5 Uhr, Dorfmorgen, himmlische Ruh‘. Amsel, Drossel, Fink und Star unterhalten sich lautstark im Garten, Herr und Frau Falke schimpfen auf dem Dach flatternd und kreischend mit ihren Kindern, der Hahn kräht, drinnen der Kühlschrank brummt, die Katze schnurrt, die Hunde schnarchen, die Mücken summen.
A propos Mücken: wer die erfunden hat, gehört ja auch lebenslänglich hinter Gitter. Meine Meinung, nach durchwachter und durchkratzter Nacht. (*reibt sich die müde verschwollenen Äuglein*).
**********

Hühnchentechnisch kehrt hier so langsam eine Art Alltag ein. Nur für JoHahn nicht. Der riesige stolze Hahn geht dem Nachwuchs erkennbar aus dem Weg, er drückt sich den ganzen Tag zwischen den Brennesselgebüschen herum, in der äußersten Ecke des großen Geheges. Nachts im Stall versteckt er sich hinter seinen alten Hennen auf der Stange. Zugegeben: Peinliche Situation für so einen Kerl: Da ist plötzlich Nachwuchs im Haus, und Du als Vater (zumindest formal) bist der Einzige, der davon nichts, aber auch gar nichts mitbekommen hat.


Erinnert mich übrigens an die Geschichte meines heißgeliebten Onkels, geboren 1920 in Eutin. Vater, Mutter und Geschwister das fleischgewordene Norddeutschland: strohblond, blauäugig und etwas blass. Klein-Heinz aber entschlüpfte dem Mutterleib schwarzhaarig und schwarzäugig, mit der olivfarbenen Haut des italienischen Geschäftsmanns, der sich seinerzeit (warum auch immer) in Eutin niedergelassen hatte. 1920 wohlgemerkt, in einer Kleinstadt. Sein offizieller Vater hat darüber angeblich nie ein Wort verloren und den kleinen Heinz zeitlebens von Herzen geliebt, er dürfte aber zunächst ebenso verdattert gewesen sein wie jetzt also mein JoHahn.
Auf meine Suchmeldungen nach dem wahren Vater und dem Besitzer der fünf Hühnchen hat sich im Übrigen natürlich noch niemand gemeldet. Ich höre allerdings aus berufenem Munde, dass an der besagten Stelle im Wald schon mal junge zutrauliche Hähne aufgetaucht und von freundlichen Finderinnen aufgesammelt worden sind, das ist also eventuell so eine Art Hähnchenentsorgungsplatz. (Wenn das also alles Hähne werden sollten, haben wir ein Problem. Und was für eins. Aber jetzt erstmal abwarten)



**********
In der Eisdiele im Städtchen zwei Gutscheine gekauft, für die Jungs, die Mitte der Woche meine verlorene EC-Karte gefunden und zur Polizei getragen haben. Da können die heute schon mal zuschlagen, die Zwei, es wird Hochsommer im Odenwald, das schreit nach ein paar Kugeln Eis zur Erfrischung. Ab dem frühen Abend soll es dann gewittern, danach geht es angeblich gleich nahtlos Richtung Herbst, mit Temperatursturz, Sturm und Hagelschlag. Sagen die im Radio. Andererseits: Wer glaubt schon das, was die im Radio erzählen?
Naja, Sie wissen schon.
Der Vergleich mit Ringo Starr hat was ;-)) Da musste ich nicht mal googeln.
Ein Idyll ist das bei den Hühnern – und die Bilder unterlegen das stets sehr eindrucksvoll.
Morgendliche Grüße in den Odenwald, C Stern
Kann ich, hier auch auf dem Land, fast alles bestätigen (außer das mit der EC Karte). Heite wach geworden (halb 5), weil mir der Kater mit Anlauf in die Magengrube sprang, nur um mir zu sagen, dass ich ihn jetzt bitte aus dem Schlafzimmer befreien soll.
Übrigens herrlich geschrieben, danke.
…am Abend wie am Morgen: Wunderbare Bilder und die Assoziation Ringo Starr – wow!
Einen schönen Sonntag, wenn’s geht bitte ohne Gewittersturm, wünscht Gabriela
Ich hab mal kurz in den Kalender geschaut und ja, dass könnte zeitlich hinkommen. Sie haben da vielleicht Osterküken gefunden. Die bosnische Freundin meiner Kinder hat jedes Jahr zu Ostern ein Küken bekommen. Da dieses für die Kinder irgendwas zwischen Haustier und Spielzeug ist, sind die natürlich sehr zutraulich. Irgendwann stellt sich dann die Frage, was macht man mit dem Tier, in der Wohnung will man es ja nicht unbedingt haben. Hühnerbetriebe mit Biosiegel dürfen sie nicht mehr zurücknehmen, weil nicht sichergestellt ist, dass nur Biofutter verwendet wurde.