An jedem Fünften eines Monats will die freundliche Nachbarbloggerin wissen, was wir so machen, Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?, kurz wmdedgt. Ich bin dabei, mal wieder.
Um 7 klingelt der Wecker, Samstag hin oder her, der Kopf ist voll, die To-Do-Listen sind es auch, und das Wichtigste: Hühnerstall putzen. Morgen kommen neue Untermieterinnen, da wollen wir einen guten Eindruck machen. Zumindest am Anfang, ähem. Tief in den hessischen Odenwald werden wir fahren müssen, was tut man nicht alles, um die drei Damen zu holen. Für die Hühnerkenner unter Ihnen: Wir werden erstmals unseren Australorps untreu und wenden uns Amrocks zu. Nur, dass Sie bescheid wissen. Schaun mer mal.
Erst kämpfe ich also mit Stroh und Mist im Hühnerstall, dann mit dem heimischen Kaminofen, dann mit den To-Do-Listen. Der Gatte kauft derweil ein, es gibt kein Hunde- oder Katzenfutter mehr, in keinem Supermarkt der Gegend, berichtet er.
Es regnet in Strömen.
Ich schreibe ehrenamtlich das Internet voll, für unser kleines Museum im Nachbardorf. Streiche Wörter auf To-Do-Listen durch. Telefoniere, mache Termine aus.
Die Post will gesichtet werden, es kommen weitergeleitete Rechungen an die verstorbene uralte Tante aus Berlin, ausserdem ein Bettelbrief mit allerlei mund- und fußgemalten Bildern, ich wundere mich. Die Tante hatte es ja eher mit moderner Kunst. Sie fehlt mir.
Am Mittag drehe ich eine Runde mit den Hunden, es regnet nicht mehr, ich bin in altvertrauter Gegend unterwegs, aber ich gehe neue Wege und verlaufe mich. Ich verlaufe mich immer ausgesprochen gerne, dann hört das Karussell im Kopf auf sich zu drehen, ich muß mich genau auf den Weg konzentrieren, muß horchen, ob ich noch irgendwo die ferne Straße höre, glotze nach der Sonne und der vermeintlich richtigen Richtung und rechne nach, ob ich es wohl vor Einbruch der Dunkelheit aus dem Wald schaffe. (Ich habe es geschafft, sonst könnten Sie das hier ja jetzt nicht lesen.) Und schön war es dann doch, ent-spannend allemal.
Wieder zuhause, eigentlich wollte ich die Fotos vom Verlaufen im Wald anschauen, stattdessen befasse ich mich mit mietrechtlichen Fragen, koordiniere Termine, arbeite mich gedanklich in die spezielle Ästhetik von Urnengrabstellen ein. Telefoniere mit einem Berliner Bestatter, dem ich schlußendlich das Du anbiete, das ist ja durchaus auch sehr schön. Ich habe mich noch mit keinem Bestatter geduzt in meinem Leben, man lernt solche Leute ja auch nicht so dauernd kennen, aber dieser hier ist es wirklich wirklich wert.
Abends Fernsehen ohne Fernseher. In der Sendung läuft ein Beitrag über ein gewisses Kabel-Fernseh-Chaos in Mannheim, die Kabel sind alle neu belegt und durcheinander, erfahren wir, tausende von Menschen finden ihre Sender nicht mehr, verzweifelte Männer und Frauen sprechen in die Kamera. Seit einer Woche nur ein Programm!, ruft eine Dame empört. Im nächsten Beitrag geht es um olle Weltkriegs-Bunker in Mannheim, man prüft offenbar katastrophenschutzseitig, ob die zur Not wieder zu beleben seien, wenn Putin undsoweiter. Was soll DAS denn?, fragt mein Geo ratlos Richtung Laptop-Bildschirm, und ich sage Ich weiß es doch auch nicht.
Ich schaue die Sendung ja nur, weil auch ein Beitrag über unsere Arbeit im Museum im Nachbardorf kommt. Das verlinke ich Ihnen auch mal bei Gelegenheit, wir haben da überhaupt noch viel Spannendes zu berichten. Steht alles auf meiner To-Do-Liste.
Und abends kocht der Mann ein Calvados-Huhn. (Deswegen müssen wir morgen neue Hühner kaufen. – Nee, Scherz.)
Kommentarlos: Danke!
Danke für die schönen Texte.
Ich bleibe den Australorps treu, bis jetzt.
Diese Bunkerbeiträge im SWR haben mich heute auch sehr irritiert. Bei uns wurde der ehemalige Bunker der Landesregierung vorgestellt. Dann kamen noch die langen Schlangen bei der Essensausgabe bei der Tafel. Ja, haben die sie denn noch alle? Oder muss man wirklich die Menschen auf einen Krieg vor Ort vorbereiten? Ich kenne viele, die nachhaltig verstört sind durch diese ganzen Berichte. Und sie reden von Notstromaggregaten. Wobei sie sich keine Gedanken machen, wo sie denn das ganze Benzin dafür lagern wollen.
Einfach wunderbar. Ich liebe Ihre Blogs. Lieben Dank.Meine herzliche Anteilnahme wegen der Tante. Man spürt, dass sie fehlt.
Hach. Komme nach laaanger Zeit mal wieder bei Dir vorbei und liebe Deinen Schreibstil – und Deine Fotos – nach wie vor…
Jetzt, wo ich das so lese, …hier ist das Regal mit Hundefutter auch immer ziemlich leergefegt (aber fast immer nur eine Sorte, die wir nicht nehmen, also eh egal)
Danke fürs Mitnehmen
Liebe Grüsse
Nina