Am Zwölften eines jeden Monats zwölf Bilder, die den Tag dokumentieren, so will es das Bloggergesetz. Viele machen mit, am Ende können Sie das alles bei der freundlichen Nachbarbloggerin nachgucken.

Freitag ist Frei-Tag, ein trüber noch dazu, ein Tag zum Dinge-regeln. Muß ja auch mal sein. Aber morgens erst die Hunderunde. Neblig und nasskalt, aber schön. So schön ist es, und so lange wie möglich möchte ich die Dinge, die zu regeln sind, vor mir herschieben, dass es eine ungewöhnlich lange Hunderunde wird.

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3/12
4/12

Die Hunde danach satt und müde, die Katze auch. Ich auch: müde. Hilft aber nix. Und das Sofa, auf dem ich liegen und ein bißchen dösen könnte, ist ja ohnehin belegt.

5/12 Die Drei Damen vom Grill.

6/12

Dinge regeln. Rechnungen bezahlen. Testament unterschreiben. Ja, da staunen Sie! In meinem Leben ist manches un-geregelt, aber so Dinge wie Patientenverfügung, Vollmachten, Testament, das habe ich geregelt, vor langer Zeit schon. Das Testament musste nur nochmal modifiziert werden. Ich gehe davon aus, dass derlei Dinge bei Ihnen auch geregelt sind. Wenn nicht, dann aber dalli.

7/12

Und noch mehr Dinge regeln: Das kleine, zerfledderte Notizbüchlein der Urgroßmutter liegt mir am Herzen, aber hier letzten Endes nur herum. Ein Zeitdokument, das ins Archiv gehört, so habe ich das beschlossen. Also mit einem lachenden und einem weinenden Auge einpacken und losschicken.

8/12
9/12

Beim letzten Herumblättern denke ich an die Urgroßmutter, gebürtig aus Köln, eine kleine runde Frau, die ihrem Mann den berühmten Rücken freihielt. Er war in seiner Zeit vergleichsweise prominent, sie natürlich nicht. Cläry hielt ihrem Mann also den Rücken frei, versorgte Kinder, Haushalt, Angestellte, richtete Hauskonzerte, Soireen, große Gesellschaften aus. Und muß einen eigenwilligen und/oder rheinischen Humor gehabt haben. In der Familie erzählt man sich zahlreiche Anekdoten von ihr, zum Beispiel die Geschichte von der alten Tante, die im Hause der Urgroßeltern übernachtete, und der die Urgroßmutter am Abend Brausepulver in den damals obligatorischen Nachttopf gestreut hatte.

Oder die Geschichte, wie Urgroßmutter Cläry bei einem der großen Empfänge einen Teil der Häppchen nicht mit Schinken belegte, sondern mit kleinen Filzläppchen, um sich dann diebisch zu freuen über all jene extrem feinen Herren und Damen, die die Filzläppchen-Häppchen irgendwie runterwürgten, weil es ja nicht besonders schicklich war, sie einfach wieder auszuspucken.

Auch in ihrem Notizbüchlein blitzt ihr Humor hervor. Nach einem Abend mit der feinen Berliner Gesellschaft irgendwann in den Zwanziger Jahren notiert sie: Graf von Zitzewitz tat den ganzen Abend das, was er am besten kann: Im Weg herumstehen.

Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachten die Urgroßeltern in Darmstadt, sehr zum Kummer von Cläry, die auf dem Sterbebett meinem damals noch sehr jungen Onkel Heinz die legendäre Frage stellte Heinz! Meinste, der liebe Gott hat mich in KÖLLE zur Welt kommen lassen, damit ich ausgerechnet in DARMSTADT sterbe??

Also: Büchlein einpacken und wegschicken. Ein bisschen wehmütig. Damit Cläry im Archiv ihres Mannes aber wenigstens auch irgendwie vertreten ist, und sei es durch das kleine zerfledderte Notizbuch. Ohne sie wäre er vermutlich nicht der geworden, der er war. Man kennt diese Art von Geschichten.

