…aber warum gibts denn hier im Odenwald nur noch so wenige Gasthäuser?
Gestern wars mal wieder soweit. Fragt irgendsoein armer Irrer in die Zugereisten-Runde: „Mensch, wolln wir nicht grad irgendwo noch schnell was essen gehen?“.
Grad. Irgendwo. Schnell.
Also….ääh… räusper…pffft…
In manchen Gegenden hier im Odenwald muß man inzwischen lange suchen, wenn man mittags oder abends ein warmes Essen essen oder ein kühles Bier trinken möchte. Und vielerorts sucht man ganz vergeblich. Mal eben auf eine Latte Macchiato ins Cafe gehen? Auf ein Radler oder Schnitzel rasch in den Biergarten?
Ha! Ha! Ha! Selten so gelacht.
Gastronomische Vielfalt: Fehlanzeige. Dafür immer öfter verrammelte Türen und „Zu verkaufen“-Schilder in den Fenstern. Wer abends einfach mal was essen gehen will, womöglich noch „gepflegt“, der muß mitunter schon Fahrten von 15 bis 20 Kilometer in Kauf nehmen. Die kulinarische Spontaneität bleibt da bisweilen auf der Strecke. Oder die Hungernden und Dürstenden haben die Qual der Wahl: eine halbe Stunde Richtung Norden fahren – oder 30 Minuten Richtung Süden?
Allein in den vergangenen fünf Jahren hat im Landkreis jede vierte Gastwirtschaft schließen müssen. Das rechnet der DeHoGa vor, der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband. In einem Gebiet halb so groß wie das Saarland gibt’s gerade noch 184 Gasthäuser.
Woran liegts? Das Thema ist – wie immer – leider vielschichtig. Gastronomische Highlights aus den 50ern, gepaart mit abgewetztem Blümchenmustern, rosa Dekostores und aktuellen Preisen – die Kombination zieht halt nicht, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Dazu kommt die Promillegrenze – fahren muß man schließlich immer in die Kneipe, und zuhause trinken ist billiger und schont den Führerschein.
Und dann sind da noch die Dorfgemeinschaftshäuser. Oft riesige Gebäude mit jeder Menge Nebenräumen, schicken Klos und hochmodernen Küchen. Wie gemacht für bierselige Vereinsfeier und schunkelndes Familienfest. Nach der baden-württembergischen Kommunalreform der 70er Jahre bekam jedes noch so kleine Nest ein solches Dorfgemeinschaftshaus – zum Dank an alle, die sich nicht gegen die erzwungene Eingemeindung wehrten und der Verwaltung also keinen Ärger machten.
In manchen Gemeinden im Odenwald sind die Dorfgemeinschaftshäuser heute das, was früher das Gasthaus war: Treffpunkt zum Feiern, essen, trinken. Jedes Wochenende brummt es hier. Der Wirt am Ort guckt in die Röhre und staubt derweil die leeren Tische ab.
So einfach ist das.
Im südhessischen Teil vom Odenwald gibt es ähnliche Probleme, dort sind die Gastronomen alt und es gibt keine Nachfolger. Im Odenwaldkreis ist von den 419 Kleingewerbetreibenden in der Hotel- und Gaststättenbranche fast ein Drittel 60 Jahre oder älter, im Landkreis Bergstraße liegt ihr Anteil bei 44 Prozent. Mehr als jeder Fünfte der 475 Gastronomen ist dort sogar 66 Jahre oder älter, hat eine Studie der IHK Darmstadt ergeben. Es ist also auch nur eine Frage der Zeit, wann dort immer mehr Gaststätten verrammelt sind.
Aber irgendwie muß es ja auch an uns als „Kundschaft“ liegen. oder?