Ich bin ja ein großer Fan der Eigeninitiative. Wer in einer der ärmsten Regionen in einem der reichsten Bundesländer lebt, bekommt da eine gewisse Übung. Man könnte natürlich auch unentwegt jammern, über diese oder jene Mängel. Das Blöde ist ja nur, dass von Jammerei alleine noch kein Mißstand dieser Welt jemals beseitigt worden ist. Also: Eigeninitiative. Selber machen, selber anpacken.
Nehmen Sie mal das Beispiel Altpapierabholung. Jahahaaa, ein echtes Alltagsthema. Kennen Sie. Unsereiner hat für das Altpapier keine Tonne, wir sammeln das alles in Bündeln und stellen die am letzten Samstag jeden Monats vor die Haustür. Abgeholt wird es von freundlichen jungen Männern auf dröhnenden Traktoren, die Burschen sitzen auf Altpapierbergen auf dem Anhänger, bei Wind und Wetter, Hagel oder Schneesturm schaukeln sie von Haus zu Haus, laden auf, schaukeln weiter, und bringen schließlich anhängerweise das Altpapier zu einem riesigen Container am Rande des Dorfes.
Der wird gefüttert, den halben Samstag lang, dann kommt irgendwann das Entsorgungsunternehmen, holt den Container ab, und überweist das entsprechende Geld nach aktuellem Altpapier-Kurs an die Vereine im Dorf. So oder so ähnlich muß man sich das vorstellen. Die Entsorger haben Arbeit gespart, und die Vereine Geld verdient.
Seit ein paar Wochen läuft das alles etwas anders, unsere Eigeninitiative ist gefragt, siehe oben. Denn die Burschen holen das Papier nicht mehr mit dem Traktor ab, aus dem Hol-Service ist ein Bring-Service geworden, Coronaprophylaxe undsoweiter, naja, Sie wissen schon. Jetzt also müssen die Leute ihre Altpapier-Bündel selber zum gigantischen Übersee-Container bringen und da abladen.
Als alte leistungssportliche Basketballerin beim seinerzeit hoch erfolgreichen Berliner DTV Charlottenburg bin ich, was meine Wurftechnik angeht, kaum zu toppen, und auch beim Rebound immer noch schnell und zielsicher. Ich schleudere also die schweren Altpapier-Pakete ebenso wie die federleichten leeren Kartonagen mit ausholender Bewegung und einem ächzenden Geräusch Richtung Himmel, verpasse ihnen mit einer professionellen Drehung der Hand beim Abflug noch einen Drall, damit sie punktgenau hoch oben im riesigen Container landen.
Zugegebenermaßen klappt das meistens nicht beim ersten Mal, und dann kommt der erwähnte Rebound, ich greife den wieder herabstürzenden Altpapier-Klumpen noch aus dem Flug und springe gleichzeitig schon wieder federnd wie Dirk Nowitzki in die Höhe, um ihn also in einem zweiten Anlauf im Container zu versenken. Das sieht vermutlich nicht immer besonders elegant aus, ist aber in vielen Fällen erfolgreich.
Federleichte oder großformatige Kartonagen haben sich bei dieser neuen Art der Entsorgung allerdings als etwas widerspenstig erwiesen. Beim leistesten Lüftchen aus Nord-Ost verlassen die Kartons relativ schnell die von mir genauestens berechnete Flugbahn und segeln majestätisch, aber rumpelnd ein paar Meter neben mir auf den Asphalt. Wahlweise auf einen braven Mitbürger, der auch eben im Begriff ist, sein Altpapier irgendwie in den meterhohen Container zu bugsieren, und dem nun nicht nur seine eigenen, sondern auch noch meine Kartons um die Ohren fliegen. Ich habe mir nach mehreren Fehlwürfen angewöhnt, derlei Großkartonagen einfach neben den Container zu legen und schnell davonzufahren. Eigeninitiative ja, aber bitte nur im Rahmen meiner Möglichkeiten.
Offenbar haben es andere Mitbürger ähnlich gehalten, jedenfalls gibt es im Nachbardorf jetzt eine Neuerung am Altpapierabladeplatz. Neben dem drei Meter hohen Container steht nun eine geheimnisvolle fünf Meter hohe Klappleiter. Geschätzt jetzt. Auf jeden Fall schwindelerregend hoch.
Nun ist natürlich die Frage, wer diese Himmelsleiter verwenden und besteigen soll. Unsereiner, mit fünf Kilo Altpapier unterm Arm? Mir kommt das etwas verwegen vor. Aber ich leide ja auch an Höhenangst. Und auch an Flugangst: der Gedanke, von da oben dann mitsamt der Leiter herunterzufliegen, ist mir, vorsichtig formuliert, nicht ganz geheuer. Wie gesagt: Eigeninitiative ist ja super, aber bitte nicht über meine körperlichen und mentalen Möglichkeiten hinaus.
