Wir bereiten uns – obwohl evangelisch – seelisch-moralisch auf den morgigen Feiertag vor. Es gilt unter anderem, die Frage zu klären, ob und wie ausführlich wir die Heiligen Drei Könige vor unserer Haustüre singen lassen wollen oder müssen. Die Heiligen Drei Könige kommen hier in der Regel zu sechst oder zu siebt, vielleicht sind es auch noch mehr, unter ihren Gewändern schauen klobige weiße Turnschuhe hervor, die Könige sind ja zumeist hoch in der Pubertät, alles ist ein bißchen groß und schlaksig. Auch der Gesang, der ist allerdings mehr schlaksig als groß. Die Sanges-Freude der königlichen Schar hält sich in erkennbaren, stimmbrüchigen Grenzen, aber sie schlagen sich tapfer. An uns ist es, dem Gesang bis zum Ende zu lauschen, oder irgendwann die erlösenden Worte zu sprechen, Passt schon, danke Euch!

Wenn ich dann irgendwann nach der ersten Strophe sage Passt schon, danke, drängelt sich aus dem Hintergrund der Gatte nach vorne, Jetzt laß die doch zuende singen, ich will das ganze Lied hören!, quengelt er, und ich zische Nun quäle doch die armen Kinder nicht, die müssen das Lied heute noch hundertzwanzigmal singen!, es gibt ein kurzes Gedrängel und Geschubse in der offenen Haustür, dann ein Handgemenge, so ist es jedes Jahr. Dann tauschen wir Segen gegen Spende, die Sternsinger sind froh, der eheliche Friede nach einigen Stunden auch wieder hergestellt.

Nur gegen Abend brummelt der Mann nochmal Wieso Du immer die armen Sternsinger abwürgen musst, ich kann das nicht verstehen, und ich antworte wie so eine resolute Grundschullehrerin Darüber diskutieren wir nächstes Jahr, und dann ist alles wieder gut.

Falls Sie morgen auch Feiertag haben, kann ich Ihnen eine ganz spannende (Klick!) Podcast-Serie ans Herz legen: Sagenhafter Odenwald, da geht es um (Sie ahnen es) Sagen aus dem Odenwald, wo sie herkommen, wo sie hinwollen, was sie bedeuten, und wie sie sich im Lauf der Jahrhunderte verändert haben. Ich habe tatsächlich mit großem Interesse zugehört, obwohl ich sonst so gar nicht der Podcast-Fan bin. Die ersten Folgen spielen allesamt an Orten aus meiner direkten Nachbarschaft, Binau, Schwarzach, Dallau, Hochhausen, also, ich kann das sehr empfehlen, von wegen tägliche Horizonterweiterung und so, Naja, Sie wissen schon.

Und wo wir grade bei ans-Herz-legen sind: Auch die neue Ausgabe vom gedruckten Magazin MyOdenwald kann ich Ihnen ans Herz legen, das online-Magazin kennen Sie hoffentlich schon lange, und inzwischen ist auch die vierte gedruckte Ausgabe erschienen, ich bin wieder sehr begeistert von diesem Heft, und vorallem von dem Engagement der Macherin Petra Arnold, die weder Kosten noch Mühen scheut, um ein Magazin herauszubringen, das endlich mal den gesamten Odenwald abbildet, völlig unabhängig von Kreis- und Landesgrenzen. Finanziell ist das eine ziemliche Herausforderung, aber irgendwie schafft sie es immer wieder. Jedenfalls bekommen Sie mit dem Heft eine geballte Ladung Odenwald-Liebe, Odenwald-Tipps, Odenwald-Geschichten ins Haus, das ist auch eine prima Geschenkidee, und ein Abo kann man auch abschließen undsoweiterundsoweiter. Heiße Empfehlung meinerseits jedenfalls.

