Nur für den Fall, dass Sie für den morgigen Sonntag noch ein Wanderziel suchen: Ich habe da mal wieder einen klitzekleinen Urlaub vor der Haustür gemacht. Abgetaucht in den Reisenbacher Grund, und dort ab Ortsende am Reisenbach entlang den RG1, dann über den RG3 zurück, wenn Sie eine Karte mitnehmen, kann gar nix schiefgehen. Ausserdem habe ich Ihnen das mal rasch hier zumindest schemenhaft skizziert, nur, damit Sie die Richtung wissen. Man kann da unten aber eigentlich in alle Richtungen gehen, es dürfte überall gleichermaßen märchenhaft sein.

Jedenfalls kannte ich den Weg schon vor einem früheren Ausflug, es war Herbst oder Winter im vergangenen Jahr, und ich hatte den Wald staubig-grau-braun und ein bißchen mystisch-abweisend und unwirtlich in Erinnerung.

Sorry, wieder nur Händi.

Jedenfalls weiß ich jetzt, warum Landschaftsfotografie-Anfängern immer geraten wird, eine location (so nennt man das heute) mehrmals zu besuchen, am besten zu verschiedenen Jahres- und Tageszeiten. Mir schien das immer ein bißchen arg aufwändig, wenn man bloß mal zwischendurch ein Landschaftsfoto machen will, ich bin da in der Regel viel zu faul ungeduldig, aber ich habe da heute eine gewisse Lektion gelernt.

Gelernt habe ich ausserdem, dass der viele Regen der vergangenen Wochen mich zwar langsam hochgradig nervt, aber dem Wald guttut, aber sowas von. Was ich grau-braun und staubig in Erinnerung hatte, umfängt den Besucher jetzt satt und saftig, es ist eine wahre Explosion von Grüntönen. Ich habe versucht, sie zu zählen und zu benennen, gab aber nach grasgrün, maigrün, tannengrün, buchengrün, farngrün, moosgrün schon wieder auf. In all dem Grün immer wieder Sträucher mit knallroten Beeren und die wogenden lilafarbenen Fingerhüte, ein wahres Fest für Augen und Seele. Die Fotos geben das nicht mal in Ansätzen wieder, ich fürchte, Sie müssen da schon selber hinfahren.

Getroffen habe ich, Samstagnachmittag hin, wunderbares Wanderwetter her, natürlich wieder keine Menschenseele, so ist das eben im Odenwald. Ich halte die diesbezügliche Infrastrukturschwäche ja für eine ausgewachsene Stärke, aber das ist jetzt wieder eine andere Geschichte.

Und immerhin: Zurück im Reisenbacher Grund bekommt man im kleinen Gasthaus von der sehr freundlichen Frau hinter dem Tresen zwar keinen Kuchen, aber doch einen sehr feinen Cappuccino, also bitte.

Das erinnerte mich aus irgendwelchen Gründen an Urlaube in Kindertagen
Und das auch.

2 Kommentare zu “Unterwegs”

  1. Ich habe auf meiner Festplatte einen Ordner, den ich „baumporno“ genannt habe. Man mag es für eine abwegige Neigung halten, aber ich fotografiere im Herbst und Winter gerne nackte Laubbäume. Nadelbäume sind langweilig, die stehen rum und sind grün. Laubbäume zeigen im Jahresverlauf Zeichen von Leben, so wie sie sich verändern.
    Übrigens, meine Weihnachtstanne ist aus Plastik, schon seit über zehn Jahren. Langfristig wahrscheinlich umweltschonender als jedes Jahr einen Baum willkürlich abzuholzen. Andererseits, ich heize mit Holz, aber Karl dem Borkenkäfer sei Dank, an Fichten herrscht derzeit kein Mangel.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.