Der Fünfte eines Monats, und dann immer die bange Frage der Nachbarbloggerin Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?, kurz wmdedgt.

Ja, das frage ich mich auch.

Ich quäle mich am Morgen aus dem Bett, den gestrigen 15-Stunden-Tag noch in den Knochen. Kaum zurück aus dem Urlaub, schon wieder bei 250 Prozent Einsatz, naja, Sie wissen schon. Ich quäle mich also aus dem Bett und Richtung Kaffeemaschine, Ein großartiger Start!,Mach weiter so!! schreit die Watch an meinem Arm, und ich frage mich einmal mehr, wie lange ich mich von der modernen Technik eigentlich noch veräppeln lassen muss.

Aber immerhin, es ist schon hell so früh morgens, das hebt die Laune ungemein. Hell ist nun ein dehnbarer Begriff, aber ich ahne die Kaffeetasse immerhin schon auf dem Tisch, ohne Lampe. Es gibt ja im Übrigen nichts Schöneres, als den ersten Kaffee morgens in der stillen Dämmerung zu trinken, die Katze schnurrt ein bißchen, die Hunde schnarchen, die ersten Amseln schlagen draußen, fast fühlt es sich wie Frühling an.

Im Büro der klassische Tag einer müden rasenden Reporterin in der vermeintlichen Provinz, ich jongliere mit den Themen wie mit kunterbunten Bällen. Die Herausforderung besteht darin, alle gleichzeitig in der Luft zu halten. Einen Moment nicht aufgepasst: Rumms!, fliegen alle Bällle runter, fliegen Dir alle Themen um die Ohren.

Es geht um Protestkultur und um Dialektforschung im Fränkischen Sprachraum, ich befasse mich nebenher mit dem bevorstehenden traditionsreichen Sommertagszug in der Großen Kreisstadt, telefoniere in Sachen Flüchtlingsunterbringung mit der Kreisverwaltung, und danach mit einem 75jährigen, der demnächst schweren Herzens seinen Laden schließt, den letzten Laden überhaupt in der gesamten Ortschaft. Ländliche Infrastruktur undsoweiter. Ich ackere mich durch Gemeinderats-Tagesordnungen, verschicke Mitschnitte von Beiträgen, koordiniere Termine.

Parallel briefe ich eine Kollegin zur 50jährigen Historie des hiesigen Jugendknastes und jongliere mit Begriffen wie liberaler Strafvollzug und Resozialisierung. Vermutlich klinge ich wie Eine, die sich auskennt, dabei ist das alles nur die allumfassende profunde Halbbildung, das Markenzeichen vieler Journalisten. Von allem ein bißchen was wissen, aber von nix alles.

Die sehr spontane Begegnung mit einem entfernten Kollegen (Ich stehe vor Deiner Bürotür, haste Zeit auf einen Kaffee?) passt mir zwar zeitlich eigentlich gar nicht, ist aber doch umso erfreulicher. Die Themen beim Kaffee im Städtchen sind es weniger, wir einigen uns schließlich auf Wir sind alle verloren, alles wird immer schlimmer, und dann lachen wir und umarmen uns zum Abschied.

Danach nochmal kurz ins bunte Bällebad der Themen eintauchen, dann in den frühen Feierabend. Genug jongliert für heute. Bei der Hunderunde grau und regnerisch, meine Laune ebenso, das wird die Übermüdung sein.

Zuhause neun Eier aus den Hühnernestern sammeln, dann im Haus ein bißchen fegen. (Hier müssen Sie jetzt ein Schenkelklopfgeräusch einfügen) Drei Hunde, eine Katze, Matsch und Modder im Garten – und ein Gatte, der in Hausschlappen zum weit entfernten Komposthaufen schlappt: es ist zum Verzweifeln. Sysyphos wäre stolz auf mich, und die Wüste Gobi ist ein lächerlicher Mini-Buddelkasten gegen das, was sich hier täglich abspielt.

Ich fege und fege also, fege und fege. Was man halt so macht an einem nassen-grauen Abend auf dem Lande.

Naja, Sie wissen schon.

2 Kommentare zu “wmdedgt”

  1. Das Titelbild, ist das das berühmte „Highspeed-DSL auf dem Lande“? Als Symbolbild sehr tauglich, Telefonleitung im Nebel.
    Ich stehe übrigens auf Leitungen auf Masten. Gibt’s bei uns (Bayerischer Wald) nur noch in total abgelegenen Dörfern und Weilern, das Meiste wurde im Lauf der Jahre verbuddelt, bis auf Starkstrom-Überland, da wär‘ das zu teuer. Und ich mag diese Masten seit meiner Kindheit, sind sie doch ein Symbol für mich, dass wir hier in der Ödnis „irgendwie“ mit der Zivilisation verbunden sind.

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