Wenn Sie mal einen Cappuccino mit der vielleicht schönsten Aussicht im Odenwald trinken möchten, dann sollten Sie bei Gelegenheit auf den Katzenbuckel fahren. Höchster Berg im Oudewald, erloschener Vulkan und so, naja, Sie wissen schon. Da gibts die Turmschenke, und da kann man bei gutem Wetter draußen sitzen und in die Gegend glotzen. Ich kann das sehr empfehlen, sowohl den Cappuccino wie auch die großartige Aussicht.

Draußen nur Kännchen ist hier inzwischen nicht mehr gastronomisches Gesetz, gottlob, das ist ja sonst hierzulande noch durchaus üblich. Genauso üblich wie Toast Hawaii, den manche schon für ausgestorben halten. Aber es gibt ihn noch, ehrlich!, hier, im Odenwald. Ja, da staunen Sie! Ob die Turmschenke den auch auf der Karte hat, muss ich direkt mal schauen. Das Essen hier ist aber insgesamt prima.

Aber ich schweife ab. Was ich eigentlich sagen wollte: Wer in diesen Tagen vielleicht wirklich nur ein Tässchen da oben trinken möchte, sollte sich dennoch die Kannen nicht entgehen lassen. Die Europäischen Seekannen. Die blühen grade auf dem See am Katzenbuckel, einen (jawoll!) Katzen-Sprung von der Gastwirtschaft entfernt.

Ich hatte zugegebenermaßen in meinem ganzen Leben noch nie etwas von der Europäischen Seekanne gehört, aber bei Fachleuten ist die kleine gelbe Schönheit ziemlich berühmt. Die war sogar schon mal Wasserpflanze des Jahres, das kann ja nun auch nicht jeder von sich behaupten. Und so großflächig wie aktuell am Katzenbuckelsee sieht man sie angeblich nur äußerst selten. Wie ein gelb-grüner Teppich aus zu heiß gewaschenen und eingelaufenen Seerosen liegt sie da, auf der einen Seite des Sees im glasklaren Wasser.

Seh’n Se!, wieder was gelernt. Kein Tag ohne Horizonterweiterung, pflegt Freundin A. zu sagen, und ich finde diesen Spruch ja immer wieder großartig. Die Kannen-Horizont-Erweiterung habe ich einem Hinweis zu verdanken, der wiederum auf einen Fotografen aus der Nachbargemeinde verwies. Den kannte ich ja nun auch noch nicht, schlimm genug, seine Fotos sind toll, schauen Sie da mal vorbei. Da wird es offensichtlich Zeit für eine neue Horizonterweiterung.

P.S. Beim Cappuccino vorhin hielt ein alter Odenwälder am Nachbartisch uns offenbar für Durchreisende. Für Touristen sozusagen. Ich meine: Geht’s noch? Oder sollte ich das als Kompliment nehmen? Ach, es ist kompliziert.

Er erklärte uns jedenfalls dieses und jenes über den Odenwald und die gesamte Region, und er tat das in einer durchaus sympathischen Art. Bis sich dann herausstellte, dass wir mitnichten hier nur zu Besuch, sondern zuhause sind, in Balsbach, ganz genau gesagt. Balschboch?? Wie kamma dann do wohne‘?, fragte er mit ehrlich entsetzter Miene. Des is mir u’vaschtändlisch. Irgendwie so in der Art, ich kriege die Verschriftlichung des Dialektes ja nie hin. Jedenfalls wurden wir dann etwas wortkarg, haben sehr bald bezahlt und sind nach Hause gefahren. Naja, Sie wissen schon.

2 Kommentare zu “Draußen nur Kannen.”

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