Und wieder ist es der Fünfte eines Monats, und wieder will die freundlich brüllende Nachbarbloggerin wissen, was man eigentlich den ganzen Tag so macht. Was machst Du eigentlich den ganzen Tag, abgekürzt wmdedgt, is klar. Tagebuchbloggen, sozusagen, kontinuierlich, mit Fortsetzungen.
Naja, was man halt so macht, wenn man noch Urlaub hat und im Odenwald lebt. Um 8 Uhr aufstehen, schnellschnell Kaffee runterstürzen (aus dem neuen Becher, den ich gestern im Ludwigshafener Hack-Museum gekauft habe, aber davon erzähle ich Ihnen ein andermal.) und dann: schaufeln.
Gang zum Hühnerwagen schaufeln, Gang zum Briefkasten freiräumen, Bürgersteig, Bürgersteig, Bürgersteig, die Größe des Grundstücks verfluchen, über die wir uns ansonsten ja doch freuen, fluchen, schaufeln, sich eine Schneefräse wünschen, schaufeln, fluchen. Garageneinfahrt im Tiefschnee lassen, wäre doch gelacht, wenn wir als versierte Autofahrer da nicht durch die Massen durchrangern könnten. Schaufeln, fluchen und den Bandscheiben zuhören, wie sie eine liebliche Weise singen.
Dann raus mit den Hunden, in aller Ruhe und durch tiefen Schnee. Die Bandscheiben singen weiter, der Wind pfeift ein eisiges Lied dazu. Aber schön isses da draußen, in Farbe und Schwarz-Weiß.
Mit zwei tiefgekühlten Hunden wieder nach Hause und dem Mann beim Arbeiten zuschauen.
Die freie Zeit damit verbringen, darüber nachzudenken, wie herrlich es ist, freie Zeit zu haben. Zur freien Verfügung. Selbstbestimmt. Was für ein seltener Luxus. Und kaum ist sie da, die freie Zeit, weiß man mit ihr nichts anzufangen, na prima. Nochmal rausgehen und fotografieren? Vor dem Kamin sitzen und lesen? Schlafen am helllichten Tage? Vielleicht doch was arbeiten? Hühnerauslauf richten? Haus putzen? Nötig wärs ja. Oder Freunde besuchen? Du liebe Zeit, was für Entscheidungen.
Ich entscheide mich dann für eine Mischung aus Nichtstun und Pflichterfüllung, schippe noch ein bisschen Schnee, gehe noch eine Hunderunde durch den Wald, ohne Kamera, treffe eine Freundin, die mich durch das Winterwonderland begleitet, und übe mit dem Hund noch An-der-Leine-gehen-ohne-der-Alten-den-Arm-auszukugeln, das Thema hatten wir hier schon, und wie es aussieht, wird es uns auch noch ein Weilchen hier erhalten bleiben, so wird es uns wenigstens nicht langweilig. Ja, wir haben das selber so gewollt, und wer sich auf südspanisch-sozialisierte Straßenköter einläßt, muß halt sehen, wo er bleibt.
Der Gatte ist gottlob nicht südspanisch sozialisiert, sondern italienisch, das heißt in diesem Fall, er backt selbst Schokoladenkuchen mit italienischem Olivenöl, er ist da in einer Art Experimentierphase, und ich bin so eine Art Jurorin, das kommt mir sehr entgegen.
Jetzt übe ich noch ein bißchen komplettes Nichtstun, das ist für eine preußische Protestantin nicht das Einfachste, aber wir arbeiten dran, wenn man das so sagen darf. Dann gehts zum Theater, ja, da staunen Sie, Dorfgemeinschaftshaus im Nachbardorf, das Jahr beginnt hier mit einem kulturellen Paukenschlag. Und ich freue mich darauf, da staunen Sie schon wieder, gell.
Das einzig Nervige bei derartigen Veranstaltungen ist der Gatte, des hiesigen Dialektes immer noch nicht wirklich mächtig, nach jedem Kalauer, in jedes schallende Gebrüll des Publikums beugt er sich zu mir Was hat der grade gesagt? , wahlweise auch Das habe ich jetzt aber nicht verstanden, wieso lachen die?, das ist manchmal etwas anstrengend, bei aller Liebe. Dafür backt er Schokokuchen mit Olivenöl, ich will mich also nicht beklagen.
na..
das klingt doch nach ein erfüllten Tag ;)
tolle Bilder..
den Kuchen hätte ich auch mal probiert..eine kleine Hunderunde hatte ich heute auch..
aber ohne Schnee ;)
liebe Grüße
Rosi
Ich habe es aufgegeben, das „An-der -Leine-laufen“ zu üben. Wir haben nun ein „Anti-Zieh-Geschirr“, wenn der Hund nach vorne ziehen will, kehrt er sich auf die Seite. Das klappt gut!
