An diesem besonderen Schmuckstück der gastronomischen Kultur im Hinterland kommen wir am Vormittag vorbei, ich steige trotz des strömenden Regens aus und mache ein Foto, ich habe da schon eine gewisse Sammlung ähnlicher Automaten. Das sind so die Folgen des Gaststätten- und Lädchensterbens, aber besser, als unterwegs oder nachts oder an Sonn- und Feiertagen zu verhungern und verdursten, ich sags ja nur. Muß sich lohnen, denn diese Schränke schießen auf den Dörfern gefühlt aus dem Boden wie die sprichwörtlichen Pilze. Der Berliner Späti in der Odenwald-Version, quasi.

Eigentlich wollen wir aber ganz woanders hin, nach Heilbronn nämlich, und wenn Sie morgen, am Sonntag, bei Mistwetter noch nichts vorhaben, gute Fotografie schätzen und händeringend nach einer Idee suchen, bitte sehr:

Ich kann Ihnen diese Ausstellung sehr empfehlen, (Klick!) hier steht alles, was Sie dazu wissen müssen.

Ich bin ja inzwischen ein großer Fan von Heimat- und Dorfmuseen, aber so ein richtiges, städtisches Museum ist dann auch mal sehr erfrischend zwischendurch. Die Stadt Heilbronn ist es hingegen nicht unbedingt, meine Meinung, und dann auch noch bei Dauerregen, Naja, Sie wissen schon.

Im Gebäude der Sammlung Vogelmann ist auch der Heilbronner Kunstverein untergebracht, den können Sie dann auch noch mitnehmen. Oder es auch sein lassen, wir sind da etwas unschlüssig, der künstlerische Gatte und ich. Ich tendiere zu sein-lassen, aber vielleicht bin ich auch inzwischen einfach zu alt für moderne Kunst und ihre Präsentation. Die Hängung der (Klick!) aktuellen Ausstellung dort ist, – wie wollen wir sagen – die Hängung ist speziell. Alles egal: Allein die Fotoausstellung zu Mary Ellen Mark war die Anreise absolut wert.

Künstler, ratlos anderer Künstlers Werke betrachtend.

Ich verbringe den Nachmittag zunächst auf dem Sofa und studiere die Wasser- und Hochwasserstandsmeldungen aus dem ganzen Land, während auch bei uns der Regen ununterbrochen vor den Fenstern plätschert. Man muß es nur wie eine Wassermusik hören, dann ist es nur halb so trostlos, denke ich. Bis ich merke, dass ein Teil der Wassermusik mitnichten vom Regen, sondern aus der hauseigenen Geschirrspülmaschine kommt, – und das auf eine außerordentlich sonderbare Art und Weise.

Jedenfalls stecke ich den Rest des Tages mit dem Kopf und in leicht verdrehter Körperhaltung wahlweise unter der Küchenspüle oder in der zugegebenermaßen uralten Geschirrspülmaschine, wir schöpfen fettiges Wasser mit Bröckchen-Einlage, fluchen, putzen, fluchen, reparieren, fluchen, schauen Youtube-Videos, drehen, schrauben, putzen und fluchen erneut. Drei Hunde liegen in der Küche um uns herum und fragen sich staunend, was wir da wohl machen. Ich weiß jetzt alles über Ablaufpumpen und ihre Funktionsweise, weiß, wie man das Ablaufpumpenventil reinigt, wie man Ab- und Zulaufschläuche demontiert und wieder anbringt. Aber es hilft alles nichts.

Jetzt also googlen wir nach einer neuen Geschirrspülmaschine. Und wenn uns nachher noch der große Hunger überkommt, und wir aber logischerweise kein Geschirr verwenden wollen, weil der Geschirrspüler ja nicht mehr tut, dann fahren wir einfach zu einem dieser Späti-Automaten und ziehen uns was Feines.

Was man halt so macht, an einem Samstagabend auf dem Lande.

5 Kommentare zu “Ein Späti, eine Ausstellung und ein Geschirrspüler”

  1. …man KANN auch mit der Hand spülen, ehrlich 😊 … und ansonsten empfehle ich die gute alte Firma Miele …
    Schönen Sonntag!

  2. So schließt sich der Wasserkreis auf mehrfach unangenehme Weise!
    Sicher, so einiges lässt sich von Hand spülen, aber das will doch fast keiner mehr. Ich kenne zwei Haushalte mit Maschine, wo diese zumindest in einem Haushalt konsequent verweigert wird und im zweiten nur nach Besuchen angeworfen wird.
    Diese Automaten wachsen auch im städtischen Bereich wie die Schwammerl aus dem Boden. Angebot und Nachfrage, offensichtlich kommen sie gut an.
    Einen hoffentlich geruhsameren Sonntag mit wenig Hunger wünscht C Stern

  3. Ich wollte ja nie eine Spülmaschine,auch nicht in meinem damaligen 6 Personenhaushalt,und dann hat meine Familie mir so ein Ding gegen meinen Willen gekauft.Und heute,mit meistens 2 Personen und ab und an 3, möchte ich keinesfalls mehr darauf verzichten. Nur im Urlaub,auch mit Maschine,wird von Hand gespült,aber da wird auch nicht aufwendig gekocht.

  4. Wenn man sich über diese Automaten so seine Gedanken macht so schlagen die bei mir einen weiten Bogen hin zur fehlenden Wertschätzung der Familie in dieser Gesellschaft.

    Konnte man bei der Spülmaschine die Ablaufpumpe nicht wechseln (lassen)?

    1. Hätte man vielleicht machen können, aber wir haben beschlossen, dass nach 20 Jahren eine Reparatur vermutlich letzten Ende teurer kommt als eine Neuanschaffung.

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