Kleine persönliche Schlaglichter aus der vermeintlichen Provinz.
Heute: Gabi Nießen
Ursprünglich aus …
Karlsruhe, aufgewachsen in einer Kleinstadt im Erzgebirge. 1982 bin ich nach Mosbach gekommen, danach diverse Umzüge ins Schwäbische, ins Saarland, und immer wieder nach Mosbach. In den Odenwald, nach Robern, zog es unsere Familie im Jahr 2005.
Meinen Lebensunterhalt …
verdiene ich mit Natur- und Kräuterführungen/-kochworkshops, mit Vorträgen, als Ernährungsberaterin und BeKi-Fachfrau.
Mir gefällt hier…
der Sonnenaufgang; der klare Sternenhimmel in der Nacht; die Regenbogen; das besondere Licht an einem Regentag, wenn die Sonne doch noch kommt;
der weite Blick über das Land, wenn ich auf einer Anhöhe stehe; der Wald mit all seinen interessanten Facetten; die Wiesen und Bäche; die überraschenden Begegnungen mit Tieren; mein großer wilder Garten; das ursprüngliche und naturnahe Leben;
… aber auch …
die Begegnungen mit lieben Menschen; mit Gleichgesinnten; „mein“ Dorf; die Wurzeln, die ich endlich spüre – und die wachsen dürfen;
dass die Kinder die Natur erleben und erforschen können;
… nicht zu vergessen …
die herzliche Aufnahme in die Dorfgemeinschaft, die gegenseitige Hilfsbereitschaft und Unterstützung; das rege Dorfleben – aber auch die Rückzugsmöglichkeiten.
An einem sonnigen Tag im Sommer….
– liebe ich es, geschäftig in meinen Garten zu gehen (mit lauter guten Vorsätzen), um dann staunend den Schmetterlingen und Blumen zuzusehen, alles um mich herum vergessend – ins Haus laufen, Bücher holen, um nachzuschlagen, welche Schmetterlinge um mich herumflattern. Irgendwann holt mich die Wirklichkeit wieder ein, für die ganze Arbeit ist es dann zu spät (die unbearbeiteten Gartenecken bleiben weiterhin wild), aber – die glücklichen Momente bereichern mein Herz.
– liege ich mit einem guten Buch unter meinem Kirschbaum in der Hängematte.
– gehe ich mit meinen Söhnen in die Kunstbackstube in Mosbach, um zu töpfern, zu malen und zu klönen.
An einem verschneiten Wintertag….
– stapfe ich mit Kindern und Hunden durch die verzauberte Landschaft und erfreue mich an dem putzigen Gehopse der Tiere (und der Kinder), die ihren Spaß im Schnee haben;
– gibt es spontane Schneeballschlachten mit meinen Söhnen;
– sitze ich mit einer dampfenden Tasse Tee vor dem Feuer.
Gut essen….
Wir alle kochen und backen am liebsten selbst mit den frischen Zutaten aus dem Garten und von der Wiese.
Selten gehen wir „auswärts“ Essen, z.B.: ins „Little Africa“ nach Diedesheim, in den „Ochsen“ nach Nüstenbach, ins „Gleis1“ nach Amorbach oder ins „Gargano“ nach Herbolzheim. Kaffee und Kuchen gibt es üppig und herrlich altmodisch in Mülben im „Kaffee Weiß“.
Theater, Konzerte und Museen…..
lieben wir. Es gibt tolle kulturelle Angebote in Mosbach, Buchen und in der Umgebung. Klein aber fein sind die Veranstaltungen der Kulturkommode Osterburken mit seinem engagierten Team (an dieser Stelle ein großes Kompliment!).
Gerne besuchen wir das Offene Atelier von Georg Barber im Nachbarort.
Ab uns zu zieht es uns hinaus nach Heidelberg, Mannheim und Frankfurt oder ins Landesmuseum nach Speyer.
Darüber nachgedacht, wieder in die Stadt zu gehen…..
Nein! Ein Besuch ist o.k. und reicht für eine ganze Weile. Neulich in Hamburg beim Einkaufsbummel: ich hielt für eine Weile inne und habe dieses Treiben auf mich wirken lassen. Es summte von all den Menschen und Geräuschen, wie in einem großen Bienenschwarm, nichts stand still – weder die geschäftig eilenden Menschen, noch der Verkehr.
Wenn ich hier etwas ändern müsste/könnte…..
– würde ich mir wünschen, dass wir uns unserer Gemeinschaft noch bewusster werden, das Regionale schätzen und vor Ort einkaufen (d.h. nicht die Supermärkte und den Internet-Einkauf bevorzugen).
– würde ich mir eine bessere Anbindung durch den Regionalverkehr wünschen, gerade abends und nachts, damit besonders die Jugendlichen mobiler sein können.
– würde ich den geplanten Windpark in Waldbrunn einstampfen, zugunsten der herrlichen Natur, die uns umgibt.
– würde ich den Tourismus fördern und unseren herrlichen Odenwald ins „rechte Licht“ rücken.
– Gerne möchte ich mit Gleichgesinnten eine Kreativwerkstatt aufbauen, anstatt immer nur alleine zu „wursteln“.
Meine Freunde in der Stadt meinen…
ich bin ein Land-Ei.
Die Landmenschen…
wie überall, gibt es Unterschiede. Die einen, die das Land schätzen; wenige andere, die jammern.
Letztendlich kommt es auch darauf an, wie man als „Zugereister“ auf seine Mitmenschen zu geht und sich in das Dorfleben einbringt.
Wenn ich alt werde…
möchte ich hier immer noch meine Wurzeln haben, dann vielleicht in einer alternativen Wohngemeinschaft des gegenseitigen Miteinanders.
Ich werde auch noch „im Alter“ über all das staunen, was mich umgibt und dann darf die Gartenarbeit ruhig liegen bleiben und ich kann den Schmetterlingen beim Flattern zusehen ;-).
Gabi Nießen kennen einige der regelmäßigen Leser vielleicht schon von hier.
Und die gesammelten Menschen kann man hier nachlesen.