Der Gatte hat frisch gepflückte Blumen mitgebracht, und in der Nacht ist eine Blüte abgefallen. Schlapp gemacht. Wie erschlagen liegt sie am Morgen auf dem Esstisch vor mir und meiner Kaffeetasse, platt und müde und erschöpft sieht sie aus, völlig zerknittert, und ich möchte ihr zuflüstern Es geht uns allen so, kleine Blüte, uns allen!.
Und sonst so: Juli, das halbe Jahr ist rum, wir steuern auf den Hochsommer zu. Oder auf das, was Petrus so für Hochsommer hält, die Heizung im Erdgeschoß bullert vor sich hin, anders ist das ja nicht auszuhalten. Raus muss will ich trotzdem. Wie verrückt muss man sein, um bei diesem Wetter rauszugehen?, fragt der Gatte, und ich sage nur Ja.
Der Regen läuft in den Kragen, in die Schuhe, die Hunde sind nach wenigen Minuten klatschnass, das Handy bald voller Wassertropfen und Schmodder, aber der Wald ist knallegrün und ich spiele ein bisschen mit einer meiner Lieblings-Foto-Apps herum. Wenn alles unscharf und verwackelt ist, sieht die Welt ja doch ganz anders aus. Manchmal fast schöner als in Wirklichkeit, manchmal muß man das ja alles gar nicht so genau wissen, manchmal kann man auf die Details, auf die Klarheit und die Schärfe, gut und gern verzichten. Eine Foto-App als (Über)Lebens-Philosophie, na, das ist ja was!
…Unschärfe als Lebens-Philosophie – Danke für die Idee!
Allen alles Gute, mit welcher Philosophie auch immer …
Herzallerliebst.
Wunderschön! Danke!
Liebe Krau Krotzsch, Sie sprechen mir mal wieder aus dem Herzen. Das Jahr fliegt vorbei, und die Wahrnehmung dessen, was war, ist so unscharf wie die Bilder. Man möchte innehalten, aber es geht unermüdlich, unerbittlich im gleichen Tempo weiter. Oder ist das nur die Wahrnehmung des Städters?
Dass dieses Jahr der Ganzjahresapril ausgerufen wurde, macht es nicht besser.
Liebe Grüße aus der Landeshauptstadt
Ganz neue und hochinteressante Perspektive. Nicht ganz so scharfkantig macht vielleicht einiges erträglicher.