Dienstlich war ich in einem Lost-Place unterwegs, besser gesagt in einer Mischung aus Lost Place und Traum-Immobilie. Können Sie kaufen für billig Geld. Die Instandsetzung wird dann allerdings etwas teurer, aber naja. Ich werde Ihnen die Geschichte (und aussagekräftigere Fotos) dazu von der Website meines Arbeitgebers demnächst hier verlinken, falls Sie ernsthaftes Kaufinteresse haben. Heute erstmal nur ein paar Impressionen.

Bei der Gelegenheit habe ich jedenfalls mal wieder über den Wert alter Häuser nachgedacht, über den ideellen Wert. Ich mag ja alte Häuser, die eine Geschichte zu erzählen haben. Wir selber wohnen in einem ehemaligen Wirtshaus aus den Sechziger Jahren, es handelt sich dabei unstrittig um eines der allerhässlichsten Häuser weit und breit, aber es erzählt uns jeden Tag Geschichten. In jeder Ecke des Hauses hängen irgendwelche Erinnerungen, hängen Lachen, fröhliches Beisammensein und gute Laune. So haben es uns auch die Alten im Dorf bestätigt, Im Gasthaus Löwen war immer beste Stimmung!.

Als wir das Haus damals zum ersten Mal betreten haben, war es eine olle, schmutzige Ruine und fühlte sich aber trotzdem gleich warm und wohlig an. Als wollte es uns in die Arme nehmen und sagen Kommt, macht mal was aus mir! Es war einfach so. Dabei sind wir gar nicht esoterisch. Es war ziemlich unerklärlich, und jetzt haben wir den Salat und wohnen nun schon 20 Jahre hier.

Es gibt natürlich auch alte Häuser, die ganz andere Geschichten zu erzählen haben, grässliche Geschichten; in so einem Haus haben wir auch mal gewohnt. Da war, so schien es, das Unglück zuhause, wir erfuhren erst später von der Vergangenheit des Hauses, und warum es sich trotz Traum-Lage zwischendurch Albtraum-artig anfühlte. Weil vielleicht in allen Ecken und Ritzen Kummer und Verzweiflung früherer Bewohner saßen. Ich habe keine Ahnung, ich bin, siehe oben, gar nicht esoterisch.

So ist das mit alten Häusern, sie erzählen Geschichten, mal solche, mal solche. Wie das mit der Lost-place-Traum-Immobilie da oben ist, weiß ich nicht, aber ich würde mich vorher erkundigen, was sich da seit dem 16. Jahrhundert so abgespielt hat in den Mauern. Das könnte eine etwas aufwändige Recherche werden, aber mir fehlen ohnehin die nötigen Milliönchen, insofern erübrigt sich für mich die Frage erstmal.

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Ich habe drei neue Cafés entdeckt. (Hier jetzt eine dramatische Kunstpause einfügen).

Wer in einer ländlichen Region lebt, weiß um die enorme Bedeutsamkeit dieser Aussage. Ich! habe! drei neue Cafés! entdeckt, die auch noch halbwegs gut erreichbar sind, ja, ist es denn zu glauben. Das (Klick!) erste ist gar nicht neu, wir waren nur noch nie dort. Gestern war es leider überfüllt, kann also im Umkehrschluss nur gut sein. Wir haben jedenfalls keinen Platz, -, dafür aber gegenüber einen (Klick!) wunderbaren Buchladen gefunden. In einem Dorf mit rund 500 Einwohnern, ich meine: Halloooo?

Das (Klick!) zweite Café ist in den Räumen einer ehemaligen Wirtschaft in Mudau untergebracht und hat sich auf Familien mit kleinen Kindern spezialisiert, wir sind da nicht wirklich die richtige Zielgruppe, mein Geo und ich, aber es klingt spannend. Spannend klingt auch das (Klick!) dritte neuentdeckte Café, da muss ich auch dringend mal hin. In Neckargerach, da kann man vorher schön wandern gehen und dann einkehren. Unbedingt ausprobieren. Sie merken: dieser Blog hat neben dem Bildungs- auch einen Service-Auftrag, jetzt ist dann aber auch genug mit Werbung.

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Im Übrigen bin ich der Meinung, man sollte es so machen wie unsere Cara alias Frau Dr. Margot Wichtig: Immer die sonnigen Plätze suchen, und zur Not mal alles Schattige drumherum ausblenden. Psychohygiene undsoweiter, der Hund ist offenbar nicht dumm. Vielleicht lege ich mich nachher auch mal da auf den Teppich. Naja, Sie wissen schon.

7 Kommentare zu “Dies und Das am Wochenende”

  1. Buchladen? Café? 500 Einwohner?
    Sie machen mich neugierig, wo soll das sein?
    Die Rose in Mudau habe ich schon besucht, das Rote Emu in Neckargerach werde ich demnächst besuchen,aber das dritte ist mir ein Rätsel. Klären Sie mich bitte auf.

