Wir haben keine Ahnung, wie es weitergeht, sagt Nelli Ferraro, aber es geht uns gut. Und dann zögert sie ein bisschen, denn was heißt in diesen Zeiten schon gut? Es geht den Umständen entsprechend gut, es könnte viel schlimmer sein. Nelli und ihr Mann Mario haben seit ein paar Jahren hier im Landkreis ein Restaurant, eine Pizzeria, und der Laden lief ziemlich Bombe. Bis – ja, bis dieser Tag kam, an dem nichts mehr lief. Seitdem stehen die Stühle auf den Tischen, seitdem hat kein Gast mehr hier gesessen und gegessen.

Das Restaurant war häufig rappelvoll, und an vielen Abenden ging ohne Reservierung nichts. Jetzt haben die Ferraros komplett auf take-away umgestellt, Pizza und Pasta und Salate können die Leute holen, und die Stammgäste sind uns wirklich treu, sagt Nelli, Gott sei Dank. Die Angestellten haben sie nach Hause geschickt, ihre Minijobber auch. Das Kurzarbeitergeld ist schon lange beantragt, aber immernoch nicht auf dem Konto. Und die Kosten laufen weiter, immer weiter. Löhne, Krankenversicherung, Kredite, Wasser, Strom, da kommen jeden Monat ein paar tausend Euro an Fixkosten zusammen. Allein die Pizza-Öfen verschlingen Unmengen an Strom. Aber sie laufen, immerhin, sagt Mario.

Mittags und abends stehen die beiden jetzt im Restaurant, warten auf die Bestellungen, backen, kochen, rechnen, zählen, kalkulieren, und versuchen, sich nicht allzuviele Sorgen zu machen. Wir können es ja nicht ändern. Die drei Kinder wollen auch noch irgendwie bespaßt werden, im Haus, im Garten. Ob die Ferraros diesen Sommer noch mal die kleine Terrasse vor dem Haus für Gäste nutzen können? Oder wird der Sommer rum sein, bis das Geschäft wieder läuft? Werden uns die Gäste die Bude einrennen, sobald man wieder essen gehen darf, oder wird das erstmal schleppend gehen? Niemand weiß das. Wird die erste Unterstützungs-Euphorie der Stammgäste noch ein paar Wochen anhalten, oder wird die take-away-Begeisterung abnehmen? Auch das weiß niemand.

Im Moment spüren wir echt noch viel Solidarität, sagt Nelli. Hier gibts Gäste, die bestellen Essen und gleich noch eine Flasche Wein dazu. Das ist doch eigentlich völlig verrückt, den Wein könnten sie wirklich im Supermarkt kaufen, aber nein, sie nehmen den von uns mit. Völlig verrückt, und so toll.

Falls Sie Appetit bekommen haben, hier (Klick!) gehts zur Website von Ferraros: Da finden Sie alles, was Sie wissen müssen. Nummern für Telefonbestellung, Pizza- und Pastakarte, Uhrzeiten.

Ich will Ihnen hier in loser Folge ein paar Gaststätten und Restaurants aus meiner Nachbarschaft vorstellen, die derzeit irgendwie mit dieser Corona-Krise umgehen müssen. Die Grund- Idee dazu habe ich hier bei diesem großartigen Fotografen abgeguckt, auf den mich ein Blogleser hingewisen hat. Ich mache sowas sonst nur ungerne, Ideen abgucken, aber ich glaube, für einen guten Zweck darf man auch mal abgucken. Wenn Sie bisher ohnehin immer mal essen gegangen sind und sich das auch derzeit irgendwie leisten können: Unterstützen Sie die Wirtschaften und Restaurants in Ihrer Nähe. Sie müssen kein take-away-Fan sein, hier gehts nicht um Ästhetik im Alltag, sondern um Solidarität. Ganz einfach. Und Gutscheine, Sie können jetzt auch Gutscheine kaufen und dann später verschenken, wenn die Restaurants alle wieder in ihren ganz normalen Alltag zurückgekehrt sind. Und nein, ich bekomme für diese Werbung kein Geld, ich mache das aus reiner… Naja, Sie wissen schon.

7 Kommentare zu “„Wir haben keine Ahnung.“”

  1. H. findet es prima, dass Sie auf dieses Restaurant hinweisen. Vielleicht gibt es Leser in der Umgebung, die sich dort was zu essen holen.
    H.s haben ihrem Lieblingsrestaurant eine größere Spende gemacht: 26 Gesellschafter, nur der Laden sieben Tage in der Woche offen. Und H.s wollen nach dem Ganzen ja auch wieder dort hin gehen.

    1. Das mit der Spende müssen Sie mir nochmal genauer erklären, vielleicht finden sich dann Nachahmer!?

  2. Danke für die Anregung! Auch gerade der Lieblingskneipe gespendet (Kontoverbindungen kann man auf der Homepage der Lokalitäten finden – sonst nachfragen..)

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