Idyllisches Landleben hin, zunehmende Corona-Entspannung her: Die Jammerfrequenz im Hause nimmt deutlich zu, wir müssen da nicht drumherumreden. Dabei hätten wir allen Grund zur Zuversicht, immer mehr Geimpfte um mich herum, fast alle gesund und munter, sicherer Job und Dach über dem Kopf, also bitte. Man hätte ja nicht gedacht, wie mürbe einen so eine Pandemie machen kann. Zeit, sich mal wieder darauf zu besinnen, was alles schön ist. Es sind die kleinen Dinge. Der hoch verehrte Herr Buddenbohm hat mich daran erinnert, Sie sollten bei ihm mitlesen, falls Sie das nicht längst schon tun.
Also, was schön war:
Dieser olle Baum war schön. Ich hatte natürlich wieder nur das doofe Händi dabei, aber schön war er trotzdem. Ich habe ihn im Schloßpark Waldleiningen getroffen, das ist überhaupt insgesamt ein schöner Ort, zu jeder Jahreszeit, selbst in Pandemiephasen. Jedenfalls sieht dieser Baum aus, als stehe er da schon seit Jahrhunderten, krumm und schief, der Wind hat ihn gezaust, Blitze haben ihn gespalten und verkohlt, und irgendwie sieht er so aus, wie unsereiner sich zu Corona-Zeiten fühlt, die eine Seite durchaus mitgenommen und verrottet.
Auf der anderen Seite, dem weiten Tal entgegen, treibt er aus wie blöd, da spriessen die Blätter und die Knopsen, als wäre nix gewesen. Mir doch egal, ich lebe einfach weiter, aber sowas von!, ruft er Richtung Schloß. Und dass da oben in dem alten Gemäuer ausgerechnet eine psychosomatische Klinik untergebracht ist, hach, das ist ja fast symbolhaft, da wird der Baum gleich zur Metapher. Ich bin mehrfach um ihn drumherumgeschlichen und habe ihn gefragt, woher er die Kraft nimmt, aber er hat es mir leider nicht verraten, oder zumindest habe ich es nicht verstanden. Schön wars trotzdem.
Ich möchte an dieser Stelle nicht über das Wetter reden, nein, nein, nein, nur soviel: Badisch-Sibirien und der sogenannte Winterhauch am Katzenbuckel machen ihren Namen alle Ehre, seit Wochen. Umso schöner, dass im Büro die Heizung bullert. Ja, es sind die kleinen Dinge. So trocknen auch die Hundeklamotten etwas schneller, die dreimal täglich nass werden. Ist doch schön!
Eine Blogleserin hat mich angeschrieben, nach einem Beitrag über den hiesigen Pfarrer Magnani, der zu Kriegsende das kleine Dorf Hettingen gerettet hat, so wird es sich hier erzählt. Die Leserin schrieb, dass ihre Familie aus Gründen im Besitz einer ledernen Motorradjacke ist, die Magnani bei seinen Motorradtouren gerne trug, und dass eben diese Jacke bis heute geehrt und vorallem auch getragen wird, und das finde ich sehr schön. Ich liebe ja solche Geschichten.
Und als die Laune mal wieder Richtung Keller zu rauschen droht, bekomme ich den Hinweis auf ein paar Odenwälder Musikanten, die mangels Auftrittmöglichkeiten ein kleines Musikvideo gedreht haben, und meine Laune bessert sich augenblicklich, es geht ja kaum etwas über handgemachte Musik aus dem Odenwald, der vermeintlichen Provinz. Also, Lautsprecher aufdrehen, anhören, Laune heben lassen.