Nachmittags: Putzen. Linsensuppe kochen. Botengänge. Boten-Fahrten. Auf dem Land ist immer Fahrerei. Diverse Kleidungsstücke abholen, die Männer in Gastwirtschaften haben hängen lassen, abholen und an die Besitzer übergeben. Der Freundin Schraubgläser und Rote-Beete und Äpfel bringen, sie macht daraus (und darin) das weltbeste Rote-Beete-Apfel-Chutney. Das Büchlein zur Post fahren.

10/12

Wenn schon unterwegs, dann gleich nochmal die Hunde rauslassen am Katzenbuckel. Wir wandern zwischen Raureif und Nebel, entdecken im Unterholz eine geheimnisvolle Hütte, betrachten die krakeligen Graffitis und haben Fragen.

11/12
12/12

Heute abend dann: Sofa, Kamin und Kabeljau auf Sauerkraut.

10 Kommentare zu “12 von 12.”

  1. Das mit dem Brausepulver und den Filzläppchen finde ich köstlich, und überhaupt dieses schönalte Büchlein!
    Gruß von Sonja

  2. Vielen Dank für‘s Teilhaben lassen. Ich habe sehr gelacht über die Geschichten mit Filzläppchen und Brausepulver. Ihre Urgroßmutter hätte ich auch gern kennengelernt. Herzliche Grüße und noch alles Gute für 2024 – Andrea

  3. Zu den gereichten Filzläppchen fällt mir auch eine Geschichte ein, die so stattgefunden haben soll, Helmut Berger selbst hat dafür vor laufender Kamera garantiert: Einst weltweit gefeierter Schauspieler, gab er gerne Dinnerpartys. Anlässlich einer dieser Partys mit illustren Gästen bekamen die feinen Herrschaften Hunger. Herrn Bergers Kühlschrank dürfte nicht mehr allzuviel Verwertbares hergegeben haben, also beriet er sich mit seinem Koch, man einigte sich kreativerweise auf Wettex-Tücher, die wie Schnitzel geformt, paniert und gebacken wurden. Es soll keine Beschwerden gegeben haben, wenn ich mich recht erinnere. Verwundert gar nicht, wenn man vermuten darf, dass von den Gästen allerhand Substanzen gesnieft wurden. Was Herrn Berger selbst – ebenfalls lt. eigenen Worten – am Rosenball in Monaco zum Verhängnis wurde. Auch diese Geschichte total verrückt, denn er soll Tischherr von Caroline von Monaco gewesen sein. Die Droge hatte unfeine Auswirkungen auf seine Verdauung, oh Mann, Kopfkino!

    Jedenfalls kann ich mir allerbestens vorstellen, dass das Notizbüchlein der Urgroßmutter allerfeinst zu lesen wäre …
    Amüsierte Grüße, C Stern

  4. Was für ein Schatz, solche privaten Aufzeichnungen der Ahn*innen zu kennen! Was für herrliche Familienlegenden und was für eine interessante Familie! Habe ich sehr gerne gelesen.
    Und ich vergesse das mit dem 12. immer. IMMER!

  5. Vielen herzlichen Dank für die humorigen Sätze und besonders für den ausführlichen Hinweis mit link auf Otto Bartning – hier kriegen Sie Bildung!
    Eine Überlegung: Könnte Bild 11/12 ein militärisches Objekt (gewesen) sein?
    Danke und schöne Wochenend-Grüße, Gabriela
    Ach ja, und morgen Abend im Theater in Wagenschwend … lohnt sich!

  6. Dinge erledigen … genau so ein Tag war das. Und so schöne Geschichten von dieser wahnsinnig sympathischen Urgrossmutter.
    Danke dafür!
    Grüessli,
    Edith

  7. Jetzt weiß ich, wo Sie ihren köstlichen Humor her haben. Urgroßmutter Cläry blitzt immer wieder durch! Danke dafür und für die herzerfrischenden Beiträge.
    Liebste Grüße
    Anne

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