Das verschrumpelte alte Männlein mit Rauschebart, an dem ich im strömenden Regen vorbeieile, seit Tagen schüttet es ununterbrochen wie aus Eimern, ich bin genervt und hetze durchs Städtchen, und unsere Blicke kreuzen sich, die des Männleins und meine. Stellen Sie doch mal dieses grässliche Wetter ab!, sage ich im Vorbeigehen zu dem Männlein, und das Männlein antwortet Was der HERR gegeben hat, muss man hinnehmen! und lächelt und geht weiter. Ich werde darüber nachdenken.

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Sonne. Endlich wieder. Und ein langer Spaziergang im Wald. Das Licht strahlt durch gelbes, orangefarbenes und braunes Laub, in den Senken wabert der sonnenbeschienene Nebel, als hätten die Zwerge in ihren Erdhöhlen den Kamin angefeuert. Caspar David Friedrich lässt grüßen. Die Luft ist feucht und klar, überall Pilze in allen Formen und Farben, und alles schreit danach, fotografiert zu werden. Ich aber habe das Smartphone vergessen, und damit auch die Kamera. Ich vergesse das immer öfter und finde genau das sehr schön. Bilder, die ausschließlich auf der eigenen Festplatte im Gehirn und in der Seele abgespeichert werden, sonst nirgends.

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Nicht schön, aber sehr beeindruckend: Mit dem Gatten zusammen einen Film geschaut. Selten genug. Und was für ein Film. Der Staat gegen Fritz Bauer. Das Buch will ich schon seit Jahren lesen, und plötzlich ist die Geschichte rund um Fritz Bauer in aller Munde, zumindest in meiner Timeline in den Sozialen Netzwerken. Zu recht. Schauen Sie sich das an, am 15. November läuft er noch mal bei Arte, vielleicht können Sie ihn da aufzeichnen. Oder lesen Sie das Buch. Es wird einem ganz anders. Es geht da nicht zuletzt um Adolph Eichmann, und das erinnerte mich wieder an die Ehefrau dazu, Vera Eichmann, und daran, dass sie hier quasi um die Ecke begraben liegt. Warum auch immer, ich werde das noch eines Tages herausfinden.

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Bei der Freundin zum Backstubenfrühstück gewesen. 70 glücklich mampfende und plaudernde Menschen in einer vergleichsweise unromantischen gekachelten Backstube. Das Leben könnte so einfach sein, wenn man den Leuten nur ein anständiges Frühstück vor die Nase stellt. Schön war das. Auf dem Rückweg über den Katzenbuckel durch die bunten Wälder gefahren, wieder alles gelb und braun und orange und rot, ein herbstlicher Traum. Indian Summer im Odenwald. Naja, Sie wissen schon. Vielleicht mache ich nachher doch noch ein paar Fotos. Damit Sie auch was davon haben.

P.S. Also doch noch mal unterwegs gewesen. Und mir ein Wettrennen mit der Abendsonne geliefert. Sie war schneller als ich. Aber am Ende habe ich sie auf dem Friedhof wiedergetroffen.

4 Kommentare zu “Was schön war.”

  1. Die Bilderausstellung in der Backstube haste glatt vergessen.. Aber schön wars Heut, stimmt.. Auch Euer Besuch trägt immer dazu bei… War dann auch im Wald.. Mit dem Tier..

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