Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?, kurz wmdedgt, das will am Fünften eines jeden Monats die freundliche Nachbarbloggerin von uns wissen, also bitte. Ich frage mich das ja auch manchmal.

Freitag ist Frei-Tag, und überhaupt waren jetzt zehn Frei-Tage hintereinander, auch wenn sie Mittwoch, Samstag oder Dienstag hießen; die freundliche Hausärztin hatte es empfohlen und bestimmt. Am Montag ruft die Arbeit wieder, also diese letzten verbleibenden Frei-Tage noch nutzen, um den Kopf endgültig freizukriegen, um den entsprechenden Durchblick und die klare Sicht wiederzuerlangen.

Auf der morgendlichen Hunderunde ist der Nebel wiederum so zäh, dass ich mich auf den weiten Wiesen am Fuße des Katzenbuckels leider prompt verlaufe. Keine Ahnung mehr, ob mein Auto da hinten, hier vorne oder da links unten parkt, es ist nichts zu sehen außer weißer dicker Dunst. Durchblick und klare Sicht werden völlig überbewertet, beschließe ich und tappe orientierungslos durch die nicht vorhandene Aussicht.

Auf Ästen und Zweigen hat der Dunst sich gefroren festgekrallt, das sieht sehr fotogen aus, aber jedes Mal, wenn ich unter einem Baum hindurchgehe, je-des-mal, kommt ein kleiner Windstoß, und wie winzige Glasscherben fällt der eisgewordene Nebel klirrend auf mich, auf den Mantel, auf den Kopf, ins Gesicht, nass und kalt in den Kragen. Ja, danke, Du mich auch, denke ich in unbestimmte Richtung.

Am Ende fummele ich mich nur mit Hilfe der Navigations-App auf dem Handy durch die Suppe zurück zum Auto, und aus der geplanten kleinen Morgen-Runde ist ein größerer Ausflug bis fast zur Mittagszeit geworden. Frische Luft soll ja gesund sein, nur mit dem Durchblick ist es leider nix geworden.

Jetzt erstmal auf die Couch. Oder doch nicht. Mein Geo hat das mit dem Durchblick und der klaren Sicht ein bisschen allzu wörtlich genommen und eine neue Lampe gekauft, hier oben ist es viel zu duster, befindet er mit Blick auf den Flur energisch und stellt schon die Leiter auf. Widerstand zwecklos. Es werde Licht! Wenigstens im Flur.

Wir wechseln uns auf der Leiter ab, wir schrauben und drehen und zerren und ziehen und fluchen und schnaufen, aus alten Bohrlöchern rieselt 60 Jahre alter Sand und Staub auf unsere Köpfe, Dübel verschwinden auf Nimmerwiedersehen in der weichen, knirschenden Decke, und zwischendurch höre ich die alte Ottilie kichern: Ottilie Fuhrmann, geborene Ebert. Eine Cousine des Reichskanzlers Friedrich Ebert angeblich, aber das ist jetzt wieder eine andere Geschichte. Jedenfalls hat Ottilie dieses Haus hier einstmals bauen lassen und schaut uns vielleicht von einer Wolke aus zu und amüsiert sich auf das Beste. Vielleicht sitzt olle Fritze Ebert neben ihr.

Aber am Ende ist es geschafft, die Lampe hängt, es wird tatsächlich Licht. So hell wie schon lange nicht mehr, wie vielleicht noch nie in diesem ehrwürdigen Hause. Wenigstens hier also jetzt klare Sicht und voller Durchblick, also bitte, wer sagts denn.

Das Feuer im Kamin murkelt vor sich hin, wahrscheinlich sitzt der zähe kalte Nebel selbst im Schornstein und verstopft ihn.

Ich friere.

Die neuseeländische Cousine schickt ein Foto einer dicken roten Himbeere, die sie soeben im Garten geerntet hat, der vielversprechende Anfang ihres Sommers, man kann die Wärme und die Süße förmlich spüren. Ja, danke, Du mich auch, denke ich schon wieder.

Jedenfalls ist der Tag an mir vorbeigezogen wie der Nebel am Katzenbuckel, zäh und langsam, trotzdem ist es plötzlich später Nachmittag. Jetzt mal endlich das Weihnachtsgeschenk zur Hand nehmen, das ich mir verfrüht selber geschenkt habe, Brennweite 28 bis 75 mm, Blende 2.8, heute kam es mit der Post. Wenn das nicht ab morgen für erhellende Durchblicke und sensationelle Aussichten sorgt, dann weiß ich auch nicht. Sie werden die Ergebnisse hier im Blog zu sehen kriegen, ob Sie wollen oder nicht.

Der Gatte backt einen Kuchen. Die Turnerei auf der Leiter hat ihn offenbar noch nicht ganz ausgelastet. Mir soll das recht sein.

Ich sitze auf dem Sofa und renne alle drei Minuten an den murkelnden Kaminofen, der nicht will, wie ich will. Und warte darauf, dass im Küchenofen der Kuchen fertig ist.

Später noch schnell ins kleine Museum im Nachbardorf, ehrenamtlich Stühle rücken, Tische stellen, dekorieren für eine weihnachtliche Feier. Und in diesem Zusammenhang nochmal der gutgemeinte Hinweis: wenn Sie am Heiligabend einen frischgeschlagenen Christbaum haben wollen, dann sollten Sie jetzt wirklich langsam in die Pötte kommen.

Jetzt Feierabend. Gemüsereste und Spiegelei.

Draußen dunkel, nass und neblig.

Aber morgen ist ja auch noch ein Tag.

Naja, Sie wissen schon.

Ein Kommentar zu “wmdedgt”

  1. Danke für die erhellende Einsicht, mit welcher Schönheit (oder besser: zu welcher Schönheit?) Schraubenzieher fotografiert werden können!
    Schönen Abend am Kamin und liebe Grüße!

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