Den ganzen Vormittag sind johlende und grölende Jugendliche im Städtchen unterwegs, außer Rand und Band, sie kaspern lachend auf den Gehwegen und auch auf der Fahrbahn herum und freuen sich über die Maßen. Letzter Schultag. Ich ertappe mich erst dabei, wie ich das alles ein bisschen nervig und laut und auch übertrieben finde, (hier müssen Sie jetzt das Wort Krückstockgefuchtel einfügen, das ich beim Bloggerkollegen Buddenbohm gelernt habe), und dann denke ich: Ist doch schön. Nochmal so ausgelassen sein und sich so freuen. Man wird direkt neidisch.
In den Räumen der VolkshochSchule, Tür an Tür mit meinem Büro, feiern die Schülerinnen und Schüler auch, das sind allerdings andere Altersgruppen, die Sprachkurse für Menschen aus aller Welt. Durch die geschlossene Tür des kleinen Unterrichtsraums dringt orientalische Musik, ferne Klänge, fremde Instrumente, Klatschen und Singen, durch die Fenster sehe ich die Männer und Frauen miteinander tanzen. So viel Lebensfreude an unerwartetem Ort. Sehr schön ist das.
Zwei Schwarzstörche habe ich jetzt schon mehrfach beobachtet, das war schön. Und auch ganz unerwartet, die habe ich hier nämlich noch nie gesehen. Was für Vögel! Was für eine Spannweite! Was für ein Geschenk, das erleben zu dürfen. Die ersten Fotos, die ich geknipst habe, sind nicht schön geworden, die Störche waren einfach zu weit weg, aber man bekommt einen Eindruck.


In der dienstlichen Mittagspause frierend Linsensuppe im Café bestellen, passend zum Wetter, die Bedienung am Tresen ruft Einmal EXTRA HEISSE Linsensuppe! nach hinten in die Küche, man kennt mich hier. Schön ist das. Am Nebentisch unterhalten sich zwei ältere Frauen, Du, die ham in der Zeitung geschrieben, München ist die unfreundlichste Stadt in Deutschland!, und die andere fragt War das nicht immer Berlin?, ich finde das Eine so schön wie das Andere, und im Übrigen wohne ich ja weder hier noch da, sondern im Odenwald, wie schön ist das denn bitte.
Sehr schön fand ich wieder den (Klick!) heutigen Blogbeitrag von Herrn Buddenbohm, darinnen auch das Video einer Aufführung von Schuberts Gute Nacht aus der Winterreise, der Herr Quasthoff singt, Herr Barenboim spielt dazu das Klavier.
Das erinnert mich sehr an eine Aufführung der Winterreise ausgerechnet im hiesigen Jugendgefängnis, mit den Gefangenen auf der Bühne, das war sensationell schön und eine dieser Geschichten, die man sein Leben lang nicht vergessen wird. Ich hatte das seinerzeit (Klick!) hier aufgeschrieben, vielleicht können Sie es nachfühlen, das wäre auch schön.
Weniger schön ist, dass die jungen Hühnchen uns bei den Vorbereitungen für die Uraufführung unseres Theaterstücks (siehe: hier) die Mitarbeit in den Proben verweigern. Sie gehen jetzt abends plötzlich doch von alleine in den Stall (hier dramatische Kunstpause einlegen).
Damit ändert sich natürlich die gesamte Dramaturgie der Geschichte, und wir müssen uns nun etwas anderes ausdenken, um die langen Abende auf dem Lande irgendwie rumzubringen. Müssen also nicht mehr durch Matsch und Modder kriechen, unter Absingen schmutziger Lieder. Schade eigentlich. Aber doch auch schön, zugegeben. Die für Mitte August geplante Premiere muß also leider entfallen, falls Sie schon Karten reserviert haben, bekommen Sie den Eintrittspreis von zwölf Eiern natürlich zurückerstattet. Ist das nicht schön?
Ich bin überzeugt, gerade den schönsten blogbeitrag des Ländles, wenn nicht der Nation – Berlin kam ja auch vor – gelesen zu haben!
Schöön und Daanke.
Also ich finde die Storchenfotos minimalistisch schön. Ist doch auch schön, oder…? :-)
Ciao, Rolf
Das war schön!
Liebe Grüße, Juliane
Ich dachte immer, Schwarzstörche tauchen nur dort auf, wo ein Windrad gebaut werden soll :-D. Ich habe sie jedenfalls noch nicht vor die Linse bekommen.
Dafür staune ich über die Horden von Weißstörchen, die hier auf der einen oder anderen Wiese hocken.
Von einem Vogelkundler habe ich vor einer Weile gelernt, dass es hier im Weschnitztal vor Jahrzehnten kaum oder gar keine Störche gab, weil es kaum noch Sümpfe und Tümpel gab, in denen sie ihre Frösche rauspolken konnten.
Irgendwann haben sich die Störche aber umgestellt, gingen vermehrt auf Mäusejagd und hopsen jetzt gerne hinter den Mähfahrzeugen her.
So wurde es mir zumindest erzählt. Tatsächlich kann ich mich nicht erinnern, als Kind oder Jugendliche im letzten Jahrtausend viele Störche hier gesehen zu haben.
Hoi und guten Morgen!
Tolle Bilder der Störche (und ganz ohne Wolken)!
Noch etwas unnötiges Wissen:
Hab mich immer gefragt, woher Störche wissen, auch in diesen Mengen, dass eine Wiese gemäht wird?
Ein Fachmann sagte mir am Dienstag, dass Störche das bis zu 20 km riechen können!!
Grüße aus dem Gersprenztal
Danke für Erinnerung an die KnastWinterreise. Die hat sich auch in mein Langzeitgedächtnis eingebrannt.
Lieben Gruß
Klaus