Die Hunde genießen den Urlaub, sie liegen im riesigen Garten des Ferienhauses und dösen und räkeln sich in der Sonne, es ist wirklich ausgesprochen beneidenswert. Wir dösen und räkeln uns auch, aber zwischendurch fahren wir durch die Gegend, kein Tag ohne Horizonterweiterung. Und wieder fahren wir zu irgendwelchen Gedenkstätten, dabei hatten wir uns doch vorgenommen, nicht je-des-verdammte-Mal auf gräßlichen historischen Spuren zu wandeln, aber naja. Jeder verhagelt sich seine vermeintlich verdiente urlaubige Unbekümmertheit, so gut er eben kann.

Hier in den Vogesen muß man gar nicht weit fahren, um Gedenkstätten, Gedenksteine, Gedenktafeln zu finden, es gibt sie in jedem noch so winzigen Dorf. 1870/71, 1914-1918, 1939-1945. Man könnte sagen, der ganze Vogesenboden ist von Blut getränkt, das klingt reichlich theatralisch, kommt der Sache aber sehr, sehr nahe. Da sind die Schlachtfelder von 1870/71, die von 1914-18, da sind die gigantischen Soldatenfriedhöfe überall, da sind die kleinen verwunschenen Dörfer, von den Nazis umzingelt, ausgeraubt, in Brand gesteckt. Männer, Frauen und Kinder deportiert, erschossen, vergast. Tausende von jungen und alten Männern hier aus der Gegend kamen zur Zwangsarbeit nach Süddeutschland, die Stadt Pforzheim begegnet einem hier in den Vogesen plötzlich, und natürlich Mosbach. Mosbach im Odenwald, das KZ in Mosbach-Neckarelz. Was die Männer hier erwartete, habe ich mal im Blog zu beschreiben versucht vor Jahren, wenn Sie möchten, können Sie das (Klick!) hier nochmal nachlesen.

Am Soldatenfriedhof am Col de la Chipotte (das ist jetzt wieder Erster Weltkrieg, man kommt mitunter durcheinander) kommen wir mit zwei sehr cool aussehenden Harley-Fahrern aus Köln ins Gespräch, sie wollten eigentlich nur nett herumbrummen, sind dann aber zufällig unterwegs an einer Gedenkstätte gelandet und daraufhin jetzt also auch hier hergefahren, Das ist ja eine Gegend zum demütig-werden, sagt der Eine und fotografiert mit dem Handy alle Texte auf der französischen Erklärungstafel.

Und sonst so? Urlaub auf dem französischen Lande. Wir kennen das schon. Viele Restaurants geschlossen, für immer oder vorübergehend, das bleibt unklar. Keine Cafés weit und breit, viele Häuser unbewohnt. Ein bißchen wie der Odenwald. Die Landschaft eine Mischung aus lieblich und schroff. Die Franzosen geduldig, wenn wir mal wieder nix verstehen, nix begreifen. Mit freundlicher Nachsicht begegnen sie unserem Französisch-Deutsch-Gestottere, das wir mit einer Art improvisierter Pantomime-Vorstellung untermauern, wenn sonst gar nichts mehr geht. Die Supermärkte sind super, deswegen heißen sie ja auch super-Märkte, ich könnte Stunden zwischen den endlosen Regalen verbringen. Das Essen herrlich. Und abends zirpen im Garten die Zikaden. Oder die Grillen, ich habe doch keine Ahnung, es klingt auf jeden Fall nach Sommerurlaub.

Jetzt also noch die restlichen Tage genießen, unbekümmert, gefälligst.

5 Kommentare zu “Urlaubsmodus, so und so.”

    1. Ich habe gerade den alten Beitrag über „Goldfisch“ gelesen. Danke dafür.
      Allerdings funktionieren die Links am Ende des bei mir nicht. Können Sie das überprüfen?

      1. Danke für den Hinweis! Die Links zur KZ Gedenkstätte Neckarelz funktionieren – Stand jetzt – alle nicht, sehr merkwürdig, da scheint es auf der dortigen Seite ein Problem zu geben, ich sage denen mal bescheid!

  1. Ich kenne das … man verordnet sich Leichtigkeit, da ohnehin immer so nah dran an den sehr ernsten Themen des Lebens. Doch irgendwie stolpere ich dann doch wieder über dunkle Kapitel, in die ich vordringe, da geschichtlich so interessiert. So kann ich diesen Spuren der Vergangenheit auch nicht aus dem Wege gehen. Mein wohnliches Umfeld ist ja eine beliebte Stadt dieses Mannes aus Braunau gewesen, ganz Großes hatte er noch vor damit. Und vielumjubelt wurde er mit seinen Schergen empfangen. Eine unheimliche Nähe zu einigen Vernichtungslagern ist ebenfalls gegeben. Auch einen nahen Soldatenfriedhof (1. Weltkrieg) habe ich in meiner Nähe besucht, auf dem junge Menschen aus halb Europa begraben sind, 563 Opfer des 1. WK’s, 22 Gefallene, die dem zweiten WK zugeordnet werden.

    Ich wünsche von Herzen noch ein paar unbekümmerte und auch weiterhin genussreiche Tage! C Stern

  2. Vielen herzlichen Dank für das Erinnern an die Europa prägenden Kriege – gerade in dieser Zeit!
    Und ebenfalls noch weitere entspannende und erholsame Urlaubstage.
    Schöne Grüße, Gabriela

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