Die Dorfbevölkerung war eingeladen dieser Tage, den Hinweis hatte ich im Amtsblättchen gelesen. Es ging um ein erstes Kennenlern-Gedöns mit den neuen Nachbarn hier im klitzekleinen Ort. In diesem Ort, tief in der vermeintlichen Provinz, der ausser einer kleinen Kreuzung, einem gelben Briefkasten und einer Gastwirtschaft auf den ersten Blick nicht wirklich viel zu bieten hat. Mittendrin, im alten Dorfschulhaus, wohnen seit nicht mal zwei Wochen zwölf Männer aus Subsahara-Afrika. Zu Kolonialzeiten nannte man das Schwarzafrika – Togo, Gambia, Somalia, auch Eritreer sind dabei.

Als ich ein bißchen überpünktlich ankomme, warten hoffnungsvoll und zuversichtlich ein paar wenige leere Stühle im Raum, und überhaupt ist es sehr leer, so insgesamt. Während ich noch unschlüssig herumstehe, kommen der Ortsvorsteher und der Bürgermeister, und dann diese und jene, und der und der und die und die, und plötzlich müssen mehr Stühle her, und immer mehr Menschen kommen, vom Kleinkind bis zur Rentnerin, und es werden Stühle geschleppt und gerückt, und dann muß der schicke neue Rolladen-Raumteiler hochgerollt werden, um den Saal zu vergrößern, und immer mehr Leute kommen, und es werden immer mehr Stühle geschleppt und Stühle gerückt.

Am Ende sind es 30 oder 40 Leute aus dem 300-Seelendorf, die kennenlernen und vielleicht auch Hilfe anbieten wollen. Zehn Prozent der Gesamtbevölkerung, mal so ganz grob gerechnet. Und am Ende gibt es konkrete Hilfsangebote und einen kleinen Helferkreis und eine Liste, in die alle anderen eintragen sollen, ob und wie auch sie die neuen Nachbarn unterstützen können.

Falls Sie jetzt auf eine Pointe warten: Es gibt keine.

Ich wollte das einfach mal nur so erzählt haben. Aus Gründen.

 

 

 

 

 

3 Kommentare zu “Subsahara.”

  1. Hi. Guter Beitrag. Nötig, wie es scheint. Aus Gründen. Und Pointen haben die Tiergeschichten doch ganz oft hier. Bei Menschen gibt es die weniger…
    Liebe Grüße
    Nina

  2. Ohh, wir hatten auch einen vollen Saal……allerdings ging es damals darum, ob überhaupt Flüchtlinge aufgenommen werden können. Und wie erleichtert alle waren, als es hieß: wir haben – leider – keinen Wohnraum…..!Aber ein paar Kilometer weiter ging es dann doch und daraus entwickelte sich zum Glück eine noch immer bestehende interkulturelle Initiative.
    Nur der Blick auf mein Dorf, der hatte sich verändert…..

  3. Im Prinzip ist das genau das, was auch ich mir immer denke. Wenn Integration funktioniert, dann aufm Dorf, da wo jeder jeden kennt. Wo man einfach mal jemanden mitnehmen kann zum nächsten Fußballplatz oder Kegelabend. Nicht irgendwo in einer Massenunterkunft am Rande irgendeiner Stadt. Da baut man keine Barrieren ab, sondern auf….. Finds toll, auch von ganzen Ort. So gehts und nicht anders. Aus Gründen.

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