Was machst Du eigentlich den ganzen Tag? kurz wmdedgt, das will traditionell am Fünften eines jeden Monats die Frau Brüllen von uns wissen, und ich frage mich das eigentlich auch an allen anderen Tagen eines jeden Monats. Und heute wieder ganz besonders. Erster Tag nach einem Urlaub, mehr muß man dazu wohl nicht sagen. Aber immerhin: ich tue was, das tat ich ja bisher noch nie, wenn die Frau Brüllen fragte.
Der Urlaub war zu kurz, so viel steht fest, das ganze Jahr war bisher reichlich murksig. Dafür entschädigt uns heute früh die morgendliche Aussicht auf dem Weg zur Arbeit.
Im Büro Eins dann Aussicht auf die Berge: PostBerge, MailBerge, AnrufbeantworterBerge. 20 Anrufe abgehört, mal mehr, mal weniger gestammelt, eintausendzwanzig Mails gelöscht, zwei Drittel davon ungelesen. Fast bereue ich, überhaupt in Urlaub gewesen zu sein. Kennt man ja.
Gefühlte 1,2 mio Telefonate, Termine ausmachen für die kommenden Wochen, Themen recherchieren, nach-dem-Urlaub fühlt sich immer an wie komplett-bei-Null-anfangen, Wie läuft die Maisernte, was machen die Flüchtlinge im Landkreis, wie stehen die Kliniken finanziell da, was ist das AlleeProjekt des Nabu und wann kommt der Fritze endlich mit dem Teppichreiniger, der Teppich sieht ja furchtbar aus, und wieso funzt das iphone-update nicht, himmelherrgottkruzidingsbums, Fragen beantworten, Besucher an der Bürotür empfangen. Nein, ich habe keine festen Bürozeiten, Sie finden mich mal hier, mal da, mal anderswo, das ist in meinem Job halt so, ja, tut mir leid, daß Sie mich nicht erreicht haben, ich war in Urlaub, Sie müssen mich deswegen nicht beschimpfen, auch wenn Sie Ihren Rundfunkbeitrag regelmäßig zahlen.
Nein, langweilig wirds einem nicht, nach zwei Wochen Urlaub, sag ich doch.
Mittagszeit, der Hund will raus, ich will das auch. Und muß ja eh noch ans andere Ende des Landkreises, 30 Kilometer fahren, zum Zweitbüro, das vielleicht in Wirklichkeit das Erst-Büro ist, wer weiß das schon. Also das Angenehme mit dem Nützlichen ver-binden und die Wanderschuhe zu-binden und die Büroschühchen in den Kofferraum und dann zwischen den Büros ein knappes Stündchen laufen im Wald und an den Feldern entlang, und darüber nachdenken, daß das bei mancher Nerverei ein Traumjob ist, an einem Traum-Standort. So gesehen.
Im ZweitBüro, das vielleicht in Wirklichkeit das ErstBüro ist, wer weiß das schon, da warten wieder Berge Post, da steht die dicke Luft, so ist das, wenn man weder Vertretung noch Kollegen hat, wenn niemand da ist, weit und breit nicht. Das hat seine Nachteile, das hat aber auch Vorteile. Zum Einzelkämpfer muß man aber schon geboren sein.
Gebirge abgetragen, Büro durchgelüftet, online Zeitungen der vergangenen zwei Wochen durchgeschaut, dafür wird man ja schließlich auch bezahlt, Spaß macht das nicht immer.
Und weil das hier kein ArbeitsLebenBlog, sondern das LandLebenBlog ist: Feierabend gemacht und daheim Äpfel geerntet, kiloweise, was sage ich, tonnenweise. Für den Wintervorrat und die Saftpresse.
Hund gefüttert und Hühner versorgt, Mausefallen kontrolliert, was man halt so macht nach Feierabend auf dem Lande. Jetzt schwirrt der Kopf und die Bandscheiben singen, und in der Küche warten ein freundliches Hähnchen aus der Nachbarschaft, an Estragonrahm – das Hähnchen, nicht die Nachbarschaft -, und ein kühles Hefeweizen.
So lob ich mir den Tagesausklang.
P.S. Während des Estragonhuhns um kurz vor 21 Uhr dann noch der Anruf eines Kommunalpolitikers aus der Region. Ob ich dieser Tage eine größere Veranstaltung moderieren könnte. Ich werde darüber nachdenken. Ebenso wie über die Idee, hier mal eine Rubrik „Aus der Zentrale des Wahnsinns“ einzuführen.
Ganz schöner Tagesablauf, Wahnsinn was da alles zusammen kommt und dann die
Belohnung mit dem Estragonhuhn, besser kann der Tag doch gar nicht Enden, oder?
Naja, siehe Nachtrag.
Klingt aber trotzdem nach einem guten Job. Da kann ich als Zeitarbeiter ohne Perspektive und mit ständiger Gefahr, einen Arschtritt zu kriegen, echt neidisch werden…
Ja, ich will nicht klagen.
Ah, Du hast auch dieses blöde Telefon mit den unmöglichen Ziffern.
Frage mich, wer diese Zahlen designt hat.
Ab einem bestimmten Winkel kann man nämlich diese Zahlen nicht mehr unterscheiden.
Weil 2 wie 5 wie 8 aussieht.
Die Schrift verliert ihre Funktion.
Und ich hatte gedacht, es liegt am Alter und den Augen…
hier, auf deinem landlebenblog, fühle ich mich wie zuhause.
grüsse vom campo in andalusien
geno
Na, das freut mich!