Mehrfach warnt der Wetterbericht vor bösen Gewittern, dunkle Wolken ziehen auf und wieder fort. Nichts hat sich gerührt, kein Tropfen Regen ist gefallen. Morgens, mittags, abends starren wir auf Wolken, die sich mal hier, mal da am Himmel zeigen, Da kommt was!, sagt der Gatte hoffnungsfroh und lehnt sich halsbrecherisch weit aus dem Fenster, ich antworte zweifelnd Meinste? Leider habe ich immerzu recht mit meinem Zweifel, es bleibt knochentrocken.

Knochentrocken und zähflüssig fühlt sich bei der Hitze alles an, das Wetter, die Tage, die Gedanken. Wir maulen und hadern. Die Weltenlage ist in Bewegung, aber das ist auch wieder nicht recht.

Zweimal hintereinander muss ich in vergleichsweise große Städte, einmal Mannheim, einmal Karlsruhe, bei tropischen Temperaturen quälen wir uns mit dem Auto durch verstopfte Straßen, der Asphalt scheint zu glühen, Häuserfassaden werfen die Hitze zurück. The sunny side of the street ist menschenleer, alles wechselt rüber in den Schatten auf der gegenüberliegenden Straßenseite, Fußgänger beschimpfen Rollerfahrer, Rollerfahrer beschimpfen Hunde, Mütter schimpfen mit ihren verschwitzten Kindern und ich freue mich auf zuhause.

Dabei ist in Mannheim grade Buga, Bundesgartenschau. Muß man da hin?, frage ich meinen Geo, während ich das Auto durch die Straßen manövriere, Um Himmelswillen!, sagt der Mann nur. Wir fahren dreispurig vorbei an den Mannheimer Kleingartenanlagen, wo sich Menschen aus Mietshäusern ihren kleinen Traum vom Garten verwirklicht haben, ihr kleines großes Glück. Ein kleines Paradies, mitten in der Stadt.

Überschattet derzeit von den Gondeln der Buga-Seilbahn, die surrend und brummend ununterbrochen Menschen von einem Buga-Gelände zum anderen bringt. Naturfreunde oben in den Kabinen, Naturfreunde unten in den Kleingärten, eigentlich doch einig im Geiste, und trotzdem gibt es Knatsch. (Klick!) hier beim SWR gibt einen wunderbaren, fast poetischen, fünfminütigen Film dazu, den ich Ihnen sehr empfehle.

Wir starren derweil weiter auf Wolken, wir schleppen Brauchwasser aus Bütten und Eimern in den Garten und gießen Sträucher und Bäume, wir starren auf Wolken und in leere Wassertonnen unter den Regenrinnen. Ich erinnere mich an Kindheit und Jugend im Berliner Mietskasernenhinterhof, an Sommer, die tagsüber freundlich warm bis heiß waren, nachts gewittrig und nass. Ich lag in meinem Bett und hörte den Regen auf den Asphalt prasseln, sah in einem winzigen Stück Himmel über dem gegenüberliegenden Hausdach die Blitze, der Donner dröhnte im Hinterhof. Und am nächsten Morgen war die ganze Welt wie frischgewaschen, sauber und klar. Schön war das.

3 Kommentare zu “Auf Wolken starren”

  1. Tja, am besten sind dann immer die Wettervorhersagen: „…abziehende Schauer…“. Und ich denke, wieso abziehend? Die müssen doch erst mal aufziehen…
    Naja, irgendwie gehören wir wohl nicht so richtig zum Vorhersagegebiet des SWR…
    Heiße und trockene Grüße aus Tauberfranken,
    Rolf

  2. Die beschriebenen Kindheitserfahrungen teile ich vollumfänglich und ebenso die daraus resultierenden sehnsuchtsollen Phantasien für die gegenwärtige Wetterlage – Wetter?? – Lage! — Wetter hätte ich gerne mal wieder.
    Kühlende Grüße!

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