Man muß schon ein bißchen Kondition haben, wenn man dieser Tage auf den Katzenbuckel will, also ganz nach oben, auf den Turm. Erstmal über eisglatte Wege steil bergauf, kreischend sausen Kinder auf Schlitten an uns vorbei, rotgesichtige, verschwitze Mütter eiern mit unpassendem Schuwerk über die gefrorene Fläche hinterher, Kevin, nicht so schnell!, dann geht es weiter durch den Wald nach oben, immer aufwärts, immer aufwärts, der Katzenbuckel ist ja nicht umsonst der höchste Berg im Odenwald. Schnaufend ackern wir voran, die Konversation wird etwas abgehackt, der Kamerarucksack auf dem Rücken immer schwerer. Dabei ist da kaum was drin, bloß die eine kleine Kamera und ein kleines Objektiv, dazu die Stirnlampe für im Turm.
Kaum haben wir die Rodelbahn hinter uns gelassen, ist keine Menschenseele mehr unterwegs, wie durch Watte laufen wir, und nur noch ganz entfernt hören wir ab und an dumpf das Kreischen der glücklichen Kinder. Und ich frage mich zwischendurch, ob es eigentlich was Entspannenderes geben kann, als bei grauem Winterwetter mit einer Kamera durch den Wald zu stapfen.
Ich habe Ihnen da mal was gebastelt, – nicht, dass ich mich am Ende an meinen freien Tagen noch langweile.
Kurz muss ich an Rodel-Tage in Berlin denken, auch da liegt ja manchmal Schnee, und in meiner verklärten Erinnerung war es mitunter sogar richtig viel. Zum Rodeln hatten wir es nicht weit, der wunderschöne Brixpark direkt vor der Tür, mit einem veritablen Rodel-Hang von mindestens 50 Metern Länge. Leider führte die Abfahrt direkt in an einen der kleinen Teiche unten, wer da nicht bremsen konnte, hatte Pech. Zumindest dann, wenn der Teich nicht zugefroren war.
Ich erinnere mich an glühende Wangen und atemloses Bergauf-Steigen, die Schnur vom Schlitten in den durchnässten Fäustlingen, die verschwitzten Haare im Gesicht. Ich rodelte am liebsten bäuchlings liegend, das sah cool aus und wirkte todesmutig, lag aber nur daran, dass ich fürs im-Sitzen-Rodeln zu feige war. Das bin ich bis heute, falls Sie also mal mit mir Schlittenfahren wollen: Ich kann nur bäuchlings.
Das Auf-dem-Bauch-Rodeln hat mir im Übrigen mein großer Bruder beigebracht, große Brüder können ja sehr nützlich sein, und er war das in diesem Fall unbedingt. Ich muß drei oder vier Jahre alt gewesen sein, denn ich musste nach der ersten auf-dem-Bauch-rodel-Lektion Mittagsschlaf machen und tat das in einem Gitterbettchen, so machte man das ja damals.
In der Familie hält sich hartnäckig das Gerücht, ich sei nach eben jener ersten Rodel-Lektion vor lauter Begeisterung aus dem Gitterbettchen getürmt und in Schlüpper und Feinripp-Unterhemd mit dem Schlitten im Schlepptau wieder zurück zur Rodelbahn, um mein neu erworbenes Wissen dort gleich nochmal zu vertiefen. Ob barfuß oder mit Socken, darüber streitet man bis heute. Meine Mutter jedenfalls habe beim Anblick des verlassenen Gitterbettchens fast einen Herzinfarkt bekommen, und mein Bruder wurde verdonnert, mich zu suchen. Er fand mich dann also auf der Rodelbahn, sein brüderlicher Instinkt führte ihn direkt dorthin, und offenbar war ich wider Erwarten nicht erfroren, sonst könnte ich Ihnen das hier ja jetzt nicht schreiben.
…zu und zu schön, danke!
Vor Begeisterung kullern die Tränchen….
Der Film ist ne Wucht….unbeschreiblich schööön!!!!
DANKE!!
Liebe Grüße Doris
Nachträglich, herzlichen Dank an Ihren Bruder. 😊
Noch zum vorletzten Eintrag: Ich habe gleich mal kurz in den Podcast voller Neugierde reingehört, möchte mich allerdings noch genauer damit beschäftigen. Die Stimme zum Blog, sehr feinfein! Ich fühle mich stimmlich an eine großartige Schauspielerin erinnert.
Die Begeisterung für Schnee kann ich voll und ganz nachempfinden – und auch, dass man dafür schon mal was riskiert(e)! Ach, was war ich auch gerne im Schnee unterwegs, damals war’s, als ich noch unerschrocken auf Schiern stand. Die Freude am Schnee ist mir geblieben, aber heute nur noch zu Fuß.
Schöner Eintrag wieder, ich fühle mich wunderbar mitgenommen in die vergangenen Tage in Berlin.
Liebe Grüße aus dem Süden,
C Stern
Wie immer: Danke!!