Nur, weil es hier ab und zu lustige Dinge nachzulesen gibt, heißt das übrigens nicht, dass wir grade alles durchweg lustig finden, nein, bewahre. Aber Humor ist ja bekanntlich, wenn man trotzdem lacht, und der alte Berliner Freund aus Jugendtagen macht auch immer die besten Witze, wenn es ihm am schlechtesten geht. Naja, Sie wissen schon.

So eine Pandemie ist doch wider Erwarten ziemlich anstrengend, man hätte es am Anfang nicht gedacht. Der Anfang, das ist ja nun auch schon fast ein Jahr her, und so langsam gehen auch wir auf dem sprichwörtlichen Zahnfleisch. Wir halten uns brav an alle Regeln, treffen seit Monaten so gut wie niemanden und vertrocknen dabei langsam aber sicher innerlich, wie es in (Klick!) diesem Artikel in der Zeit heißt, den fand ich durchaus lesenswert.

Eine dauernde bleierne Müdigkeit macht sich breit, sie meldet sich morgens beim Aufstehen und begleitet uns durch den Tag, um sich dann allerdings abends wieder zu verabschieden. Dann liege ich im Bett und kann nicht schlafen und frage mich, wo die blöde Müdigkeit wohl hin ist. Der verehrte Herr Buddenbohm kennt das alles in verschärfter Form, Sie sollten in seinem Blog mitlesen, man weiß allerdings seit einiger Zeit nicht mehr, ob man bei seinen großartigen Texten lachen oder weinen soll. Mir jedenfalls bleibt das Lachen zunehmend im Halse stecken.

Uns geht es dagegen geradezu Zucker, großes Haus und großer Garten, Natur drumherum, kein Home-office, kein Home-schooling, keine zu-bespaßenden Teenager im Haus. Wenn andere über das Hüh und Hott der wahlkämpfenden baden-württembergischen Kultusministerin verzweifeln, kann uns das alles vergleichsweise egal sein, Hunde, Katzen und Hühner brauchen weder Bildungspläne noch Präsenzpflichtdiskussionen. Wir schütteln den Kopf darüber, und über vieles andere auch, wir lassen ihn wahlweise auch auf die Tischplatte knallen, aber es betrifft uns alles nicht existenziell. Gottlob.

Wir machen nicht mal bei den Empörungs-Festspielen mit, alle Welt meint sich lautstark empören zu müssen, über dieses und jenes, eigentlich über alles, es wird gemault und geschimpft, mit siebzehn fettgedruckten Ausrufezeichen hinter jedem Satz. Wenn sich mit Empörung Energie erzeugen ließe, bräuchten wir in Deutschland derzeit weder Atomkraftwerke noch Solaranlagen. Diesen Spruch habe ich neulich irgendwo aufgeschnappt, ich fand ihn durchaus passend.

(Doch, manches finde auch ich empörenswert, so ist es ja nicht, empörenswert, ungerecht und widersinnig. Wahlweise zum Verzweifeln, die Liste ist lang, aber ich versuche, bei Diskussionen ohne krakeelende Grossbuchstaben und eine Familienpackung Ausrufezeichen auszukommen, im tatsächlichen wie im übertragenen Sinne.)

Aber das Virus hat uns fest im Griff, auch hier, in der vermeintlichen Idylle. Es schleicht durchs Hirn und auch durchs Unterbewußtsein, morgens, mittags, abends, und noch viel schlimmer: durchs Dorf und durch die Nachbardörfer. Es packt sich hier Einen, und da einen Anderen, und inzwischen weiß ich die Namen mehrerer Corona-Opfer, man kennt sich schließlich auf dem Lande, und sei es nur vom Hörensagen. Jahahahaaaa, sagen dann einige ganz Oberschlaue, ist derjenige denn an oder nur mit Corona gestorben? Wissen Sie was? Das ist mir scheißegal. Man muß es in dieser Deutlichkeit sagen. Es gibt erst eine Qual, dann eine Beerdigung, Kummer und Leid, und alleine das ist es, was zählt.

Wir halten uns also brav weiter an alle möglichen Regeln, so merkwürdig sie uns auch manchmal vorkommen mögen, wir vertrocknen ein bißchen innerlich, wir vermissen befreites Lachen und herzliche Umarmungen, wir vermissen die Gespräche mit Freunden am vollbesetzten Esstisch, das spontane Treffen zum Kaffee, die Überraschungsbesuche, ja, sogar die, ich staune selber. Die Blasmusik mit Flaschenbier, das kalauernde Bauerntheater, das kleine Kirchenkonzert.

Ganz vielleicht können wir dadurch einen einzigen Kummer, ein Leid, einen Tod verhindern, ganz vielleicht. Und das Wörtchen Vielleicht ist es mir schon wert.

Ein Flügelschlag im Schnee.

Die Bilder sind alle heute bei der Hunderunde gegenüber von Wagenschwend entstanden. Ja, es hat wieder geschneit.

5 Kommentare zu “Ach, ach.”

  1. Ich denke das es kein großes Opfer ist, alles zu tun um die Pandemie zu besiegen. Eine Nachbarin sagte mir dem Krieg konnten sie nicht ausweichen, aber Corona schon. Heutzutage Jammern viel zu viele auf hohem Niveau. Solange man zu essen und zu trinken hat ein Dach über dem Kopf, und alles gesund ist, sollte man sich glücklich schätzen, es gibt viele auf der Welt für die das ein Reichtum wäre. Aber Humor und lachen, das sollte man sich auch in düsteren Zeiten bewahren, nur so kann man auch schlechte Zeiten überstehen. Wie Du schon erwähnt hast,Humor ist wenn man trotzdem Lacht. ich wünsche Dir ein schönes Wochenende und freue mich schon auf Deinen nächsten Blog Eintrag. LG Jutta.

  2. Dem Beitrag ist nichts hinzu zu fügen…mit dem was man hat zufrieden zu sein…das Dach überm Kopf..die heiße Dusche täglich..das warme Bett…die warme Wohnung…sich an den kleinen Dingen erfreuen…wie die schönen Beitäge von Friederike..bleibt fröhlich…und zufrieden…..??

  3. Da ist es wieder, das magische Badisch Sibirien…
    Dort wie hier die ähnliche Stimmungslage, die ähnliche Haltung und Herangehensweise.
    Diese Woche mit Mascha Kaléko verbracht. Sie hat so recht:“Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur/ Doch mit dem Tod der andern muß man leben.“
    Es sind ja nicht nur die über fünzigtausend…
    Bleibt gesund!
    Gruß aus Köln!
    Astrid

  4. <3 <– mit viel Sympathy aus der Blognachbarschaft geschickt

    Genau, das "vielleicht"! Die Worte von Mascha Kaléko, die Astrid in ihrem Kommentar zitiert, sind mir diese Woche auch durch den Kopf gegangen.

    Und so tolle Fotos!

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