Der kleine Wanderzirkus, der in einem der Nachbarorte seine Zelte aufschlägt, ist gar nicht mysteriös, ich habe das neulich im Vorbeifahren als Ländliches Stillleben fotografiert, es gibt ja hier auf dem Blog sogar eine ganze Seite mit Ländlichen Stillleben, die immer wieder aktualisiert wird. Also nicht, dass es hinterher heißt, Sie hätten von nix gewusst.

Wie ich jetzt die Kurve zum eigentlichen heutigen Thema kriegen soll, weiß ich auch nicht, jedenfalls sieht man im Sommer bei gutem Wetter immer mal Radfahrer im Odenwald. Die Rede soll hier von den ganz normalen Freizeitradlern und Ausflüglern sein; nicht von den Rennfahrern im hautengen Dress, die mit Helm und Schutzbrille immer ein bisschen an eine Kampfwespe auf Speed erinnern.

Also: Die fröhlichen Freizeitradler. Mann und Frau, oder gerne auch Vati, Mutti und die Kinder. Und immer (immer) fährt der Mann voraus. Oder Vati halt. Immer. Ehefrau, Mutti und die Kinder kommen hinten nach. Sehr mysteriös.

Wir haben dieses Thema im Bekanntenkreis schon mehrfach abendfüllend erörtert, kommen aber zu keinem Ergebnis. Ist das ein ländliches Phänomen? Oder fährt auch der großstädtische Vati immer vorneweg? Übernimmt auch der neue, softe Hipster-Mann bei Fahrradtouren gleich die Führung, oder lässt er auch mal Mutti vor? Muss Mutti eine garstige Emanze sein, um vorneweg zu preschen? Ist die Frau vielleicht ganz froh, wenn endlich mal der Mann die Fahrradführungsrolle übernimmt, weil er sonst zu gar nichts nutze scheint?

Fragen über Fragen.

Im Bekanntenkreis hat sich nach eingehenden Diskussionen folgende These durchgesetzt: Das Phänomen ist weder großstädtisch noch ländlich, es ist vermutlich ein weltweit zu beobachtendes, evolutionsbedingtes Ding. Der Mann als Beschützer, als Kundschafter und Jäger. Wie in der Steinzeit. Manche Dinge ändern sich ja nicht.

Demnach sind vielleicht schon die Neandertaler-Männer bei sonntäglichen Fahrradtouren vorneweg gefahren, zum Schutze der Familie. Falls ein Säbelzahntiger ihren Radweg kreuzt, oder ein Brontosaurus oder wasweissich. Es hätte dann also etwas mit einer Jahrmillionen alten, genetischen Veranlagung zu tun, mit einer Rollenverteilung, die schon im Überlebenskampf der Bronzezeit viel Sinn machte, mit der Ursuppe, aus der wir alle irgendwann entstanden sind.

Ich werde mal recherchieren, ob es dazu nicht vielleicht schon internationale vergleichende Studien gibt, das wäre doch gelacht, wenn sich noch kein Wissenschaftler mit diesem Thema je beschäftigt hätte. Ich werde also mal das Internet durchforsten. Wir haben ja sonst nix zu tun, an langen Sommerabenden auf dem Lande, Naja, Sie wissen schon.

14 Kommentare zu “Ein Mysterium.”

  1. … ich bin gespannt, was die Recherche ergibt…bitte auf jeden Fall hier mitteilen. Danke schon mal!

  2. Kampfwespe auf Speed. Juchz.
    Äh , mein Mann fährt auch meistens vorne, weil a) 30 cm größer und ergo lääängere Beine=Hebel=Tretkraft und b) einfach ein Speedfahrer in normalo Klamotten (fragense nicht, wie der morgens zwischen Bahnpendelnden, verpeilten TaxifahreInnen, smartfonglotzenden Schulkindern und der Straßenbahn zur Uni hochprescht!) und c)ich meistens e bissje entspannter fahre (bilde ich mir jedenfalls ein. Bis auf neulich, da hab ich einen dumm-daher-auf-der-falschen-Straßenseite sich in die Kurve legenden Autofahrer aber so was von angebrüllt, aber so was! Öhem, Adrenalin, weil knapp Kühler verfehlt. ) Ich lass ihn vorneweg fahren, dann muss ich mir nicht anhören, dass ich zu langsam bin und wenn er mir zu schnell wird, brüll ich aus Leibeskräften WARTE. Schick ich das jetzt ab? Kopfkratz und kicher. aber ja doch. Für das liebstgelesene rasende Reporterinnenlandei.

  3. Die Stillebenseite ist zum Kullern. besonders die kirchlichen…. das Kniekissen!
    regenduftende Abendgrüße vom Rhein.

  4. „schon die Neandertaler-Männer bei sonntäglichen Fahrradtouren vorneweg gefahren“
    Fred Feuerstein. Yabba Dabba Doo!

  5. Ich fahre hinterher, weil ich keine Diskussionen um den besten Weg haben will. Dann drehen wir halt ein paarmal um… immer kommentarlos bitte. so hält die Beziegung bisher 38 Jahre.

