Superwoman.

21. September 2016

Ich bin ein bisschen entrüstet, denn es stellt sich heraus, dass die blöde Erika im Navi noch tollere Schleichwege kennt als ich selber. Wo ich doch gedacht hatte, ich kenne längst alle Schleichwege im Odenwald, und meinte, es gebe kaum eine Straße und keinen einzigen Gemeindeverbindungsweg, den ich noch nicht befahren habe.

Ein Symbolbild.

Wie dem auch sei, neulich lotst mich also Erika wieder über so eine Straße, die diesen Namen kaum verdient, das Gehoppel und Geschaukel ist eine reine Wonne, die Landschaft und die Aussicht sowieso, und die angebliche Straße so schmal, dass es mit Gegenverkehr gefährlich eng wird. Und weil offenbar alle Erikas der Welt dieses Sträßlein kennen, gibt es tatsächlich fulminanten Gegenverkehr, so etwa alle halbe Stunde kommt einer angetuckelt, ich drücke mich nach rechts in den nicht vorhandenen Randstreifen, verlangsame etwas, und weiter geht die muntere Fahrt.

Das heißt, so munter ist die Fahrt ja gar nicht, denn vor mir schleicht einer mit Anhänger, offenbar auch ein Erika-Opfer wider Willen und leicht verunsichert. Und nun also nähert sich (die halbe Stunde ist schon um) erneut ein Gegenverkehr, ein weißer Transporter kommt angeschossen, das sind mir die Liebsten, er kennt sich hier wohl aus, und verlangsamt allenfalls von 100 auf 95 Stundenkilometer auf der engen Gasse. Mein Vordermann drückt sich nach rechts, bremst ab, der Transporter schießt an uns vorbei, es tut einen Schlag und im Windschatten des weißen Turbomonsters fliegt meiner Kühlerhaube der Rückspiegel des Vordermannes um die Ohren. Der Transporter fährt weiter, is ja klar. Und ich kann seine Nummer nicht erkennen, is auch klar.

Ich halte an und steige aus und stoße wilde Flüche aus und helfe ansonsten dem Vordermann, einem älteren Odenwälder Herrn, die Einzelteile seines Spiegels wieder einzusammeln. Mit vereinten Kräften fummeln wir die zerrissenen Reste aus der Halterung, eine Art Spiegelleichenfledderei, wir zerren und ziehen an elektrischen Drähten und Lüsterklemmen, alles ist hin. Ich biete mich als Zeugin an, das hat ja aber keinen Sinn, des verläuft doch eh im Sande und ich bleib auf dem Schaden sitzen, sagt der Herr, dann fluchen wir noch ein bißchen gemeinsam und ich verabschiede mich kopfschüttelnd.

Und wie ich ins Auto steigen will, ruft der Alte mir hinterher Vunn wo sinn´ Se, wenn ich froge derf? Sie müssen sich das jetzt im schönsten Odenwälderisch vorstellen, ich kann das ja nur so halb. So ä Fraa wie Sie hab´ich mei´Lebdaaach noch net getroffe´.  Dass ä Fraa a´hält und hilft, …sowas hebbich ja noch nie erlebt im Oudewald. 

Hallo? Leute, Frauen, Odenwälderinnen, – sagt, dass das nicht wahr ist.

 

 

  • 7 Kommentare
  • B 21. September 2016

    Nooo. Dees is ned woah! Isch hedd a ougholde unn geholfe!
    ?

  • Pamy 21. September 2016

    Das ist auch nicht wahr….. ich halte immer an. Ganz großes Indianerehrenwort!!!!

    Übrigens: Dein odenwälderisch wird immer besser, wenn auch noch nicht ganz perfekt.

    E bissle übe musch halt scho no, abba mach da kee Sorche, des krigge ma scho no mit da noo ;)

  • Astridka 21. September 2016

    Däää!
    Wenn das keine Anerkennung ist!
    LG
    Astrid

  • waswegmuss 21. September 2016

    Und was sagt Erika zu diesem Sachverhalt?

  • Bettina 22. September 2016

    Ich helfe immer!! Bin aber auch a Schwäbin und koi Odenwälderin!

  • ina 22. September 2016

    Iss iwwahaupt ned wohr!
    War bestimmt kein hiesiger…

  • Waltraud 22. September 2016

    Kann gaanet sei. Isch helf a immer, a wenn isch blouss im Odewald wohn und un vunn Hendesse kumm.

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