Und was erzähle ich dem Unfallchirurgen im Krankenhaus? Ja, is klar, ich bin von einer Himmelsleiter gefallen, als ich mein olles Altpapier wegbringen wollte?? Das glaubt der mir doch nie, und wenn er aus einer Stadt kommt, mit schicken Altpapiertonnen, die regelmäßig abgeholt werden, dann doch zweimal nicht. Und ich frage mich ja auch, wie das versicherungstechnisch abgedeckt wäre. Haushaltsunfall? Arbeitsunfall? Höhere Gewalt (weil drei, vier, fünf Meter hoch)? Grober Leiter-Leichtsinn oder fahrlässiger grober Unfug? Anstiftung zu grobem Unfug? Also nein, also nein, es ist alles sehr rätselhaft.
Wahrscheinlich aber ist es so, dass ich bloß eine hysterische, verwöhnte Kuh aus der Großstadt bin. Echte Landmenschen erklimmen die Leiter vielleicht flink wie die Äffchen, ohne Höhenangst und diesen Quatsch, unter beiden Armen je ein zehn-Kilo-Altpapier-Paket, und husch, hineingeschleudert, dann flugs wieder herunter geklettert, und husch, wieder Sprosse um Sprosse behende hinaufgehangelt in schwindelnde Höhe und die nächste Ladung abgeworfen. Husch, husch, husch.
Oder sie fahren gleich mit dem eigenen Traktor an, vorne die Baggerschaufel voller Altpapier, sie kippen es dann ab und ignorieren die geheimnisvolle Leiter ganz und gar. Das wäre natürlich das Praktischste. Ich plädiere ja schon lange dafür, dass mein Geo sich endlich mal so einen richtig fetten Bulldogg zulegen soll. Der macht was her. Stellen Sie sich mal meinen Auftritt in so einem Ding vor, aber hallo. Und bei der Altpapierentsorgung wäre er vielleicht von unschätzbarem Wert.
Was? Sie haben noch keinen Bulldog? Dann wirds aber Zeit!
Für uns Leser wäre ja am Besten einer mit Macken und Charakter, quasi Ziege in Traktorform…. hihi. Nein, am Besten Sie gehen zum nächsten (nicht Markengebundenen) Gebrauchttraktorenhändler und lassen sich dort beraten. Jemandem aus seiner Gegend verkauft der nämlich nur was das auch geht.
Schöne Pfingsten und bitte weiter so!
Ja also, bei uns am anderen Ende des Kreises, wird das mit dem Altpapier und den Vereinen, samt coronösen Einschränkungen, fast genauso organisiert.
Bis auf, dass uns das nette Entsorgungsunternehmen eine große, fahrbare, Metalltreppe (sogar mit Handlauf) hinzugestellt hat. Da trauen sich sogar höhenängstliche Papiersammler wie ich hinauf…
Hat mir wieder viel Lesevergnügen bereitet, liebe Exkollegin
So ein Trecker, wie der Schwabe sagt, oder Bulldog, was mal ein Produkt von Lanz war und so einer ganzen Produktgruppe seinen Namen gab, siehe Tesa, ist schon ein schönes Spielzeug.
Etwas, daß man haben will, einfach so. Einige Männer, gerade in der Provinz, handeln hier ganz dem Bauch folgend. ( meistens dicke Weizenbäuche, also vom Weizenbier ) Wie sagt mein Kumpel aus einem kleinen Dorf, wenn die Motorräder im hintersten Eck der Garage verschwinden werden die Trecker immer größer.
Und in meiner Generation sind eigentlich alle Motorrad gefahren…..
So ein Treckertreff ist dann ja auch immer das Ereigniss des Jahres, erstaunlich was da so zusammenkommt. Nein, nachgerade phänomenal.
Ich sage Finger weg von so einem Ding. Viel zu langsam. Man stelle sich vor, bei Wind und Wetter auf so einem Gerät, Porsche, Hannomag, Allgaier, oder Meckermig ( McCormick ) mit 25 Km/h auf den Häckselplatz oder zum Altpapier zuckeln. Und wieder zurück, im Regen.
Wer sich stilvoll in der Provinz bewegen will greift hier besser zum Landy ( Land Rover ).
Da geht auch mal was kaputt, man muß vieles noch von Hand mit der Fettpresse nachschmieren und ist automatisch Mitglied einer verschworenen Gemeinschaft.
Wer etwas Geld übrig hat greift zum Mercedes G. Auch gut, aber nur mit Jagdschein und Loden.
Im Notfall ein Japaner, Mitsu oder Toyota. Auch ein Dacia Duster wird inzwischen akzeptiert.
Und natürlich eine Anhängerkupplung und einen 1,5 to. Anhänger. Und alles ist gut !!
Hab mich heute kugelig gelacht über Ihren Artikel!