Was machste denn, wenn Du unterwegs den Wolf triffst?, fragt mein Geo, und ich sage Ach, papperlapapp, so ein Blödsinn, das passiert doch nicht. Dabei war ich am Morgen im Wald an einem der Nachbardörfer unterwegs, und hier ist er schon ein paarmal gesichtet worden, der Wolf. Das fällt mir aber erst ein, als ich schon tief in den Wald eingetaucht bin.
Ganz still ist es hier drinnen, inmitten einer eigenwilligen moor-artigen Landschaft, die so gar nicht ins Klischee vom Odenwald passen will. Meine Schritte knistern auf dem welken Laub auf dem Waldboden, rechts und links vom Weg schwarze Wasserlöcher und Moos, Birken und Kiefern. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen und zu hören. Lieselotte rennt und zerrt wie blöd, hechelnd und schmatzend, – war da was?, – da wird doch nicht?, und ein paarmal ertappe ich mich dabei, wie mich mich ängstlich umdrehe und das Unterholz abscanne.
Und dann male ich mir natürlich doch aus, wie das wäre, wenn der Wolf da plötzlich irgendwo stünde, einem Freund ist das ja neulich passiert, hoch zu Roß traf er den Wolf (also, der Freund hoch zu Roß, nicht der Wolf), und das war ihm schon ein bißchen unheimlich. Wäre es mir auch. Ich würde den geordneten ruhigen Rückzug antreten, aber sowas von, ich würde vermutlich nicht mal mehr ein Foto machen, und das will schon was heißen.
Und wenn der Wolf mir dann folgen würde, weil er Lieslotte so liebreizend findet, dann würde ich die irgendwann von der Leine lassen, um den Wolf von mir abzulenken. Und dann würde der Wolf erst Lieselotte verspeisen, und dann mich, und dann läge ich also in Einzelteilen im Wald bei Schloßau, und niemand würde mich je finden, weil sich da niemals jemand so tief in den Wald verirrt. Ja, so in etwa stellle ich mir das vor.
Vielleicht sollte ich also doch in etwas belebteren Gegenden wandern gehen? So, wie die gefühlt 1, 2 Millionen Menschen, die ich gestern beim Vorbeifahren im dicht besiedelten Nachbarlandkreis gesehen habe, ich war unterwegs in die große Stadt. Auf den Wanderparkplätzen entlang der Strecke Volksfeststimmung mit Halloooo und Ach, Ihr auch hier?, aufgespoilerte Kampf-Radfahrer, die an Hornissen auf Speed erinnern, Spaziergänger mit schicken offroad-Kinderwägen, wild entschlossene Ausflügler in Funktionskleidung und aus allen Himmelsrichtungen, Autogedränge, Aggro-Motorräder und Abgaswolken. Auf einem geschotterten Platz neben der vielbefahrenen Landstraße eine Würstchenbude und Dutzende von Wohnmobilen, Tür an Tür. Ich hatte ausreichend Zeit, das flächendeckende Getümmel zu bestaunen, denn zwischendurch ging es auf der Straße weder vor noch zurück.
Alle, die da unterwegs waren, wirkten sehr glücklich und vergnügt, endlich im Grünen, endlich an der frischen Luft!, nur ich kriegte schon vom Hinsehen schlechte Laune. Wie kann man nur? Wo wollen die denn alle hin, das ist ja wie auf dem Jahrmarkt, hörte ich mich sagen, aber Lieselotte hinten im Kofferraum antwortete nur mit einem merkwürdigen Geräusch, weil ihr von dem vielen Stop-and-go schon kotzeübel war.
Vielleicht bin ich inzwischen wirklich zur schrulligen Einsiedlerin geworden. Oder arrogant und hochmütig. Oder beides, das kann natürlich auch sein.
Ich wohne hier in tiefsten Wolfsland, sprich nördliches Sachsen. Hier gab es das erste Wolfsrudel Deutschlands und jetzt haben wir viele Wölfe in unserer Gegend. Ich habe noch keinen einzigen Wolf im Wald gesehen, eher läuft mir ein Fuchs oder Wildschwein über den Weg. Wölfe sind sehr scheu, aber junge Wölfe sind manchmal wohl doch etwas neugierig. Sofern dein Hund nicht aggressiv reagiert und genug Abstand ist dürfte eine Begegnung kein Problem sein. Ihr seid keine Beute und der Wolf will lieber seine Ruhe und geht euch eher aus dem Weg.
Bei allem Ernst der Lage immer wieder ein Vergnügen, ihre Beiträge zu lesen!
Nach den aufgespoilerten Kampf-Radfahrern und dann Lieselotte’s Geräuschen gab ’s kein Halten mehr! Lange nicht mehr so herzhaft gelacht!!!
Wölfe! Ach, nein, ich glaube Angst hätte ich keine. Dafür bin ich im suburban New Jersey schon zu vielen schwarzen Bären begegnet. Sogar direkt neben dem Haus, ein paarmal. Einmal einer Bärenmama mit fünf ! kleinen, die von meinem uralten Kirschbaum gekrabbelt kamen. GSD war ich nicht zwischen Mama und Babies. Und die Bären sind scheu. Verziehen sich sofort wenn direkt angesprochen. Großen Respekt habe ich trotzdem. Ich würde ja gern ein Foto anhängen, ich glaube aber nicht, dass das klappt.
Lese sehr gerne hier! Liebe Grüße!
Genau so sieht es aus.
Aufgespoilerte Kampfbiker. Ohne Motor kämen die gar nicht so weit. Voll die Seuche.
Outdoorexperten, jeder für minimum 1000 € Aurüstung am Leib, nur um auf einem Waldweg zu laufen. Dann noch mit GPS und/oder Smartphone mit Navi Funktion.
Hilft denen aber auch nicht, sonst müssten die nicht immer mich fragen, wo´s lang geht.
So langsam nervt es tatsächlich.