Bei Wind und Regen mache ich eine weihnachtliche Runde durch den Wald, kein Mensch ist unterwegs an diesem zweiten Feiertag, ich treffe den Jäger, der seine übliche Runde im Auto dreht. Gucken, ob die Sauen da waren. Wir wünschen uns lautstark Frohe Weihnachten!, um akustisch gegen das Rauschen von Wind und Regen in den Bäumen anzukommen, und wir fragen uns, wie gräßlich ein Weihnachtswetter eigentlich sein kann. Ja! sagt Petrus und schickt noch ein paar Sturmböen und einige Hektoliter Wasser mehr vom Himmel. Hund Lieselotte steigt ungerührt in matschigen Pfützen herum, der griechische Straßenköter Leni schaut mich vorwurfsvoll an. Bei der Tiervermittlung haben sie ihr damals versprochen, sie würde ein kuschelig warmes, freundliches Zuhause finden, irgendwo da oben in Deutschland, es würde ihr an nichts mehr fehlen nach all den Jahren der Kälte, der Entbehrung, – und jetzt das. Naja, Sie wissen schon.
Umso herzerwärmender die Geschichte, die bei einer Familie im Nachbardorf spielt, sie kommt (Klick!) hier vergleichsweise sachlich daher, aber wenn man zwischen den Zeilen liest, dann handelt sie von Krieg und Frieden, von einer jungen Familie, von Liebe und Verzweiflung, von Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft. Alleine der Satz Seine Frau glaubte zwischenzeitlich, er sei im Krieg umgekommen – allein dieser eine Satz, ganz beiläufig, lässt ahnen, wie schrecklich die Zeiten sind. Aber in dieser Geschichte gibt es ein glückliches Ende, es ist eine Art Odenwälder Weihnachtsgeschichte, Sie sollten sie wirklich kurz lesen.
Im Übrigen sind gleich mit Beginn des Krieges in der Ukraine die allermeisten Geflüchteten im Odenwald bei Privatleuten untergekommen, unbürokratisch und unkompliziert, und noch immer leben nahezu zwei Drittel der Kriegsflüchtlinge in privaten Odenwälder Haushalten, wenn ich die Zahlen richtig im Kopf habe. Der Kreisverwaltung war das eine enorme Entlastung, so muss nur ein kleiner Teil der Menschen in irgendwelchen Massenunterkünften hocken. Ich darf Ihnen in diesem Zusammenhang auch den (Klick!) Weihnachtsbrief unseres CDU-Landrats zur Lektüre empfehlen. Sowas mache ich sonst eher selten, aber wir wollen ja bitte nicht, dass Ihnen zum Stichwort Weihnachtsansprache CDU-Landrat nur diejenige einfällt, die derzeit durch die Medien geht.
Im Übrigen habe ich mir zu Weihnachten ein ganz ungewöhnliches Objektiv geschenkt, dessen Name ich leider nicht wirklich aussprechen kann, aber das übe ich noch. Üben muß ich auch die etwas eigenwillige Handhabung, also haben Sie Geduld. Es handelt sich um das Lomography Daguerreotype Achromat f/2.9 64mm Art Lens, ein sackrisch schweres Teil aus Metall, Nachbau eines Objektives von 1839, ja, da staunen Sie. Falls Sie sich ein bißchen für Fotografiegeschichte interessieren, bitte sehr, hier erfahren Sie mehr dazu.
So, nun sollten Sie genug Lesestoff aus dem Odenwald haben, um es sich zuhause gemütlich zu machen und doch nicht ganz am Wetter und der Welt zu verzweifeln.
Na, DAS nenn ich mal klare Worte, was Euer Landrat da schreibt. Auch wenn ich nicht in allem derselben Meinung bin, empfinde ich doch Respekt für JedeN, der oder die sich auf solche Art gerade macht. Solche Politiker dürfte es brauchen, die ehrlich aussprechen, auch was nicht so gern gehört ist und statt Politikersprech zu schwurbeln deutlich, aber (fast immer *g*) respektvoll ihre Ansichten äußern. Doller Brief, das!
Wegen des unaussprechbaren Objektives, ich liebäugelte mal mit einem Petzval (das ist ja auch von Lomography) aber a) der Preis, kostet glaube ich so um die 900 € und b) auf meiner µFT-Kamera hätte das einen Bildwinkel der dem eines 170mm-Objektives. Das Petzval hat auch diese Waterhouse-Blendenplatten zum Einschieben.
Aber nur so zum Spielen…
Viele Grüße
Rolf
Liebe%r Landlebenblogschreiber%in,
danke für den Weihnachtsbeitrag. Mein Blog ist im Moment Stiefkind. Auch weil die Kommentarfunktion nicht geht. Ohne Rückmeldungen macht es kaum noch Spaß.
Umso gieriger las ich Deinen Beitrag. Das ist Futter für die Seele. Danke, ich habe jedes Wort genossen und will weiterlesen. Also bis bald, Gruß Karin
Ein wahrlich feines Objektiv, wider erwarten günstiger als ich vermutete.
Grüße aus der großen Stadt.
Zunächst vielen Dank fürs Freischalten meiner Nachricht („Kompliziert“) vor ein paar Tagen …
Das grüne Weihnachten ist inzwischen auch in diesem Jahr an uns vorübergegangen, ein Fest, von dem ich mich schon länger zurückgezogen habe. Nicht nur, weil ich viel Familie auf einmal nicht ertrage (vor allem dann, wenn es im Vorfeld zu sinnbefreiten Diskussionen und Aufgeregtheiten kommt), sondern auch, weil ich in diesen Tagen mitunter arbeite. Es gibt Berufe, die eben nicht frei haben – und es sind gar nicht so wenige.
Die Familienzusammenführung der Geflüchteten ist herzergreifend und kommt in dieser Art hoffentlich immer wieder vor. Schlimm genug, dass Putin auch noch viel Unterstützung von Seiten der orthodoxen Kirche bekommt – das mag natürlich auch mit der gemeinsamen Vergangenheit beim KGB zusammenhängen …
Toller und vor allem auch engagierter Brief vom Landrat, der scheint mir noch Boden unter seinen Füßen zu haben! So etwas Aussagkräftiges und Klares habe ich schon lange nicht mehr gelesen: Die meisten Politiker*innen haben nämlich ziemlich rasch vergessen, welche Pflichten sie haben – nämlich über alle ideologischen Ideen hinweg auf jeden Fall den Mut zur Menschlichkeit!
Liebe Grüße, C Stern