Nur mal so eingestreut.
Weil es doch mit mir umgeht.
Morgens um Sieben ist die Welt im Odenwald noch in Ordnung. Und das Dorf menschenleer. (Tagsüber sieht es auch nicht viel anders aus, aber das ist eine andere Geschichte.)
Seit acht Jahren gehe ich diese Straße jeden Morgen entlang. Mutterseelenallein. Mal hin, mal zurück. Zu Beginn oder am Ende der großen Morgenrunde. Rechts das Hündchen, links der Hund.
Seit fast 3000 Tagen begegnen mir immer wieder die selben Autos der selben Menschen. Der junge Kerl, mit dem ich neulich sogar ein gutes Stündchen an seinem Ziegengehege geplaudert habe. Der Mann , der schon ein paarmal in unserem Haus zu Gast war. Der fröhliche Rentner (der schon bei uns klassiche Musik zum Besten gegeben hat), auf dem motorisierten Weg zum Bäcker. Die Frau, neben der ich beim Dorffest auf der Bierbank gehockt habe. Und, und, und.
Und?
Nix. Kein Gruß, kein Hup, kein Wink.
Blick starr geradeaus.
Die sehen wir einfach nicht.
Wenn die nicht zuerst grüßt, grüßen wir auch nicht.
Wir grüßen erst, wenn die grüßt.
So einfach ist das.
Doch: es gibt welche, die grüßen beim Vorbeifahren. Von sich aus. Wenige. Immer: Die polnischen Arbeiter, die für den Bauunternehmer am Rand des Dorfes schuften. Die grüßen und hupen und winken und lachen, bevor der Tag noch richtig aufgewacht ist. Neulich hat sich einer grinsend aus dem LKW-Fenster gelehnt, Polnisch-Deutsch-Kurpfälzisch-Odenwälderisch: „Keen Wunnerrr, daß ma Disch in Rrrradio net heerrrrt, wann Du hierrrr bleed rrrrumschlappe tust“.
Die duzen mich sogar.