Auf dem Programm stand an diesem Sonntag die Einweihung des sanierten Vereinsheimes im Dorf, da musste ich natürlich hin, das ist ja Ehrensache. Saniertes Vereinsheim heißt hierzulande in der Regel: jede Menge freiwillige Helfer, tausende von ehrenamtlichen Arbeitsstunden, Geldspenden aus der Bevölkerung, und Sachspenden dazu.
Sowas würde in der Großstadt gar nicht funktionieren, sagt der Herr Minister in seinem Grußwort, und wie immer hat er recht, und alle applaudieren. Wahrscheinlich gibt es kaum eine Familie im Dorf, die nicht in irgendeiner Form mitgeholfen hat bei der Sanierung.
Heute also wird gefeiert, mit allem Pipapo, mit Grußworten und Dankesreden, mit einem Diakon, der das Gebäude weiht, mit Großer Gott wir loben Dich und Vaterunser, wie das auf dem Lande halt so geht, mit Steak und Bier und mit Kaffee und Kuchen.
Zwischendurch möchte ich aufspringen und rufen Hey Leute, Ihr seid super, ich weiß das, ich bin aus der Großstadt, Ihr seid so wunderbar weit weg von dieser Scheiß-egal-Mentalität, Ihr kümmert Euch, Ihr packt mit an!, und ich sehe mich im Geiste auf den sorgfältig geschmückten Tisch steigen und im schick sanierten Vereinsheim eine flammende Rede für das bürgerschaftliche Engagement in der vermeintlichen Provinz halten, und auf all jene schimpfen, die sich faul zurücklehnen und sagen Pffff….soll der Staat doch machen! Soll die Stadt doch zahlen!
Ich kann mich – Sie ahnen es – gerade noch beherrschen, was sollten denn die Leute denken?, ich bleibe schön auf meinem Stühlchen sitzen und lausche dem Liederkranz und den freundlichen Grußworten des Ministers und des Bürgermeisters und denke mir meinen Teil, ganz still, ohne flammende Rede.
Dann wird noch ein Lied gesungen, das behauptet, dass jeder in den Himmel komme, der in unsrem Dörfchen wohnt, und einer raunt mir grinsend zu Das gilt auch für Evangelische! Und am Ende esse ich ein Stück Käsekuchen, den irgendeine Nachbarin gebacken und hier hergeschleppt hat, in so einem Torten-Trage-Dingens, wie es sie hier wohl in jedem Haushalt gibt, bloß in meinem nicht, und dann gehe ich nach Hause.
Und der Rest des Sonntags so: