties feiern. Nahezu täglich verwandelt sich mein Auto in ein Siebenschläfertaxi, wir fahren endlose Strecken kreuz und quer durch den Landkreis, um die Bilche auszusetzen, das ist bald auch unter ökologischen Gesichtspunkten nicht mehr zu vertreten.
Und irgendwo da draußen am See muss ein Nest sein, es werden immer mehr und immer mehr, unsere Taxieinsätze haben etwas von einer Sisyphos’schen Posse. Die Siebenschläfer halten sich die Bäuche vor Lachen, wenn wir wieder einen von ihnen abtransportieren und nagen dann weiter in aller Ruhe alles an, was ihnen vor das possierliche Maul kommt, Kabel und Schläuche, Badeschuhe, Kerzen, Tischkanten. Von ihren flüssigen Ausscheidungen wollen wir da noch gar nicht reden.
Kurzum: es reicht. Die Drecksviecher lieben Kleinen müssen vertrieben werden. Bevor sie sich zum Winterschlaf noch gemütlicher einrichten als ohnehin schon. Mit stinkenden WC-Steinen. Habe ich auch knallhart recherchiert. Mögen die nicht. Ich habe mich für die Duftnote Türkisspüler Chlor (= Berliner Bahnhofsklosett) und Frühlingsfrische ( = Berliner Puff) entschieden. Nach der Recherche also direkt in den Drogeriemarkt und zwei Familienpackungen WC-Steine kaufen. Plus Möbelpolitur, das mögen die angeblich auch nicht. Ich packe die WC-Steine und die XXL-Packung Möbelpolitur auf das Kassenband und sage fröhlich Na, nun kann das gemütliche Wochenende ja kommen! und vermutlich hält mich die Kassiererin für etwas sonderbar, jedenfalls lässt sie sich auf kein Gespräch ein. Und schon ist der Vormittag fast wieder rum.
Recherche-Aufgabe Nummer Zwo für heute: Wo kann ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Also an zentraler Stelle ein paar Ausgaben des neuen Odenwald-Magazins auslegen und davor noch eine kleine Wanderung machen? Die kleine Wanderung entpuppt sich als etwas umfangreicher als gedacht, zweieinhalb Stunden, ich keuche und schwitze, Lieselotte ist begeistert, und schön wars.
Ein Rundweg von acht Kilometern, – dass die Hälfte davon stramm bergauf geht, stand natürlich so nicht in der etwas rudimentären Beschreibung. Ja, das sind so die Überraschungen, wenn man im Odenwald unterwegs ist. Wobei, Achtung!, das ist ja gar nicht Odenwald, das ist Bauland, nicht Buntsandstein, sondern Muschelkalk, das mag Ihnen jetzt ziemlich wumpe sein, macht aber durchaus einen großen Unterschied. Näheres dazu erfahren Sie übrigens im Bezirksmuseum Buchen, da git es eine Dauerausstellung mit dem vielsagenden Titel Auf der Grenze, da geht es genau um diese geologischen Feinheiten, und das ist durchaus spannend. Falls Sie mal in der Gegend sind.
Auf dem Rückweg dann ins Römermuseum Osterburken, Odenwald-Magazine auslegen. Und Kaffee-Kuchen, ist ja klar. Weil es inzwischen regnet, sitzt niemand draußen unter Sonnenschirmen, sondern alle drinnen. Ich sitze alleine an einem kleinen Sechsertisch, aber noch bevor ich den ersten Schluck Kaffee nehme, drängeln sich da sechs (!) weitere Personen dran und mir fast auf den Schoß, Ha, mir könne ja zusammerutsche! Hahahaaa….Naja, Sie wissen schon. Manche Menschen sind da schon wieder schmerzfrei, ich für meinen Teil bin es nicht so wirklich, zugegeben.
Egal, wie, es rufen ohnehin der Forellenteich und die WC-Steine, die wollen ja irgendwie zusammengebracht werden. Also, Fische füttern und dann Türkisspüler Chlor außen an der Hütte montieren, und zwar so, dass vorübergehend nur das Gelände, nicht gleich der ganze Wald drumrum nach öffentlicher Klosett-Anlage auf dem Berliner Bahnhof Zoo riecht. Eine gewisse Herausforderung. Und wenn die Siebenschläfer jetzt nicht das Weite suchen, dann weiß ich auch nicht. Wir werden dann gegebenenfalls Stufe Zwei freischalten, Türkisspüler Chlor und Frühlingsduft gemeinsam. Aber dann, aber hallo!
Es endet der Tag mit Recherche-Auftrag Nummer Drei: Herausfinden, was der Gatte zum Abendessen kocht. Es duftet im Haus nach gebratenem Huhn und Estragon, eine Wohltat nach WC-Stein Chlorspüler Meeresbrise oder wie das Zeug hieß. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich muß essen.
Dann schlafen gehen, mit den Hühnern, sozusagen.
