Unterwegs in herbstlicher Landschaft. Dabei war die Zeit heute knapp, denn Freund Mortimer, das Sturmtief, hat am Haus leider Spuren hinterlassen. Eine ganze Efeu-Wand heruntergerissen, der dumme Hund, bis ins erste Stockwerk war sie schon emporgekrochen in den vergangenen fast 15 Jahren.
Den Zugang zum Briefkasten musste ich mit der Machete freihauen, wie so eine Mischung aus wildgewordener Landfrau und Odenwälder Amazone, naja, Sie wissen schon. Jedenfalls hat das Zeit gekostet, die ich doch eigentlich zum Fotografieren nutzen wollte. Jetzt müssen Sie halt mit ein paar Ritschratschpocket-Aufnahmen vorlieb nehmen.
Aus unerfindlichen Gründen erinnerte ich mich heute an meine ersten beiden Konzert-Besuche in der Berliner Waldbühne, die ist vielleicht einigen ein Begriff. Mein großer Bruder schleppte mich als Kind mit zu Mikis Theodorakis, der liebe Himmel weiß, warum. Er meinte es vermutlich gut, ich fand es furchtbar. Nur die Szenerie fand ich grandios. Und genoss sie ein paar Jahre später zum zweiten Mal bewußt bei einem Elton John-Konzert. Elton John finde ich immer noch, naja, ganz gut, und Mikis Theodorakis musste ich für mich entdecken.
Mein Bruder schleppte mich eines Tages, vielleicht sogar mehrmals, auch mit zu Hertha ins Olympiastadion. Ich erinnere mich an einen blauweißen Wollschal und eine ebensolche Bommelmütze, ich sang stoisch Ha-Ho-He, Hertha liegt im Schnee!, aber vermutlich aufgrund meines damals zarten Alters nahm mir das niemand ernsthaft übel, jedenfalls überstand ich den Fußballnachmittag im Olympi unversehrt.
Die Zeiten und die Wohnorte haben sich geändert, meine kulturellen Genüsse ziehe ich heute unter anderem aus Chor-Konzerten im Vereinsheim oder Dorffesten. Gestern zum Beispiel das im Museum Wagenschwend, ja, es war ein ganz herrlicher Tag, Sie können das (Klick!) hier nochmal nachgucken bei Bedarf.
Und sportlich war ich dabei auch unterwegs. Nicht wie damals im Olympi, aber immerhin. Spül- und Aufräumdienst, ein paar Stunden lang, bis dann die Bandscheiben sangen. Nicht wie Elton John in der Waldbühne, aber immerhin.
Und bis tief in die Nacht habe ich dann daheim den Grill geschrubbt, über den im Laufe des Tages gefühlt 2000 Bratwürstchen gerutscht waren, ich wirbelte drei Stunden lang mit allerlei Chemie und einem Drahtschwamm. Wie so eine echte Odenwälderin.
(ok, dass mir beim Schrubben der gigantische gußeiserne Grill mit seinem gefühlt 30 Kilo leider irgendwie extrem unsanft auf den Finger gefallen ist, und der sich nun wiederum in allen Farben des Regenbogens präsentiert und schmerzt wie Harry, das verschweigen wir an dieser Stelle, das wäre einer echten Odenwälderin natürlich nicht passiert.)
Und weil wir es von Mikis Theodorakis hatten, und George Moustaki so ähnlich klingt, und weil Sie vielleicht irgendwann mal wieder Urlaub in Frankreich machen, will ich Ihnen dieses hippe Musik-Video von 1970 nicht vorenthalten. Das Beste wird sein, sie schließen einfach die Augen und genießen bei einem Café au Lait.
15 Jahre? Vergiß bitte, was ich als Trost gedacht hatte. Daß Du dann geknickt bist, wenn ein Sturm die Pracht herunterreißt, versteht man dann.
Mikis & Moustaki un schaffe wie im Oudewald – Vorstellung, die mich schmunzeln macht.
Gute Ncht & gute Besserung!
Astrid