    1. Alles, was rot unterstrichen ist im Text, sind Links, also einfach mal draufklicken. Das erste Café und der Buchladen sind in Buchen-Eberstadt. Ich habe zur Sicherheit nochmal die Klick-Aufforderungen im Text eingefügt. Und rotes Emu – super! Aber heute (Sonntag) rappelvoll, vielleicht mal unter der Woche hingehen.

  2. Der Buchladen in einem 500-Einwohner-Dorf macht mir Mut. Ich (Ruhrpottpflanze!) lebe in einem rheinhessischen Weindorf mit knapp 1.800 Menschen. Hier gibt es nichts. Bäcker, Metzger und die Poststelle haben vor Jahren zugemacht und den Ort tot hinterlassen. Seit einiger Zeit trage ich mich mit dem Gedanken, einen kleinen Laden für gebrauchte Bücher zu eröffnen, weiß aber nur zu genau, dass ich nach spätestens einem halben Jahr wieder schließen müsste (Bisher hat jeder Versuch einer Neugründung hier so geendet). Nicht missverstehen – die Leute hier im Dorf sind wirklich sehr nett und hilfsbereit, nur eben nicht gerade offen dafür, Neues zu akzeptieren… Lustig finde ich allerdings, dass die von Ihnen entdeckte Buchhandlung genau den Namen trägt, den ich meinem Lädchen geben wollte. Aber daran soll’s nicht scheitern.
    Herzlichen Dank übrigens für Ihr wundervolles Blog – ich freue mich jedesmal sehr, wenn die Benachrichtigung über einen neuen Beitragkommt!

    1. Der Buchladen in dem Dorf hat hier den großartigen Vorteil, dass er gegenüber des Cafés und eines Möbelhauses liegt, und da ist immer Betrieb. Ob das auch ohne diese Nachbarschaft funktionieren würde?

    2. Dasselbe bei mir im Bayerischen Wald, etwa 1.600 Einwohner im Ort. Bäcker gab’s mal drei, jetzt keinen mehr, nur noch die Großbäcker-Minifilialen bei Netto und Rewe, die es immerhin gibt. Mini-Postfiliale ist beim Rewe mit drin, das Postamt gibt’s schon lange nicht mehr. Buchhandlung, Schuhhändler, Drogerie, Tabakwarenladen: Alles weg. Und nach Covid ist auch nur eines von drei Cafés noch da, und die öffnen nur noch von Donnerstag bis Sonntag. Konditorei, auch weg. Viele Läden stehen einfach leer, weil niemand mehr eine Geschäftseröffnung wagt. Polizeirevier ist auch weg, aber die hätten eh nichts zu tun mehr, denn die früher beliebten Wirtshausschlägereien gibt es mangels Wirtshäusern auch nicht mehr. Es ist sehr einsam geworden hier. Kaum mehr Menschen auf dem Bürgersteig für einen kurzen Plausch, dafür zunehmend mehr in ihren Autos. Auf dem Spielplatz sind manchmal noch einige Kinder, und auf dem Bolzplatz dahinter spielen die älteren von denen etwas, das sie „Fußball“ nennen, und wenigstens von da her kann man noch menschliche Stimmen vernehmen.

  3. Nicht umsonst hatten bereits die alten die Römer die Laren. Häuser haben ihr Eigenleben, auch neue Häuser. Wir bewohnen ein Haus aus 2012. Vor einigen Jahren sind wir nachts von einem Poltern aufgewacht, als würde einer eine Bowlingkugel über den Dachboden rollen lassen. Zufall oder nicht: in genau dieser Zeit hat jemand den E-Mail Account meiner Frau gehackt und ich konnte noch das Schlimmste verhindern, weil ich von dem Lärm natürlich aufgewacht bin und gewohnheitsmäßig (jaja, ich weiß) Mails gecheckt habe. Letzten Dienstag war meine Frau sicher, eine rollende Christbaumkugel im Vorratsraum im Dachgeschoss gehört zu haben (von denen gab es dort einige). Am gleichen Abend hat man im Dachgeschoss ein Trippeln, wie von Mäusefüßen, gehört. Unnötig zu sagen, dass eine intensive Suche (wer will schon ein Mäusenest auf dem Dachboden?) keinerlei Spuren von Bowlingkugeln, Mäusen, Mardern oder sonst irgendetwas hervorgebracht hat. Wir nehmen es mit Humor und meine Frau nennt unseren „Hausgeist“ inzwischen den „Bowler“. Vielleicht hat es damit zu tun, dass sich nur ca. 100 Meter entfernt der Friedhof befindet.

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