Wenn sie einen Moment ganz still sind, dann können Sie hören, wie die Schnecken sich die dicken Bäuche halten. Vor Lachen. Die Schnecken und irgendwelche für den Fortgang der Welt vermutlich komplett überflüssigen fetten Raupen und irgendwelche frechen Vögel. Sie wissen natürlich, dass wir Salate und Basilikum, Fenchel, Kohlrabi und Rote Bete für uns anbauen, im Hochbeet und im Gemüsegarten. Umso lustiger finden diese Viecher es vermutlich, dass sie uns alles wegfressen. Alles. Dieses Gartenjahr ist der bisherige absolute Tiefpunkt unserer Karriere als Selbstversorger. Mein Garten-Geo weint, die Viecher halten sich die prallen Bäuche vor Lachen.

Man stelle sich mal vor, man müsste tatsächlich ausschließlich von der eigenen Ernte leben. Satt werden. Oder zwölf hungrige Mäuler stopfen. Wie früher. Das war auch nicht lustig, von wegen gute alte Zeit undsoweiter. Naja, Sie wissen schon.

Wobei mir einfällt: Das kleine, aber sehr feine Museum Wagenschwend hat am Sonntag wieder geöffnet, ich bin der Meinung, Sie sollten uns da mal besuchen. Geschichten und Geschichte aus dem Odenwald, Geschichten über die vermeintlich gute alte Zeit, und lecker Kaffee und Kuchen dazu. Sonntag, 14 bis 17 Uhr in Wagenschwend, an der einzigen Kreuzung im Ort. Dieser Tage war übrigens eine Jury vom (Achtung!) Regierungspräsidium da, vielleicht gewinnen wir einen Preis.

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Die Zeit rennt, man kommt zu nix. Ich bin allerdings auch gerannt, die Berge rauf und runter. Alpen, Südtirol, Graubünden. Erstmal von 2000 auf 2700 Meter hochgekraxelt, dort die etwa 30 Zentimeter breite Grenze zwischen Italien und der Schweiz übertreten, dann wieder 200 Höhenmeter über Schnee und Geröll runter. Fünf Kilometer Luftlinie insgesamt; die erfahrenen Älpler mit ihren oberschenkeldicken Waden aus Stahl machen das angeblich in zweieinhalb Stunden, unsereiner braucht fünf, allerdings inklusive Pausen. Man wird ja auch nicht jünger, ähem. Unterwegs begegnen uns 15 Steinböcke und ein paar Murmeltiere.

Ich würde sowas niemals (niemals) zum Vergnügen machen, es ist mir seit jeher ein komplettes Rätsel, wie man im Urlaub Berge rauf – und runtersteigen kann, aber wir hatten ein Ziel, ein sehr lohnendes. Eine einsame Schaf-Alm mit einer gar nicht einsamen, sondern sehr glücklich wirkenden Hirtin. Die kommt natürlich ursprünglich aus dem Odenwald, sonst hätte ich mir diese Tortour doch nicht angetan, wo denken Sie hin.

Die Schaf-Alm ist ein Ort, den man nur sehr mühsam zu Fuß oder per Hubschrauber erreichen kann, folglich kommt dort niemals jemand vorbei, und die Schlechtigkeit und der tosende Lärm der Welt gehen auch auf halber Strecke verloren, irgendwo in den Bergen. Mir scheint das ein sehr reizvolles Wohnkonzept zu sein.

Nach vier Tagen in der Einsamkeit der Berge, ohne andere Menschen, ohne nennenswerten Strom, ohne warmes Wasser, ohne den Krach der Zivilisation – nach nur vier Tagen da oben fühle ich mich, als sei ich zwei Jahre fort gewesen. Im Büro sitze ich am ersten Arbeitstag vor dem Rechner und habe keine Ahnung mehr, wie um Himmelswillen mein Passwort lauten könnte. Ich bin offenbar komplett ent-rückt gewesen, wie aus der Zeit gefallen.

Jetzt also wieder im Odenwald ankommen, gedanklich. Gleich mal den Katzenbuckel bestiegen und bewußt die steilste Stelle ausgesucht, hahahahaa, das wäre doch gelacht, ich bin doch schwer im Training und in Form! In Wirklichkeit schnaufe ich den lächerlichen Berg hinauf, als sei er ein Dreitausender, ja, ist es denn zu glauben. Alles Kopfsache!, sagt die hochalpin erfahrene Freundin, alles Kopfsache.

Und sonst so: Der Maler-Gatte guckt und malt.

8 Kommentare zu “Höhen und Tiefen.”

  1. Einen wunderschönen guten Morgen in den tiefen Odenwald, was haben mir deine kurzweiligen und herrlich humorvollen geschriebenen Blogs doch gefehlt. Da verlässt man unschuldig Twitter und schon kommt man nicht mehr in den Genuss dieser. Also schwupps rein in den blauen Himmel und siehe da….da isse wieder. Immer wieder sehr erfrischend hier zu lesen.Und ja, solch ein abgeschiedenes Leben klingt äußerst verlockend, zumindest mal für eine absehbare Zeit. Wünsche schonmal ein angenehmes Wochenende.
    LG Simone

  2. Danke für den wunderbaren Bericht aus dem Hochgebirge – insbesondere für die Schilderung der Höhen und Tiefen!
    Schöne entspannende Grüße an Alle und laßt es euchgut gehen …

  3. Naja, wir können nicht klagen von wegen Schnecken. Wir haben keine….3 Tigerschneckel im Garten und Ruhe ist. Ausser das n paar Vögel Erdbeeren angepickt haben, haben wir Ruhe….
    Trotzdem ein schönes Wochenende an alle

  4. Hallo Friedericke,
    War bestimmt ein [hoffentlich nicht] eimaliges Erlebnis fernab jeglicher Zivilisation anzukommen, wo nicht dein „angeblicher“ Freund Dir hier selbst bei uns in Badisch Sibirien nicht mal das Schwarze unter den Fingernägeln gönnt.
    Mich begeistern im TV auch immer Dokumentationen über solche Menschen und deren Geschichte.
    Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder am Waldrand und ich kann ein bisschen mehr von diesem tollen Erlebnis hören.
    Liebe Grüße!

  5. Ein Sein dieser Art und abseits der lauten Welt weiß ich auch sehr zu schätzen, wünsche mir diese ganz besondere Art von Stille sehr gerne wieder einmal.
    Eine besondere Motivation für so eine Kraxlerei bräuchte ich auch :-)
    Liebe Grüße aus dem Flachland, wo es gar nicht weit in die Mühlviertler Hügelwelt ist.

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