Ich denke aus verschiedenen Gründen gerade verstärkt über das Thema Volksfrömmigkeit nach, – was man halt so macht auf dem Lande, – und dabei fällt mir ein, dass der Gatte und ich vor Kurzem einen Klosterbesuch gemacht haben. Wir wollten auf dem Engelberg im Klostershop und in der Klostergaststätte das gute Klosterbrot, dazu Klosterkäse und Klosterbier kaufen, all das wird hoch gerühmt und soll ganz vorzüglich sein, auch und besonders für protestantische Preußen wie mich.
Leider gab es im Klosterladen weder hoch gerühmtes Klosterbrot noch Klosterkäse, und die Klostergaststätte war geschlossen und nicht bereit, ihr gutes Klosterbier herauszurücken, obwohl ich den ganzen weiten Weg vom gigantischen Parkplatz bis rauf aufs Gelände einen fünf-Liter-Humpen zum Befüllen geschleppt hatte. So blieb uns also nichts anderes übrig, als uns unverrichteter Dinge noch ein bißchen umzuschauen da oben, wobei das Gelände hauptsächlich aus einer Kirche, einem kleinen Klostergarten, dem Laden und der riesigen Gaststätte besteht. Und dann gibt es da noch ein kleines Holzhäuschen, dass der Marienverehrung dient.
Mir ist das alles äußerst fremd, aber mitunter sind die Dinge, die einem fremd sind, ja die spannendsten. Naja, Sie wissen schon. Für katholische Christen ist der Engelberg wohl ein ganz besonderer Ort, und für alle anderen durchaus mal einen kleinen Ausflug wert – zumal, wenn Sie nicht vor Menschenmassen zurückschrecken. Dem Parkplatz nach zu urteilen, dürfte die Klosteranlage an vielen Tagen des Jahres rappelvoll sein mit Pilgern aus allen Himmelsrichtungen. Und wie gesagt: Bier, Brot und Käse sollen ganz vorzüglich sein. Werden aber erst nach Corona wieder verkauft. Wann immer das sein wird. Hoffnung ist die erste Christenpflicht.
*****
Und ansonsten: Von berufs wegen also über Volksfrömmigkeit nachgedacht, und über Rassismus auf dem Lande. Über die Bundeswehrspezialtruppe KSK und einen Unfallschwerpunkt auf der Bundesstraße 292 bei Obrigheim. Über Corona-Beschränkungen und die Nöte der Gastronomie. Über Frostschäden am Odenwälder Getreide und an den heimischen Christbäumen. Über 5G und LTE. Über den Großen Walldürner Blutfeiertag, der heute mit allem PiPaPo gefeiert würde, mit Prozessionen, Gottesdiensten und Schulfrei, aber leider Corona-bedingt ins Wasser fällt. Wenn die Schüler in der Wallfahrtsstadt also nicht ohnehin zuhause wären, müssten sie heute ganz entgegen einer jahrhundertealten Tradition in die Schule.
*****
Und auch das noch: Im Wald gewesen und einem verdatterten Rehkitz gegenübergestanden. Mit großen Augen dem Langholztransporter zugeschaut, der mit dem Greifer riesige Baumstämme aufnimmt und auflädt, als seien es Streichhölzer. Auf einer Bank die Morgensonne genossen (bis dann der eben erwähnte Langholztransporter brüllend vorbeifuhr und mich mit Staubwolken und Matschfontänen bedrohte). Zuhause Brotteige geknetet und dem Sauerteig-Ansatz Elsbeth gut zugeredet, dass er noch ein bißchen überleben möge. Vom Regen zermatschte Geranien zupfen. Eierverkaufstouren akribisch durchplanen.
Und: Leere Gläser und einen hochmodernen Kirschenentsteinungsapparat in der Nachbarschaft organisieren. Wir gehen nämlich morgen auf eine Kirschbaumversteigerung. Ja, da staunen Sie! Was es so alles gibt auf dem Lande. Ich stelle mir vor, wie wir den schönsten und vollsten aller anwesenden Kirschbäume ersteigern, logo, und dann am Wochenende aus 3 Millionen Kirschen 720.000 Gläser Marmelade kochen werden. Falls Sie also für ein paar Tage nichts mehr von mir hören: Dann sind wir beim Marmeladekochen. Und hinterher werden wir vermutlich die Küche renovieren müssen. Naja, Sie wissen schon.
Ja, aber, aber… Heldentod! Und heiliger Kampf!! Sie wissens schon, sie, gelt?!
Wie ich das gehasst habe.
Ex-Katholik.
Ich finde es ja nicht schlimm, dass diese Inschriften da (noch) prangen, wunderte mich aber doch, dass keine irgendwie einordnende Notiz dazu zu finden war….
Doch, es ist schlimm, entlarft aber auch die Kirche und den dort herrschenden „Glauben“.
Die Kirche war eben schon immer Systemkonform, wenn es hieß sterben, aber auch die Anderen abschlachten, für was auch immer, dann aber los, aber bitte nur mit dem Segen Gottes.
Ich hoffe, Sie haben sich schon den Flurplan angesehen und wissen, welchen Kirschbaum sie ersteigern wollen! Mein Vater ersteigerte seinerzeit voller Begeisterung für einen Appel und nicht mal ein Ei, drei Apfelbäume, und wunderte sich, warum die keiner wollte. Nun, die Bäume standen an einem halsbrecherisch steilen Abhang und hingen zudem mit klitzekleinen verkrüppelten Mostäpfeln voll, die ungenießbar waren. Ich war super enttäuscht. Aber ich glaube, es war der Beginn des selbstgekelterten Apfelweins bei uns zu Hause. Abenteuer Land! Viel Erfolg mit den Kirschen. Ich kann Clafoutis als leckeres Dessert empfehlen!
Man sucht sich offenbar den Baum aus, den man ersteigern will. Ich bin sehr gespannt.
Bei den Kirschen haben Sie hoffentlich auch einen Vertrag mit den Vögeln gemacht?!
Sonst wird das höchstens ein halber Sonntag und ohne Sauerei;-)
So stellt sich die Lage beim eigenen Kirschbaum im eigenen Garten dar, deswegen müssen wir ja anderweitig Kirschen holen….
Unseren Kirschbaum gibt es inzwischen nicht mehr, der war irgendwie angegriffen und nicht mehr zu retten.
Jetzt haben wir noch einen Pflaumenbaum, der aber eher als Schattenspender dient. Die Plaumen lassen sich nicht entkernen, sondern nur sofort essen oder einwecken. Da profitieren auch viel die Wespen und der Kompost;-)
Dafür sind die Erdbeeren dieses Jahr Bombe – gross und sagenhaft süss. Der Regen und die Kühle der letzten Tage hat denen gut getan.
Elsbeth-Sauerteig?
Ja, irgendwie muss das gute Stück doch heißen, wenn ich es mit Liebe pflege.