Mir gefallen die Geschichten vom Land immer wieder gut, wir leben auch eher auf dem Land und sind immer wieder erstaunt über den Stress, den Freunde in der Stadt haben können :-)
Frohes Weiterschreiben!
Sabine
“ ….wer sich auf südspanisch-sozialisierte Straßenköter einläßt, muß halt sehen, wo er bleibt.“
Genau so isses! Das an-der-Leine-laufen kann unser hässlicher, spanischer Strassenköter auch noch nicht zu unserer Zufriedenheit! Und weil ich mich gestern nicht ablegen wollte wenn er plötzlich lossprintet, kam der Stachler drauf. Einfach zu meinem Schutz. Bin auch kein Freund davon.
Abgelegt habe ich mich dann trotzdem. Aber nicht wegen dem Hund, sondern wegen einer unter dem Schnee versteckten Baumwurzel.
That’s Life,
Karin
Über dich bin ich heute morgen auf dieses WMDEDGT gestossen, danke! Aus der Stadt aufs Land und das mit dem Grunewaldrudel das kommt mir sehr bekannt vor ;-) Klingst nach einer schönen Landgeschichte gestern und einem entspannten Tag! Das mit dem Dialekt und dem Gatten, das kenne ich aus dem Bayrischen. :-) Witzig . Dir ein gutes Wochenende und liebe Grüße aus dem Ruppiner Land
Ich finde die Geschichten einfach herrlich und bin erst durch einen Bericht in der RNZ darauf gestossen. Mal sehen, wie das Theater gefallen hat, das werde ich mir am Sonntag anschauen. Ich freue mich schon auf die naechste Geschichte
Also, ich habe mich bestens amüsiert in Wagenschwend!
…ich bin auch über den Bericht in der RNZ auf deinen Blog aufmerksam geworden. In Mosbach bzw. Adelsheim aufgewachsen und nun in Heidelberg lebend finde ich das toll, so ein wenig aus der „alten Heimat“ zu hören. heite beside ich dich um dieses Landleben, mit dem ich damals, als ich wegging, so überhaupt nichts mehr anfangen konnte. Chapeau und danke für die kurzweiligen Blogs und tollen Bilder, bei denen ich gleich wieder ein wenig Heimweh bekomme.
Vielen Dank – das mit dem Heimweh wollte ich natürlich nicht, aber ich nehme es jetzt mal als Kompliment! ;-)
Soll natürlich heißen „heute beneide :-)“
Oh, Odenwälder Bauerntheater sozusagen! Ich habe da ja in meiner Kindheit eine vielversprechende Karriere gestartet, leider dann in der städtischen Pubertät dermaßen Lampenfieber entwickelt, so dass die dann einen Knick bekam ( ohne Alkohol oder entsprechendes Doping nicht überwindbar ). Aber eine Cousine hält im Dorf meiner Kindheit den Kulturbetrieb erfolgreich aufrecht und schreibt & inszeniert auch immer um die Weihnachtszeit herum. Ich finde es auch immer sehr amüsant. Der gatte, der meinige, hat da auch so seine Schwierigkeiten…
Ich wünsche euch noch viele schöne kulturelle Erlebnisse in diesem langen Winter. Könnt ihr nicht dafür etwas Schnee nach Kölle blasen?
LG
Astrid
Vom Theater im Dorf deiner Kindheit war sogar die Rede, dass man auch da unbedingt hin müsse, wenn man auf gutes “bauerntheater“ steht. Hier war es herrlich. Neben mir brummelte einer, da käme ja kalauer auf kalauer, und ich sagte nur : “Wenn das nicht so wäre, würde ich mein Geld zurück verlangen!!“ :-)
Dann man hin! Die (Groß) Cousine scheint da sehr erfolgreich, so mein Bruder, der an Weihnachten dort war…
Gute Nacht!