Wenn Sie in Sachen small-Talk nicht so geübt sind, dann habe ich hier einen Pro-Tipp für Sie: Im Moment bietet sich als Gesprächseinstieg eigentlich immer und überall folgender Satz an: Und? Welchen Sommerurlaub stornieren SIE gerade, gedanklich oder tatsächlich? Mit Geling-Garantie. Ich selber storniere gar nichts, weil ich keinen Sommerurlaub geplant hatte bisher, seit ich im Odenwald lebe, halte ich Urlaub in fernen Ländern ja ohnehin für völlig überbewertet, naja, Sie wissen schon.
Hitzewelle hier, Flammeninferno da, es ist ja alles nicht zum Aushalten. Ich will auch nicht mehr meckern über badisch-sibirisch-nasskalten Sommer.
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Im Hühnerstall gluckten bis eben vier Hennen, das ist wie eine Art ansteckender Krankheit. Kaum hat eine Henne Küken, bekommen alle anderen so einen verklärten Blick und einen Schriftzug auf der Stirne, der da heißt ICH! WILL! AUCH!, dann setzen sie sich also hin und warten mit verkniffenem Gesichtsausdruck wochenlang darauf, dass unter ihnen im Nest irgendwas passiert. Ich weiß nicht, ob Sie sich vorstellen können, dass Hühner einen verkniffenen Gesichtsausdruck bekommen können, Sie müssen mir das jetzt einfach glauben, es ist so. Alle bekloppt. Eine von den Vieren erhob sich jedenfalls dieser Tage, unter ihr zwei winzige Küken, mit denen sie nun also durchs Gehege stolziert.
Also, die Henne stolziert, wie nur frischgebackene Mütter stolzieren können, die zwei Küken stolpern noch etwas ungelenk und maximal aufgeregt hinterher, jeder Grashalm stellt ein nahezu unüberwindbares Hindernis dar, jeder kleine Kiesel wird zum mächtigen Felsbrocken, den man mit verzweifeltem Gepiepse irgendwie erklimmen muss, um den Anschluß nicht zu verlieren. Es ist äußerst herzig und lenkt von allerlei trüben Gedanken ab, die einem beim Blick auf den Zustand dieser Welt so kommen könnten. Fotos liefere ich nach, so haben Sie doch etwas Geduld, also echt jetzt.
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Wenn eine treue Hörerin und Nachbarin aus dem Dorf meint, ich bräuchte jetzt an meinem Arbeitsplatz im Städtchen sofort ein Eis frei Haus, dann wage ich nicht zu widersprechen, das wäre ja auch schön dumm.
Wir plaudern noch ein bißchen, und aus dem Gespräch ergeben sich schon wieder gleich zwei Themen fürs Radio-Programm, das nenne ich mal effektives Arbeiten. Ich bekomme meine Themen hier in der vermeintlichen Provinz ja ansonsten nicht auf dem Silbertablett serviert, es gibt nur wenig Termine, wenig offizielle Pressemitteilungen, und die meisten der Themen suche und finde ich irgendwo da draußen, beim Zuhören und Hingucken, beim Staunen und Nachfragen, wie so ein journalistisches Trüffelschwein eine klassische rasende Reporterin. Ich habe schon manchmal drüber nachgedacht, hier im Blog regelmäßig stichwortartig zu skizzieren, was für Themen uns so umtreiben, quasi unter dem Motto #AusDemLebenEinerRegionalReporterin, das reicht ja von der Odenwälder Quantenforschung bis zu den Kaninchenzüchtern, von der aktuellen Milchpreisentwicklung über Straßenbau und Friedhofswesen bis hin zu Autounfällen und Kläranlagen-Fragen, Mord und Totschlag. Naja, vielleicht setze ich das auch mal irgendwann um. Falls es irgendwen überhaupt interessiert.
Fotos! Wir wollen Fotos von den Küken!
ja bitte, ganz dringend bilder!!!!
… „seit ich im Odenwald lebe, halte ich Urlaub in fernen Ländern ja ohnehin für völlig überbewertet“…
H. wohnt in München, im Nordwesten und denkt ebenso.
Berichte von Küken ohne Fotos! Also echt jetzt!
Odenwälder Themen wären toll! Und die Küken natürlich.
#AusDemLebenEinerRegionalReporterin und insbesondere #AusDemOdenwald interessiert mich tatsächlich (bin Radiomacher im Freien Radio).