Das Herbstlaub leuchtet, dass es grad so kracht. Gelb, Orange, Rot in allen Tönen, der ewige Regen läßt die Farben glänzen, immerhin. Und zwischendurch guckt kurz, ganz kurz, die Sonne vorbei, was für ein Glück.

A propos Glück: In den Radionachrichten das übliche fröhliche Potpourri aus Krisen, Kriegen, Katastrophen, es geht um Mord und Totschlag, um Verhängnis und Verderben, dazwischen unvermittelt die sehr ernsthaft vorgetragene Meldung: Der neue Glücksatlas ist erschienen. Ich denke erst, ich höre nicht richtig. Wer bitte ist denn im Moment glücklich?, frage ich Richtung Autoradio. Erfahre dann allerlei Einzelheiten über die geografische Verteilung von Glücklich- und Unglücklichsein in Deutschland.

Westdeutsche glücklicher als Ostdeutsche, Hamburger glücklichste Großstädter, Leipziger eher unglücklich, Berliner irgendwo so mittendrin. Bayern glücklicher als Mecklenburg, Sachsen nicht mehr ganz so unglücklich wie noch vor ein paar Jahren.

In Nordbaden, also hierzulande, ist man tendenziell eher so semi-glücklich, in Südbaden umso glücklicher, weil es hier Tourismus, Wein und Fasnet gibt, vemuten die Forscher. Bei den Stichworten Tourismus, Wein und Fasnet brechen zumindest bei mir nicht sofort die allergrößten Glücksgefühle aus, aber vielleicht bin ich auch nur neidisch. Neidisch allemal auf Wissenschaftler, die sich tagein, tagaus mit der Frage nach dem Glücklichsein befassen und dafür auch noch bezahlt werden, ich finde, das klingt durchaus reizvoll.

Denke aus diesem Grunde aber mal eingehender über das Glück nach. Ich bin im Großen und Ganzen glücklich und zufrieden. In Nordbaden und überhaupt. Wenn die große Welt drumrum nicht wäre (oder anders wäre als sie ist), dann wäre das Glück nahezu perfekt, aber ich will bescheiden sein. Mich am kleinen Glück erfreuen. An den Wanderungen durch den Herbstwald. An den Hühnern. An meinem Job. Daran, dass wir ein Dach über dem Kopf und ein warmes Zuhause haben. Dass ich halbwegs gesund und munter bin. UndsoweiterUndsoweiter.

Naja, Sie wissen schon. Hilft ja alles nix.

5 Kommentare zu “Vom Glück.”

  1. Liebe Friederike,
    dieser Blog-Beitrag spricht mir ganz aus dem Herzen.
    Dabei fällt mir der Knef-Song ein: … sag mir wo die Blumen sind… – wir müssen achtsam und wachsam sein und ‚wehret den Anfängen.
    Schöne Grüße an alle, Gabriela

  2. „Dumm sein und Arbeit haben, das ist das Glück“, sprach Gottfried Benn.
    „Das Glück ist eine Katze“, nein, mehrere, das stimmt zumindest für mich. (Den ARD-Film mit diesem Titel empfehle ich übrigens nicht; der überzeugendste Darsteller ist die Katze. Habe den trotzdem noch irgendwo, ich lade ja alles runter, was nicht bei Drei aus der Mediathek verschwunden ist.)
    „Nur dem, der das Glück verachtet, wird Erkenntnis“, nein, lieber Trakl Schorsch, da hast du dich, wie in so vielem, geirrt.
    „Ja, renn nur nach dem Glück / Doch renne nicht zu sehr / Denn alle rennen nach dem Glück / Das Glück rennt hinterher.“ Ebenfalls aus dem „Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens“ vom Bertolt Brecht stammt folgende Weisheit, deren Ausführung mich manchmal, denke ich, glücklich machen würde: „Der Mensch ist gar nicht gut / Drum hau ihn auf den Hut“.
    Und damit, verehrtes Publikum und -innen: Gute Nacht. Bleiben Sie glücklich!

  3. Solche Herbstanblicke, dieses raschelnde Bunt zu Füßen, eine wahre bunte Pracht an den Bäumen, diese Anblicke machen mich glücklich. Eine intakte stille Natur genießen dürfen.
    Da scheinen sich wieder einmal Meinungsforscher*innen in Sachen Glück betätigt zu haben.
    Mir scheint, dass kaum ein Begriff so viele unterschiedliche und auch sehr persönliche Definitionen erfährt wie GLÜCK. Mir bedeutet Glück auch, wunschlos zu sein, gelassen, dann fühle ich mich innerlich ruhig – und da schaut dann auch ein Wohlgefühl vorbei, das ich sehr eng mit Glück, dem stillen kleinen Glück, verbinden kann.
    Es kann soviel sein, das Glück.
    Und natürlich bedeutet Glück – zu haben – auch, sich keine materiellen Sorgen machen zu müssen. Und dafür bin ich dankbar! Dankbarkeit und Glücksempfinden scheinen mir auch untrennbar zusammenzugehören. Ist aber immer dankbar, wer glücklich ist?
    Liebe Grüße aus Oberösterreich, C Stern

  4. diese fotos des waldes sind wunderbar, im anblick zu versinken macht mich glücklich im augenblick des sehens. warum statistik über sowas fragiles wie glück, das auch noch so individuell ist? ich wünsche ein wochenende mit glücklichen momenten, herzlich, roswitha

  5. Touristen, Wein und Fasnet, hihiiiii.
    Alle drei habe ich hier nicht in meinem ruppigen Mittelgebirge.
    Und bin doch glücklich. Glücksmomente gibt mir die Natur und mein kindliches Gemüt mit der Freude am Entdecken. Ich bin neugierig auf die Welt und auf Menschen, das hilft sehr.
    Und ich hab vieles überlebt, durch Glück, vielleicht auch durch die Kraft der Zuversicht. Dummendusel auch manchmal. Deppenglück.
    Und mir sind manche Eigenschaften fremd. Neid kenne ich nicht, erkenne ihn nicht mal. Und ich vergesse einfach, bin nicht nachtragend.
    “Glück, das ist einfach eine gute Gesundheit und ein schlechtes Gedächtnis.“ Das ist wohl von Ernest Hemingway.
    Ich glaube auch, dass nicht nur die Gesundheit sondern auch die Freiheit eine Rolle spielt. Fehlt sie, wird es eng mit dem Glück.

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