(Und vorher aber natürlich noch Kükenfutter zubereiten und hinstellen. Die Alte hockt mit ihren vier Kleinen immer noch im Separee, das macht das Füttern deutlich einfacher.)
(Und Rechercheauftrag Nummer Vier: Wieso riecht es um mich herum so eigenwillig? Nein, nicht nur nach Estragon oder WC-Stein Frühlingsbrise. Eher nach…. Iltis oder Marder. Oder deren Hinterlassenschaften. Ich bekomme schon einen Verfolgungswahn. Frau Lieselotte hat sich doch vorhin gewälzt im Wald… Naja. Landleben halt. Wir werden es überstehen)
Update Sonntag: Die stinkenden WC-Steine fliegen in der Gegend herum. Sie wurden offenbar als Bowling-Kugeln zweckentfremdet. Ich gehe jetzt weinen.
Nun, eigentlich haben die ja im Sommer Junge bekommen. Die ziehen wahrscheinlich jetzt nach und ein. Aber erstens sollten die WC Steine für Abhilfe schaffen und zweitens müsste die Familie ja bald auch von Euch versetzt worden sein.
Kleine Poltergeister
Liebe Grüße
Nina
Die haben ihre Jugen bereits in der Hütte bekommen und großgezogen, ich hoffe eher, die ziehen jetzt nach und nach aus….
H. hat My Odenwald geliefert bekommen und ist sehr angetan, vor allem auch, weil er den alten (verlorenen) Freund Flügge darin wieder getroffen hat.
Das ist ein Grund mehr, in den Wald zu fahren.
Da wirds aber Zeit!
Danke für den Link! Da fühle ich mich doch nochmal bestätigt,
dass ich aus einer weniger hinterwäldlerischen Ecke komme als Bauländerin…
Viel Erfolg beim Siebenschläfervertreibe!
LG
astrid
Die Vertreiberei erweist sich als noch schwieriger als gedacht, siehe update. ;-(
Jetzt wird es hart….
Umbringen….töten…Mausefalle…Genickbruch.
So würde es der Eingebohrene machen.
Des Menschen dasein auf der Erde war schon immer ein Kampf gegen die Natur.
Klingt gnadenlos, ist aber so.
Wir jäten „Unkräuter“ in der Nutzpflanzenkultur.
Wir vertreiben und töten Ratten, ergo Nahrungskonkurenten. Auch die ach so süßen Mäuslein.
Weil die sind sogar auch noch richtig gefährlich, wegen Hantavirus, dagegen ist Covid ein Sommerschnupfen.
Also auch der Siebenschläferplage dementsprechend begegnen.
Oder einen Iltis oder Wiesel domestizieren. Die haben aber wohl keinen Bock auf dein Gelände, da Hunde herumstreunen.
Oder einen Jack Russel hertun, die wurden ja extra zur Rattenbekämpfung im Londoner Hafen gezüchtet. Aber mir gefallen die irgendwie auch nicht.
Ja, schwierig, die oder wir, ist wohl die ultima ratio.
Hallo
Auch wenn der Grund für den Kauf der WC-Steine nicht so wirklich erheiternd ist, habe ich mich schier kaputt gelacht. Wer da kein Kopfkino bekommt…
…einerseits will keiner den Tieren irgendwelches Leid zufügen, andererseits kann man da wie bei Mardern oder Waschbären an der „falschen“ Stelle und deren Folgen schon so seinen Kümmel bekommen.
Bezugenehmend auf diesen Beitrag über Wildtiere in der Stadt:
Es ist m.E. nicht wirklich ein Wunder, dass die in ihren ursprünglichen Habitaten eher menschenscheu und zurückgezogen leben. Bei den „verstädterten“ Artgenossen muss man sich klar sein, dass wir als Menschen ja in deren Lebensräume eingedrungen sind und diese zerschnitten haben mit unseren Infrastrukturen, um das mal etwas hochtrabend auszudrücken.
So wie wir deren Lebensräume verkleinern, sind sie gezwungen, sich dem anzupassen. Ist dann das ehedem Wald gewesene DIN-A4-Neubauviertel mit Gärten lukrativ genug als Nahrungsquelle, dann bedienen sie sich eben leichter dort, als im kleineren Waldrest um die niedrigeren Ressourcen zu konkurrieren. Das ist wie bei Zivilisationsfolgern wie Füchsen, Falken usw. einfach eine Überlebensfrage. Der Mensch wird wie seine Behausungen dabei einfach als anwesend empfunden und liegt als Überlebensrisiko hinter Nahrungsmangel.
Aus ähnlichen Gründen sehe ich in unserer zersiedelten Landschaft einen Hauptgrund dafür, dass eine Wiederkehr vermeintlich riesiger Wolfsrudel mit dem entsprechenden „Schaden“ für uns Menschen nicht zur Debatte steht. Selbst der Odenwald ist für den Revierbedarf da viel zu klein und interessant wird es da eher ab Schwarzwald, Bayerischen Wald oder den doch eher dünner besiedelten Gebieten in den nicht mehr ganz so neuen Bundesländern.