Und noch eine Empfehlung für den Feiertag oder sonstwann: Gehen Sie auch während der Winterpause mal ins Freilandmuseum Gottersdorf. Besonders dann, wenn Sie gerne ein paar Fotos machen. Die Häuser sind zwar bis März geschlossen, aber auf dem Gelände entdeckt man trotzdem jede Menge Motive, wir kamen aus dem Ah! und Oh! und Ach Du liebe Zeit! und Guck mal hier!! gar nicht mehr raus neulich. Die Fotos hier sind alle dort entstanden, Sie müssen ja nicht so ein herrlich beklopptes Objektiv auf die Kamera schrauben, wie ich es mir neulich selber geschenkt habe, sie können da auch ganz normale, durch und durch scharfe Fotos machen, also, jeder, wie er mag. Jedenfalls kommt man im Gottersdorfer Museum ohne Eintritt aufs Gelände, und wenn es nicht grade Sonntag ist, und das Wetter Bombe, dann ist da nicht viel los.

11 Kommentare zu “Zum Feiertag.”

  1. Ach ja, mal wieder ein schnödes „Dankeschön“ für die schönen Bilder und sprechenden Texte.
    Dazu heute: Ein Aufruf an alle blog-Leser*innen: Stimmt ab beim Goldenen Blogger „goldeneblogger@gmail.com“ für den blog „landlebenblog.org“ in der Königsdisziplin und in der Abteilung für Journalismus (man muß weit nach unten scrollen) für Friederike Kroitzsch, swr.

  2. Guten Abend liebe Friederike, die heiligen 3 Könige sind in Wirklichkeit auch nur 3. ABER der Rest ist das Gefolge, was Könige ja so brauchen zum Tragen der Geschenke für die Nächstenliebe ;-) Oder auch für die Geschenke, die auch Könige bekommen…. Und bei uns hier, sind Könige und Gefolge immer froh, wenn sie das ganze Lied singen und Ihren Spruch sagen dürfen. Die sind da ganz stolz drauf….zumindest hier. Ich kenne das aber auch anders ;-)

  3. Hallo Friederike,

    auch wenn im recht schwarzen Neckar-Odenwald-Kreis die Sternsinger oftmals von der katholischen Kirche auf den Weg geschickt werden, muss ich hier die selbsterklärte Diakonisse korrigieren.

    In vielen Gemeinden ist die Sternsingeraktion nicht katholisch oder evangelisch geprägt. Hier dürfen alle mitmachen – und es sollen alle mitmachen (sic!)! In manchen Gemeinden hat leider Corona hier tiefe Schneisen geschlagen und die Sternsingenden sind nicht mehr so zahlreich zu rekrutieren wie vor Corona.

    Was MyOdenwald angeht: tolles Magazin, tolle Inhalte und die beste Werbung für den Odenwald, die es gibt! Alle vier Ausgaben stehen unseren Feriengästen kostenfrei zur Verfügung, aber kannst du bitte mal auf Petra einwirken? Alle vier Magazine haben einen Nebel-Titel. Vielleicht könnte man den Odenwald auch mal ohne Nebel zeigen?

    Viele Grüße
    Matthias

    P.S. schöne Grüße von meiner Gattin: die Sternsinger in Buchen (Odenwald) benötigen dringend weitere (schlacksige und unschlacksige) König:innen und Sternträger:innen – und ob sie singen können, spielt keine Rolle.

    1. Wieder eine Horizonterweiterung! Dass Sternsinger auch evangelisch sein können, war mir tatsächlich unbekannt, wie früher überhaupt diese Tradition. Obwohl es offenbar auch in Berlin Sternsinger gibt. Und vom corona-bedingten Mangel an Sternsingern und Ministranten habe ich gehört, das muss teilweise dramatisch sein, ganz schade.
      Was den Nebel angeht: Du hast recht! War mir noch gar nicht aufgefallen.

  4. In der großen Stadt, die nur eine kleine katholische Minderheit hat, geht das mit den Sternsingern leider nur mit viel Vorausplanung und erwachsener Begleitung. Man hat schon von aggressiven Übergriffen gegenüber Sternsingergruppen gehört – hier sind es überwiegend ältere Grundschulkinder.. Grundschule geht in Berlin bis zum sechsten Schuljahr. Tja – und Feiertage gibt`s in der großen Stadt fünf weniger als in südlichen Bundesländern.