  6. Falls du schon eine Regel gefunden hast, hier gleich die Ausnahme:
    Bei uns radelt Frau vorne und hinten (2 Mütter), aber immer ich vorne. Da sind sich irgendwie alle einig, frag nicht, warum. Dafür gibt’s in der Mitte Streit! Tochter verdonnert Sohn zum 2. Platz und schimpft dann vom 3. Platz, dass er zu lahm ist. Und es ist seine Schuld, wenn sie in ihn rein fährt…
    Beim Wandern bin übrigens ich meist hinten.
    Mit diesen Gedanken, viel Spaß beim Recherchieren! 😁

  7. Hier im Norden, an der Schlei, kann ich eine viele Erfahrungsdaten zu Studie beitragen. Ich wohne direkt an einer sehr beliebten touristischen Radroute. Durchschnitt an einem nicht zu heißen Sommertag: 80-100 Radfahrer pro Stunde. Die Beobachtung kann ich nur unterstützen und weiter ausbauen: Mann IMMER vorn. Meistens auch nach vorn etwas an die dahinter folgende Gattin brüllen, die dann etwas atemlos eine Antwort nach vorn brüllt.
    Darüber hinaus: bei Paaren scheint es überwiegend Pflicht zu sein in gleichfarbiger Warnweste und Ausstattung unterwegs zu sein. Bloß keine Individualität!
    Die norddeutsche Hypothese dazu: es ist muss, wie beim Memory ganz eindeutig sein, wer da zu wem gehört.

  8. Ähm ja, Hempels tanzen oder radeln auch hier aus der Reihe. Ich radele immer vorneweg, bin ja deutlich kleiner, der Mann guckt einfach über mich hinweg.
    Und wer schon Bescheid weiß, dass Teams dann am effizientesten sind, wenn sie sich am „schwächsten “ Glied orientieren (Critical Chain), derjenige oder diejenige weiß heute schon, dass es es dann flutscht, wenn dieses „Glied“ den Takt vorgibt!
    Liebe Grüße!

  9. Jaaaaaa … ich auch. Ich radel auch meistens vorweg. WEIL: Der Navigationsgeräääät hängt an meinem Lenker. Meine Frau hat da keine Lust zu. Nebeneinander gerne, wenn‘s passt. Also vom Platz her. Die Gefahr, von so einem Rennradraketenmenschen umgefahren zu werden, ist einfach zu groß. Denn die ballern überwiegend in Lichtgeschwindigkeit an einem vorbei. Ohne Vorwarnung. Da reicht es dann, wenn nur einer von uns vor Schreck umfällt. Und sollte mal ein Säbelzahntiger umme Ecke kommen, kriegen wir das schon gewuppt. Der ist nicht so gefährlich wie manch Rennradmensch.

  10. Das mit der Reihenfolge scheint schon so eine Art evolutionäres Ding zu sein oder einfach, dass Männer immer die Ersten sein wollen. Vielleicht lag es „früher“ aber auch daran, dass Frauen nun einmal die Nachkommen anfangs ernähren und es daher weder sonderlich sinnvoll ist, den Nachwuchs von den Männern säugen zu lassen noch selbigen beim Erkunden unbekannten Terrains mit sich spazieren zu tragen. Welche Rolle es bei den Radfahrenden spielt, wenn eine Frau anführt, darüber mache ich mir keinen Kopf.

    Den Hut ziehe ich vor solchen Frauen wie Sarah Hallbauer, Wiebke Lühmann oder den Bergfreundinnen, die sich dafür einsetzen, generell mehr Frauen auf´s Rad und zum Freizeitsport zu bringen. Die laufen sportlich sowieso außer Konkurrenz, zeigen aber auch, dass Geschlecht Nebensache ist. Das gilt freilich auch für Sportlerinnen und Sportler in anderen Disziplinen, die quasi als Amatuere und Seiteneinsteiger angefangen haben. Es sollte nur nicht der Fehler gemacht werden, deren quasi berufliches Niveau als Maß zu nehmen, sondern als Ansporn, den Allerwertesten hochzubekommen.

    Was so die „Kampfradler“ betrifft, bin ich ja subjektiv auch eher sportlich unterwegs, ziehe aber bei Gegenverkehr, Kindern, Tieren usw. runter. Weder möchte ich, dass denen etwas passiert aus Unachtsamkeit, noch habe ich Lust mich dabei aufzuwickeln. Wenn allerdings so ein Pulk Radfahrer qua Gesetz die gesamte Breite des Weges auch an unübersichtlichen Ecken für sich beansprucht und dann noch motzt, wenn sie Gänsemarsch machen müssen wegen des Gegenverkehrs, stimmt auch etwas nicht. So btw. habe ich die Erfahrung gemacht, dass die „wirklichen Profis“ sogar nach hinten Zeichen geben, sich schmal zu machen bei Gegenverkehr. Ist halt wie so oft ein Geben und Nehmen beider Seiten.

  11. Die garstige Emanze winkt :-) Ich fahre in der heimischen Kleinstadt meist voraus (und halte das Tempo für den Sohnemann sinnvoll), Sohn in der Mitte, Vater hinten. Eventuelle Autos erwischen also zuerst den Vater.
    Radtouren in fremden Gelände hat sich meistens der Vater auf den Fahrradcomputer geladen (wer hat schließlich Zeit solange mit den diversen Apps, Portalen und Spielzeugen rumzuspielen, bis man herausgefunden hat, wie das geht?) und fährt dann voran.
    Wenn ich zu zweit mit dem Sohn fahre, möchte ich ihn vorfahren lassen, damit ich ihn jederzeit sehe. Also fährt Mutti vielleicht oft hinten, weil sie dann jederzeit die Kleinen sehen kann?
    „Kampfwespe auf Speed“ nehme ich in meine MaFiL-Synonymliste auf, das ist schön. (MaFiL – Mittelalte Frau in Lycra. Gibts auch als MaMiL)
    Und ich erkläre anderen Rennradler*innen immer wieder gerne, dass wer zu schwach zum abbremsen (vor Fußgängern, Ampeln, Bushaltestellen,…) und wieder beschleunigen ist, entweder trainieren soll oder sich ein Ebike kaufen.

    Ich denke, es ist so ein bisschen wie mit den Plätzen am heimischen Esstisch. Da hat auch jeder „seinen“ und es fühlt sich für alle komisch an, woanders zu sitzen.

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