Die Buchener Marktstraße darf getrost als eine der kürzesten Fußgängerzonen der Welt bezeichnet werden, auch wenn mir das jetzt vielleicht Ärger mit dem Buchener Gemeinderat einbringt. Wie dem auch sei, jedenfalls kann man diese 100-Meter-lange Odenwälder Shoppingmeile definitv nicht mit dem Berliner Ku’damm oder dem Tauentzien vergleichen. Oder mit der Stuttgarter Königstraße oder wie die heißt. Man kann auch die Modegeschäfte in der anderen Fußgängerzone des Kreises, in Mosbach, oder sonstwo, nicht mit den Friedrichsstadt-Passagen vergleichen oder mit dem KaDeWe. Also, mal so rein Quadratmeter- und Besucheransturm-mäßig. Ja, da staunen Sie. Ich staune auch.

Nee, ich staune natürlich nicht, denn irgendwie hatte ich ohnehin so eine Ahnung, dass sich das Eine mit dem Anderen nicht vergleichen ließe. Ich kenne ja inzwischen beides quasi aus dem Effeff. Und doch bin ich heute anhand einer Pressemitteilung nochmal darauf aufmerksam gemacht worden, von keinem geringeren als dem Landrat des Kreises, und von einem Oberbürgermeister (Mosbach) und von einem Bürgermeister (Buchen) und von den Einzelhändlern beider Einkaufsstädtchen. So wörtlich haben die das nicht gesagt. Aber gemeint. Und das Ganze hat aber durchaus einen triftigen Hintergrund.

Und der geht so: Wenn in Pandemiezeiten wieder die Geschäfte geschlossen werden sollen, weil Inzidenz und so, dann möge man doch bitte in der Landes- und Bundespolitik mal einen Unterschied machen. Eben: zwischen dem KaDeWe in Berlin einerseits – und vermeintlich provinziellen Regionen andererseits.

Während sich an einem normalen Shoppingtag die Leute im KaDeWe gegenseitig auf die Füße treten und auf Rolltreppen drängeln, schieben, schubsen, Berliner, staunende Touristen, Kinder, schreiende Säuglinge, kläffende Hunde, muffige Luft und CoronaViren inklusive, – dann sind am selben Tag in manch einer gesamten Odenwälder Fußgängerzone eben wieder 50 – statt (bei geschlossenen Geschäften) fünf Menschen gleichzeitig schaufensterbummelnd auf der Shoppingmeile unterwegs. Und beim Kleider-Mathes in Buchen lassen sich Besucherströme auch besser dirigieren als im KaDeWe oder im Heidelberger Kaufhof, nur mal so als Beispiel. Nicht, dass ich eine Befürworterin des gepflegten Einkaufsbummels in Pandemiezeiten wäre, weit gefehlt, ich bin das nicht mal in normalen Zeiten, es geht hier um die Einordnung.

Der Begriff der überfüllten Innenstädte ist nämlich also durchaus dehnbar, falls Sie verstehen, was ich meine. Und der ländliche Raum müsse einmal mehr darunter leiden, dass die Ballungszentren zum Maß aller Dinge genommen werden. Sagen die hiesigen Kommunalpolitiker. Ich hätte es nicht besser formulieren können. Ein immerwiederkehrendes Thema, Sie als Großstädter hören das vielleicht nicht gerne, is aber so.

Wir wollen endlich wieder Stück für Stück in unser normales Leben zurückkehren, heißt es dazu noch in der Pressemitteilung geradezu flehentlich, und dem ist ja nun eigentlich nicht mehr viel hinzuzufügen. Ich für meinen Teil bin jedenfalls von dem ganzen Pandemiegehuddel inzwischen so genervt, dass ich nicht mehr weiß, ob ich weinen oder hysterisch kichern soll. Aber da macht es vermutlich ausnahmsweise mal keinen Unterschied, ob Großstadt oder Dorf. Naja, Sie wissen schon.

2 Kommentare zu “Let’s go shopping.”

  1. Beim Mattes hat früher die ganze Großsippe zu Besuch bei den Großeltern in A. eingekauft, vom Teenie bis zum Ältesten. Und das, weil dort keiner einem auf die Füße getreten ist und der Chef selber stundenlang alle Jeansmarken, die er im Laden hatte, zur Anprobe anschleppte. Ich hab dort mal ne Wendejacke gekauft, auf die hat mich jeder in der Millionenstadt angesprochen, so ausgefallen war die. Auch Schuhe wurden liebend gerne in der Buchener Fußgängerzone anprobiert und dann gleich mehrere Paare abgeschleppt. Und der Kellereiladen – der kam an Auswahl in Wohnaccessoires an die von Pesch heran, einst ein legendärer Einrichter bei uns hier, und das alles noch viel persönlicher!
    Ein Shopping-Erlebnis, das ich echt vermisse. Hier vermisse ich rein gar nichts.LG
    Astrid

  2. Stimme ich zu. Ich habe in unser Kleinstadt auch noch keine Warteschlange vor einem Geschäft entdeckt .

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