Wenn Sie für einen Moment ganz still sind, können Sie den Gatten hören, wie er im Haus nach Geschenkband kruschtelt. Gelb muss es sein, nichts anderes geht. Im schlimmsten Fall müssen wir nachher nochmal losfahren, damit er sein gelbes Geschenkband bekommt. Weil wir ja am Tag vor dem Einheitsfeiertag nichts anderes zu tun haben, als 15 Kilometer in ein Geschenkbandlädchen zu fahren, wo es garantiert auch gelbes Geschenkband gibt.
Aber wie das so ist auf dem Lande: Der Bürgermeister befiehlt empfiehlt, wir folgen. In diesem Fall nur allzu gerne. Unser Bürgermeister hat nämlich in meine Lieblingszeitschrift, also ins aktuelle Amtsblatt, reingeschrieben, dass es doch eine gute Idee wäre, wenn Obstbaumbesitzer ihre Obstbäume mit gelbem Band umwickeln würden. Ein Projekt aus dem Landkreis Esslingen, „bei dem erntereife Obstbäume durch Kennzeichnung mit einem gelben Band für alle Interessierten zur Aberntung freigegeben werden“. Aha. Heisst auf Deutsch: Sie haben einen pickepackevollen Obstbaum? Aber weder Zeit noch Kraft noch Lust, das Obst zu ernten? Dann bitte kennzeichnen mit gelbem Band! Damit das Zeug nicht verrottet, sondern „heimische Lebensmittel einer sinvollen Verwendung zugeführt“ werden. Also in andrer Leuts Bauch landen. Als Apfelmus, Apfelkuchen, Most, Saft, naja, Sie wissen schon.
Das gelbe Band soll jetzt also auch in den Gemeinden Limbach und Waldbrunn dafür sorgen, dass hungrige und durstige und koch-und backwütige Menschen sich ohne jede Absprache – und ohne eine Anzeige wegen MundraubLandfriedensbruchDiebstahl zu befürchten – am Baum bedienen dürfen.
Auch an unserem, vorne auf dem Grundstück, zur Straße hin. Deswegen brauchen wir jetzt ein gelbes Band. Sie sollten auch mitmachen. Gelbes Band um die Bäume. Oder nach gelbem Band Ausschau halten und lospflücken.
Ziemlich coole Idee, finde ich.
Deswegen: Musik, zwo, drei!
…und ein rosa Band, um Misteln freizugeben. Aber alle!
Gelbrosa für: Wo ich sammle oder pflücke, da pflege ich auch. Ehrensache!