Herbstlich.

Alles ein bißchen herbstlich hier. Das passt gut, wenn man eine erste gemeinsame Foto-Tour mit einer neuen Bekanntschaft macht. Odenwald und Herbst passt immer. Wir waren etwas ziellos unterwegs, zumindest inhaltlich ziellos, aber sowas ist ja auch mal schön. Im Übrigen zeigte sich einmal mehr, dass Menschen, die man nur virtuell, aus den Sozialen Netzwerken kennt, auch im sogenannten Real Life sehr nett sein können. Ich habe da eigentlich noch nie eine Enttäuschung erlebt, und ich habe schon manche Internet-Bekanntschaft irgendwann auch im richtigen Leben kennengelernt.

Das Internet ist ein guter Ort, wenn wir es dazu machen, hat mal einer gesagt, da ist viel Wahres dran. Der Blogger Johannes Korten war das, er machte das Netz wirklich zu einem guten Ort, zu einem sehr guten sogar, und er verzweifelte am Ende an der wirklichen Welt da draußen. Aber das ist eine andere Geschichte, die ist jetzt vielleicht allzu herbstlich. Googlen Sie einfach mal, Johannes Korten war ein Guter.

Petrus hat dieser Tage nochmal an den Temperaturreglern herumgespielt und sie Richtung Hochsommer gedreht, ein kleiner Scherz seinerseits, ansonsten ist es Herbst hier oben. Auf den Straßen matschige Äpfel und Birnen, die niemand ernten wollte, ganze Teppiche aus Obst-Mus, durchzogen von Reifenspuren. Auf dem Asphalt kleben braune und gelbe Blätter, die Kurven hinten im Wald nehme ich nur noch halb so rasant wie sonst. Nicht, dass ich noch ins Schleudern gerate.

Die Tage werden deutlich kürzer, schon um 18 Uhr, im Berufsverkehr, dämmert es. Mitten auf der Bundesstraße lag am späten Nachmittag ein überfahrenes Reh im Todeskampf, es zappelte noch, die Autos stauten sich, erzählt eine Freundin.

Heute früh sammle ich eine überfahrene Katze von der kleinen Straße Richtung Laudenberg, getrocknetes Blut am Maul, sie ist schon steif, sieht ansonsten unversehrt aus. Ich lege sie in den weichen grünen Straßengraben, bevor sie vielfach plattgefahren wird, ich halte das für eine Frage der Würde und der Verkehrssicherheit. Auch für solche Fälle habe ich immer ein paar Arbeitshandschuhe im Auto, sie haben schon so manches tote Tier von der Straße gezerrt.

Herr, es ist Zeit, rezitiert mein Geo und erntet, was noch zu ernten ist, die Auberginen-Pflanze im Topf beschenkt uns mit einer einzigen murkeligen Aubergine und wird damit zum Symbol für die gesamte Saison. Befiehl den letzten Früchten, voll zu sein, heißt es in dem Gedicht von Rilke, da kann ich ja nur lachen.

Unbeschwerte, sorglose Ablenkung hätte der Kerwe Markt im Nachbarort bescheren können, das Amtsblatt hatte dazu eingeladen. Ich hatte da hingehen und mich auf andere Gedanken bringen wollen, vielleicht hätte ich eine Brause getrunken oder etwas Zuckerwatte gekauft, wie früher, ein kurzes süßes Glück, ein buntes Treiben zwischendurch, aber irgendwas ist dazwischengekommen, ich habe den Termin verpasst. Naja, vielleicht dann nächstes Jahr.