Das Wetter ist mal so, mal so, für einen Spätherbst eigentlich ganz schön, und ausserdem will ich sowieso nicht meckern. Ich habe ja mit dem Umzug aufs Land meine Eitelkeit nahezu komplett abgelegt, und mein liebstes Stück ist die wind- und wasserfeste Gummihose, die mich aktuell fast täglich auf den Hunderunden begleitet. Gibt nichts Besseres, glauben Sie mir, die Gummihose macht mich frei und flexibel, und der liebe Petrus kann mich mal.
Ausserdem wollte ich hier doch das Wort Gummihose mal wieder ausgeschrieben haben, für den Freundeskreis Gummi, Sie glauben ja nicht, wieviele Menschen über das Suchwort Gummihose hier auf dem Landlebenblog landen und dann vermutlich sehr enttäuscht sind, weil es hier gar keine Gummihosen zu kaufen gibt und der Blog als digitaler Treff für Gummifetischisten auch nur bedingt taugt. Ach, fragen Sie nicht.
Wie ich jetzt inhaltlich den Bogen von der Gummihose zu einer kirchlichen Segnung hinbekommen soll, weiß ich auch nicht, aber jedenfalls war ich neulich dienstlich mal wieder bei der Einweihung eines neuen Gebäudes dabei, es handelte sich um eine kirchliche Einrichtung, und deswegen wurden natürlich all die Räume auch gesegnet.
In diesem Falle nahm die Segnung ein Herr in Jeans und einem Holzfällerhemd vor, um den Hals ein rustikales Holzkreuz. Er verschwand also nach den Grußworten mit dem Weihwasser-Töpfchen in den Tiefen der Räume, während der Rest der Festgesellschaft die kurze Pause mit Sekt und Plaudereien überbrückte. Vorher hatte der Jeans-Mann mit dem Holzkreuz noch ein paar Worte gesprochen, und was soll ich Ihnen sagen: er machte das richtig gut, es gefiel mir sehr.
Hier im Odenwald wird ja allerhand und immer wieder gesegnet, neue Fabrikhallen, neue Rathäuser, neue Straßen, manchmal ist ein katholischer Pfarrer dabei, manchmal geht es ökumenisch. So befremdlich mir als oller Protestantin das bei den ersten Gelegenheiten vorkam, so sehr schätze ich das inzwischen, zumindest meistens.
Besonders, wenn Firmengebäude, Fabrikhallen, Bankfilialen eingewiehen werden (wie man hier so sagt), ist es ja nicht verkehrt, wenn da einer ans Rednerpult geht und davon spricht, dass es im Leben auch noch um was anderes geht als immer nur ums Geld, um den Profit. Manchmal stehen da bei den Festlichkeiten Leute herum, die das vielleicht gar nicht so gerne hören wollen oder fast schon albern finden, denen schreibt der Kirchenmann, die Kirchenfrau was ins Stammbuch, und ich denke dann bei mir Hör Du mal schön zu, das kann nicht schaden.
Im Übrigen habe ich dieser Tage einen 95jährigen Mann aus Buchen im Odenwald interviewen dürfen, so ein richtiger Ureinwohner, aber eben doch ein ganz besonderer, und jetzt bin ich ein bißchen verliebt. Ich meine, hallo? der ist Jahrgang 1926, und der kennt das Städtchen noch, als hier gerademal drei Autos angemeldet waren und herumfuhren auf sandig-matschigen Straßen, und er weiß sogar noch, wie die Besitzer dieser Autos hießen. Und überhaupt. Falls es Sie interessiert, ein Klick aufs Bild, da können Sie das nachlesen und nachhören. Der Mann ist unglaublich. Fünfundneunzig.
Im Odenwald ist die Luft so gut, dass man in relativ kurzer Zeit ein sehr hohes Alter erreichen kann, hat angeblich mal ein Odenwälder Schüler in einem Aufsatz geschrieben, die Geschichte ist Legende, und jetzt entschuldigen Sie mich bitte: ich muß raus an die frische Luft, man kann mit dem Altwerden ja gar nicht früh genug anfangen.
Weil es Interesse gab, führen wir hier mal eine neue Rubrik ein:
Na, in den vergangenen zwei, drei Tagen mit den Themen Kurzzeitpflege, mit dem Buchener Schützenmarkt, mit der Bundeswehr, mit den Auswirkungen des Regens auf die Ernte, mit einer Energiegenossenschaft, mit einem Tafelladen, einem Fehlalarm der Feuerwehr, mit explodierenden Baukosten, der texanischen Justizbehörde, der Bundestagswahl, dem legendären Odenwälder Landarztstipendium und einer (jawoll!)Tomatenausstellung.
Gummihosen hatten die Kleinkinder auf dem Land, weil die Mütter, auf den Feldern arbeitend, nicht immer sofort die Windeln wechseln konnten. Kurze natürlich.
Uargh!
Beim Aufmacherbild dachte ich mir sofort: Chemtrails! Ganz eindeutig Chemtrails! Jetzt also auch im Odenwald!
Sorry, habe mich neulich mit einem Verschwörungstheoretiker (und Covidleugner, versteht sich) unterhalten. Danach hatte ich Kopfweh.