  5. Hallo,
    ich war selbst Sternsingerin und mein Sohn ist dieses Jahr zum ersten Mal auch. Die Kinder sammeln Spenden für andere Kinder. Dieses Jahr gehen die Spenden an Kinder in Indonesien. Soweit ich weiß wurden letztes Jahr (trotz Corona) 36 Millionen Euro Spenden von den Kindern gesammelt. Es wird immer schwieriger Kinder zu finden, die ihre Freizeit „opfern“ und egal bei welchem Wetter von Haus zu Haus gehen und singen, auswendig gelernte Sprüche sagen und den Segen bringen.
    Also bitte Tür aufmachen, aussingen und aussprechen lassen und spenden – egal wie viel.
    Und manchmal freuen sich die Kinder, wenn sie auf die Toilette dürfen oder einfach ein kleines Dankeschön für ihre Arbeit bekommen! :-)
    Wer mehr wissen will https://www.sternsinger.de/
    Viele Grüße
    Daniela

    P.S.: In Baden-Württemberg kann es auch sein, dass am 6.1. auch Narren vorbeikommen und „Häs abstauben“. Aber das ist eine andere Tradition.

  6. Oh so schöne Bilder vom Freilandmuseum, ich freue mich schon auf die neue Saison dort, am 26.03. geht es los.

  7. Seufz, ich hoffe, in den nächsten Tagen kommen die Sternsinger auch hier hin. Ich mag den Brauch sehr, aber leider gibt es hier immer weniger… Das Museum ist leider zu weit weg, aber ja, in solchen schönen Einrichtungen finden sich auch beim x-ten Besuch noch neue Motive. Die gezeigten hier sind auch so schön wieder
    Liebe Grüße
    Nina

  8. Falls Sie (alle) es noch nicht wussten: Sternsingen gehört seit 2015 sogar zum immateriellen Weltkulturerbe.
    Ich bin einige Jahre als erwachsene Begleitperson mit Sternsingern gegangen, in Frankfurt geht das nur auf Einladung der Gemeindemitglieder (ich selbst kenne es aus der Kindheit, dass ÜBERALL geklingelt wurde), und die meisten geben neben der Spende auch Süßigkeiten für die singenden Kinder mit.
    Wie sagte mir mal ein Pastoralreferent: das ist eigentlich die schönste Aktion im ganzen Kirchenjahr, weil Kinder, denen es im Regelfall sehr gut geht, etwas für benachteiligte Kinder in anderen Erdteilen tun, nebenher den Gläubigen den Segen bringen, und selbst mit Leckereien für die Mühe belohnt werden (oh ja, 2-3 Tage bei Wind und Wetter „auftreten“, das kann schon anstrengend sein für die kleineren!). Eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten also! ;-)
    Und auch ich muss sagen: die sind immer ganz stolz, Lied und Texte zu Gehör zu bringen, und wären irritiert, wenn man sie unterbräche. Aber das mag eine Frage von Alter und Routine sein…

    Ein gesegnetes Jahr 2023 für Sie, und danke für Ihren wunderbaren Blog!

  9. Im Gässchen waren heute 5 Sternsingerinnen da, im Alter von 5 – 14 Jahren. Ich bestelle sie seit Jahren, weil ich den Brauch mag. Bei zwei anderen Häusern waren sie auch.

  10. > An uns ist es, dem Gesang bis zum Ende zu lauschen, oder irgendwann die erlösenden Worte zu sprechen, Passt schon, danke Euch!

    Bei uns kamen sie traditionell zu dritt, der Mohr nicht schwarz angemalt, wie das früher war, sondern ein Mädchen. Man geht ja mit der Zeit. Ich gab denen, wie schon immer, jedem zwei Euro, damit sie nicht singen, und tat so, als würde ich in die Spendenbüchse für die Kirche auch was reinstecken. Ich habe in deren Alter mal ein paar Taschenspielertricks gelernt; die fünf Euro blieben bei mir.

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