Der Spätsommer hat nochmal richtig Gas gegeben, mit Temperaturen um die 30 Grad selbst hier in Badisch-Sibirien. Mein Geo als selbsternannter Italiener hat in den vergangenen 20 Jahren keine Chance ausgelassen, zu betonen, wie schlimm das Wetter im Odenwald für einen wie ihn ist, und wie wunderbar dagegen das italienische Klima. In diesem Jahr stöhnt sogar er. Zu heiß und viel zu trocken.

Sieht hübsch aus, ist aber verdorrt.

Den zwei riesigen Vogelbeerbäumen kann man quasi beim Verdursten zuschauen, die Esche murkelt vor sich hin, und das Apfelbäumchen lässt die Blätter hängen. In den Sommermonaten sammeln wir traditionell das Wasser, das in Küche- und Badezimmer-Waschbecken sonst ungenutzt davonfließt, wir fangen es in Bütten auf und schleppen es dann an die Bäume und Sträucher. Genutzt hat es wenig. Bis gar nichts.

Ich weigere mich, hektoliterweise Leitungswasser in den Boden rund um die Bäume zu gießen oder gar den Rasensprenger anzuschalten. Geiz und Nachhaltigkeitsgedanke gehen da vor. Frisches Leitungswasser bekommen nur die Hühner und die Spatzen.

Und ansonsten freue ich mich an den Farben des Spätsommers, am warmen Licht und der tiefstehenden Sonne. An den bald angenehmen Temperaturen. In der Hoffnung, dass es nicht übermorgen schlagartig Winter wird. Kann passieren. Weiß man hierzulande nie.

Spätsommer-Hündchen

Für das Hündchen übrigens ist es inzwischen nicht Spätsommer, sondern Herbst, das fiel mir dieser Tage so ein. Herbst des Lebens, naja, Sie wissen schon. 15 Jahre dürfte sie inzwischen sein, stocktaub und ein bisschen wirr im Kopf. Noch läuft sie mit über die Felder, und manchmal flitzt sie noch davon, wenn sie in der Ferne einen Hasen oder ein imaginiertes gefährliches Monster erblickt. Dann nimmt sie für fünfzig oder hundert Meter die allerletzten Kräfte zusammen und sprintet los, wie früher. Einst war sie die schnellste Maus von Mexiko, und daran scheint sie sich noch hin und wieder zu erinnern.

Manchmal sind das dann leider friedliche Spaziergänger, auf die sie zuspringt und die sie neuerdings für unheimliche Ungeheuer hält. Nur, damit Sie bescheid wissen, falls wir uns mal treffen da draußen. Ich kann sie ja leider nicht mehr abrufen. Das heißt, ich kann schon, ich kann brüllen, bis ich blau anlaufe, aber sie hört ja nix.

Also brülle ich dann die Spaziergänger an: Die tut nix, die will nur Ungeheuer töten!. Ähem. Aber keine Sorge: sie hat kaum noch Zähne. Außerdem lasse ich sie zumindest in unbekanntem Gelände nicht mehr von der Leine, zu oft ist sie mit ihrer Verwirrung und der Taubheit schon im Unterholz verloren gegangen.

Vielleicht hat auch ihr die Hitze der vergangenen Wochen zugesetzt. Sie frisst und schläft und schnarcht zum Gotterbarmen, und frisst und schläft und schnarcht. Und zwischendurch tippelt sie auf kurzen Spaziergängen über die Felder, und manchmal flitzt sie also los. Und ich wünsche mir, dass sie eines Tages bei so einem Sprint einfach tot umfällt, mitten in einem aufregenden Hunde-Abenteuer. Wenn ich Hund wäre, würde ich mir das jedenfalls sehr schön vorstellen. Der Tierarzt sagt aufmunternd, die hält noch ein Weilchen!. Wörtlich sagt er das, und dafür mag ich ihn sehr.

9 Kommentare zu “Spätsommer.”

    1. Eigentlich nicht, aber das Hündchen hatte acht Jahre lang ein erstes Leben, von dem wir wenig wissen und eher auch lieber nichts Genaues wissen wollen.

  1. Das Spatzenfoto ist wunderbar!
    So ein Spätsommer-Hündchen hatten wir auch. Und auch das Erlebnis, dass es uns aus den Augen verlor und in die falsche Richtung lief und Schreie es nicht erreichen konnten, wegen Taubheit… Aber das ging zum Glück auch gut aus, war ja nicht mehr so schnell und konnte eingeholt werden, puh!

  2. Oh, ich drücke Euch ganz feste die Daumen. So einen Burschen samt unbekannter Vorgeschichte haben wir hier auch, wenn auch 1-2 Jahre jünger, wer weiß das schon. Seine Zähne lügen nämlich. Ob er so 7 wäre meinte letztens eine Tierärztin, ich dachte sie scherzt. Sie hatte sich nur die guten Zähe angesehen.
    Ja, mit den Wassergaben… Bis die an die tiefen Wurzeln kommen…
    Schönen Start in die Woche, LG
    Nina

  3. Seit kurzem bin ich nun ein Leser und Schauer bei dir und möchte bei der Gelegenheit sagen, wie schön ich es bei dir im blog finde.
    Und nun zum aktuellen Post.
    Schön hast du den beginnenden Herbst beschrieben, bebildert mit eindrucksvollen Fotos.
    Aber natürlich bin ich angetan vom „Herbsthündchen“
    Ich war glücklicher Besitzer eines Mischlings, Malteser-Shih Tzu ect. diese süße Maus wurde 18 Jahre alt. auch wir bekamen sie vom Tierschutz, da war sie ca 3 Jahre alt.
    Leider war sie in den letzten Jahren zunehmend , erst leicht verwirrt, taub , dann richtig dement.
    Allerdings hat ihr das Fressen bis zum Schluß geschmeckt und ansonsten war sie noch zu kleinen Spaziergängen fähig.
    Aber dann machte sie die Nacht zum Tage und die üblichen Funktionen konnte sie nicht mehr unter Kontrolle halten.
    Auch wir wünschten uns, dass sie mal, mitten im spannenden Spaziergang draußen einfach umfallen würde, so wie du das beschreibst, aber leider wollte es ihr Leben wohl anders.
    Letztendlich haben wir sie einschläfern lassen, weil sie uns dann auch nicht mehr richtig wahr nahm und immer nur die Wand anstarrte.
    Ich wünsche euch, dass es anders kommt, aber leiden wollt ihr sie sicher auch nicht lassen, wenn es nicht mehr anders geht.
    Doch wie es aussieht wird es noch dauern und ihr werdet sicher noch viel Freude und spaß mit ihr haben.
    Entschuldige das lange Geplauder, aber plötzlich kam alles wieder hoch mit meiner Peggy.
    Sei lieb gegrüßt von
    Jutta

  4. Meine Balkonterroristen haben die Pflanzuntersetzer für sich als Tränken entdeckt. Das ist dann Wasser mit ein wenig Geschmack. :D
    Deinen Wunsch für euren herbstlichen Flitzer, finde ich sehr schön! Meinem hätte ich es auch gegönnt. Leider ging es irgendwann nicht mehr.

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