Immer am Fünften eines Monats fragt uns die freundliche Nachbarbloggerin: Was machst Du eigentlich den ganzen Tag? , kurz WMDEDGT. Tagebuchbloggen nennt sich das, ich bin gerne wieder dabei.
Wobei: Was machst Du eigentlich den ganzen Tag? Ja, das frage ich mich heute auch. Gibt ja so Tage. Im Leben einer Regionalreporterin können sie verdammt lang und anstrengend werden. Keine offiziellen Termine, keine Themen, die deutlich sichtbar in der Luft hängen, keine Feierstunden, keine himmelschreienden Skandale, keine Unglücksfälle. Aber ein Programm, das gefüllt werden will, Radionachrichten, Sendungen, Website.
Also starre ich den leeren digitalen Kalender an und das weiße Blatt im Notizbuch, in dem ich Ideen sammle. Aber was für Ideen? Die muß ich mir aus den Fingern saugen, irgendwo aufschnappen. Suchen und finden, wie so ein Trüffelschwein. Auch dafür werde ich bezahlt. Während die Kollegen in den großen Studios irgendwelchen Terminen hinterherhecheln, sitze ich heute einen Gutteil des Morgens im Büro und glotze scheinbar unbeteiligt aus dem Fenster, während mein Hirn auf Hochtouren arbeitet und die Region abscannt. Wo könnte welches Thema interessant sein, was müsste man mal wieder aufgreifen, worüber mal wieder berichten? Geschichten gibt es weiß Gott genug in der vermeintlichen Provinz, sie liegen auf der Straße, nur manchmal muß man eben etwas genauer hingucken, um sie zu finden.
Und ich kann Ruhe bewahren, denn ich weiß: Irgendwann kommen sie, die Ideen. Auch heute. Ich telefoniere einem Wolf hinterher, schicke Mails an eine Wolfsbehörde in Freiburg, recherchiere über Wolfspräventionsgebiete. Ich befasse mich mit der Frage, ob sich die Zahl der HartzIV-Bezieher in der Region während der Corona-Zeit tatsächlich verdoppelt hat, wie befürchtet. Ich kümmere mich um das größte Bauprojekt in der Geschichte der Stadt Buchen, da gehts immerhin um geschätzte 25 Mio Euro. Falls Berliner anwesend sind: Ja, da könnt Ihr ja nur lachen, 25 Mio, das zahlt man andernorts ja aus der Portokasse. Für eine Stadt wie Buchen ist das aber eine ganze Menge Geld. Auch auf der hiesigen Bundesstraße gibt es Baustellen, die ein gewisses Chaos verursachen könnten – auch da mal nachgefragt. (Um genau zu sein: wir haben sogar zwei Bundesstraßen im riesengroßen Landkreis, ja, da staunen Sie, aber gebaut wird aktuell nur auf der einen.) Und Trekkingplätze: Auch recherchiert. Die sind neu im Odenwald und schlagen ein wie die sprichwörtliche Bombe. Falls Sie einen buchen wollen, bitte (Klick!) hier entlang.
Es läppert sich dann doch. So ist das immer. Plötzlich stehen mehr Themen im Ideen-Buch, als ich überhaupt an einem Tag verarbeiten kann. Auch recht.
In der Mittagspause gute Gespräche. Mit der Freundin, vorher aber erst der Bäckerei-Frau, die ich seit Jahren vom Sehen und Süßteilchen-bestellen kenne, mehr eigentlich nicht. Dabei an diesen Artikel gedacht, in dem es (Klick!) darum geht, wie gut einem tiefgründiger Austausch mit Fremden tut. Fazit: Ja, tut gut, und die Bäckereifrau ist wirklich toll. Eine ausgesprochen bereichernde Mittagspause mal wieder, da kann man auch mal sehen, wie wichtig Pausen so sind.
Weiter nachdenken, rumtelefonieren, texten, produzieren. Nebenher ein paar langfristige Sachen planen, Interviewanfragen rausschicken, eine in die Schweiz, eine nach Eberbach, die Mischung machts. Wobei mir bei Schweiz einfällt, dass eine Freundin grade ihre Nichte in den Alpen besucht, die hütet (also die Nichte) auf einer Alm fernab jeglicher Zivilisation 200 Ziegen, und ich bin ein bißchen neidisch. So weit isses schon mit mir. Aber das nur am Rande.
Klopapier: Ich muß Klopapier fürs Büro kaufen. Und das Auto tanken. Auch nicht zu unterschätzende dienstliche Aufgaben, denen man sich nebenbei widmen muß, wenn man als Regionalreporterin durch die Gegend springt.
Während ich morgens und mittags mit Bürohund Lieselotte noch durch grauen Odenwälder Regen getappt bin, kommt am späten Nachmittag die Sonne raus. Also: nach Feierabend die Büroschüchen gegen rustikales Schuhwerk tauschen, die Gummihose Gummihose sein lassen und raus ins Grüne. Nochmal drüber nachdenken, dass der Tag sooo unbefriedigend dann doch nicht war. Ein Tag, der mit Abendsonne im Wald endet, kann ja eigentlich überhaupt gar nicht unbefriedigend sein, so gesehen.
Naja, Sie wissen schon.
Ha ! Klopapier.
Habe auf Du Rohr einen Beitrag erwischt, in dem sich eine US-Amerikanerin wohlwollend über Deutsches Klopapier auslässt. So etwas gäbe es in God´s own country nicht. Ich wußte es doch, irgendwo sind wir spitze