Die freundliche Nachbarbloggerin will am Zwölften eines jeden Monats zwölf Bilder sehen, die eben jenen Zwölften grob beschreiben. Also, bitte sehr. Ich habe mit Rücksicht auf empfindsame Seelen darauf verzichtet, als erstes den Eiskratzer zu fotografieren, den ich heute früh im Einsatz hatte. Ja, da staunen Sie. Ich habe ihn tatsächlich noch griffbereit im Fahrzeug, als Bewohnerin von Badisch-Sibirien ist man ja Einiges gewöhnt.

Mitte Mai, und Front- und Heckscheibe vereist, aber sowas von. Ich lasse mich nicht beirren, sondern fahre eben wie üblich und dick verpackt erstmal auf die Felder raus. In der Sonne ist es da schon richtig warm. Heiß geradezu.

Erst mal den Kühen auf der Weide Guten Morgen sagen, dann den Forellen am See ihr Frühstück vor die Flossen werfen. Großes Hallo im Wasser. Als sich alles wieder etwas beruhigt hat, kommen Heinz und Hilde angepaddelt, die zwei alten Bekannten aus dem vergangenen Jahr. Offenbar haben sie sich wieder häuslich eingerichtet am Ufer, und vielleicht gibts wieder ein Dutzend Küken. Stay tuned, ich halte sie auf dem Laufenden. Heinz und Hilde, die Namen habe ich übrigens eben im Moment erfunden, und ich finde, das passt.

Im Wald und auf den Wiesen rund um den See brüllen die Vögel, die Sonne scheint und verwandelt an manchen Stellen die eiskalte Luft in wabernde Nebelschwaden, es sieht aus wie in einer etwas überkandidelt-verkitschten Theateraufführung, ganz warm wird mir da ums Herze. Und ich denke so bei mir, dass das Leben als Einsiedler mir so schlecht nicht gefälllt. Noch immer vermeide ich soziale Kontakte und Supermärkte, noch immer halte ich mich zurück beim zwischenmenschlichen Kontakt, noch immer ziehe ich die coronös bedingte Einsamkeit der Gemeinsamkeit vor.

Weils aber ganz ohne gemeinsames Zusammenarbeiten nicht geht, morgens also Videokonferenz mit den Kollegen im Mannheimer Funkhaus.

Es entbrennt eine kollegiale Diskussion über das schnelle Internet in der Region. Wer hat die Glasfaser-Nase vorn? Die vermeintliche Provinz, ist ja klar. Wir haben hier auf den Dörfern inzwischen teilweise Bandbreiten, da brechen die Leute im Herzen der Metropolregion in Tränen aus. Vor lauter Neid. Ein Kollege berichtet, seine Kinder und er verzweifelten täglich mehrmals, weil home-schooling und home-office, gleichzeitig, nicht funktinieren, da geht das Internet in die Knie, sagt er, und im Hintergrund summe ich den alten Schlager Ich hab mein Netz in Heidelberg verloren, naja, Sie wissen schon.

Woran liegt’s, dass die einen soviel besser- und die anderern so viel schlechter versorgt sind im Jahre 2020? Wir werden das herausfinden. Sie können das dann im Radio hören. Oder auch online bei uns nachlesen. Falls Sie über eine vernünftige Internetverbindung verfügen. Ähem.

Recherchieren, telefonieren, Meldungen schreiben, das Übliche halt. Und Besuch im Büro, immer gerne gesehen in der Einsiedelei. Die Freundin bringt orientalischen Ramadan-Süßkram für mich mit, und Streicheleinheiten für Frau Lieselotte. Für das leibliche und seelische Wohl ist also gesorgt. Die Süßteilchen sind so süß, dass man sie schnell und alle auf einmal essen muß, sonst richten sie womöglich noch irgendwelchen Schaden an.

Mittagspausenhunderunde im Städtchen, und ein anschließendes kurzes Sonnenbad mit Blick auf das eigene Büro. In der hübschen kleinen Anlage ist der Aufenthalt generell leider nicht wirklich gestattet, der liebe Himmel weiß, warum nicht. Nur für die Bewohner des dazugehörigen Altenstiftes, nur leider sieht man die so gut wie nie. Und wenn schon – was spräche dagegen, sich mal dazuzusetzen? Also, jetzt natürlich unabhängig von Corona. Ach, es ist kompliziert.

Aber in diesen Zeiten wimmelt es ja eh von Verboten und Geboten, und dauernd ändert sich manches, und mitunter blickt man nicht mehr durch. Ich will mich aber nicht beklagen, i wo denn, ich bin kein Freund der momentanen Lockerungen, für mich fühlt sich das alles ein bisschen hopplahopp und allzu früh an, falls Sie wissen, was ich meine.

Lockerungen. Material – oder Systembedingt?
Post sortieren, digital und analog.

Einen Stapel Post sortieren, ein paar hundert Mails sichten und löschen, Geschirr spülen, mit dem Hausmeister plaudern, der hin und wieder nach dem Rechten schaut im Gebäude. Was man halt so macht als Korrespondentin. Nebenher die weiteren Themen des Tages journalistisch abarbeiten, Kreistagssitzung, Drogenhandel, Kinderpornografie, ja, es ist nicht immer alles schön hier. O-Töne per Whatsapp einholen, das ist technisch ausgesprochen gute Qualität, man wundert sich. Ersetzt das face-to-face-Interview. Mit Mundschutz käme ja da auch wieder nur Genuschel bei rum.

Feierabend-Hunderunde im Wald, und anschließend mit Freunden den Soli-Beitrag „Gastro“ eingetauscht gegen Pizza und Rigatoni. Abendessen mit Mindestabstand und Blick auf die Felder und den Garten, auf Stieglitze und Bussard.

Schön wars.

Ein Kommentar zu “12 von 12.”

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