Deutschland-Urlaub

16. Mai 2020

Und? Wohin fahren wir denn nun dieses Jahr im Sommer in den Urlaub? Naaaa? Im Zweifelsfall nach Italien, ich lese nämlich eben, dass die ab dem 3 Juni wieder die Grenzen für Touristen öffnen. Super Sache. Ich kann bloss hoffen, dass der italophile Gatte das nicht liest, am Ende will er da noch hin. Ich fahre ganz bestimmt ab dem 3. Juni nicht nach Italien, Sie dürfen ihm das gerne ausrichten.

Wie dem auch sei, und was auch immer Sie für dieses Jahr geplant hatten: wenn am Ende bloss ein doofer Deutschland-Urlaub übrigbleibt, dann könnten Sie doch eigentlich mal in den Odenwald fahren. Ich glaube, ich könnte das durchaus empfehlen. Nicht jedem natürlich, naja, Sie wissen schon. Der Odenwald ist schließlich nur etwas für Spezialisten.

Es fängt schon mit der Frage an, wo genau überhaupt der Odenwald ist. Die einen sagen: In Baden, die anderen behaupten in Bayern, und die dritten reden immerzu von Hessen. Stimmt alles, und damit fangen die Probleme an. Denn wenn ich das richtig sehe, wird der Odenwald als Region von mindestens drei verschiedenen Bundesländern beworben, von deren Tourismus-Büros, die alle irgendwie anders heißen, aber alle irgendwie den Odenwald im Namen führen, dann aber jeweils nur ihren Teil vermarkten und den Rest mal mehr, mal weniger elegant verschweigen. Der liebe Himmel weiß, warum das so ist. Ich weiß es nicht. Marketing-mäßig finde ich das nur so semi.

Für Ortsfremde düfte das bei der Urlaubsrecherche zu einer gewissen Verwirrung führen, nicht zuletzt, weil dann plötzlich noch so Sachen wie der Geonaturpark Bergstraße-Odengedöns und der Naturpark Neckartal-Odenwaldwasweissich auftauchen, das sind tolle Auszeichnungen für eine wirklich tolle Region, aber nix genaues weiß ich eigentlich auch nicht, und ach, es wirkt alles höchst kompliziert, wenn man sich da nicht auskennt und sich da aber urlaubsvorbereitungstechnisch reinfummeln möchte.

Aber ich sagte ja bereits: Der Odenwald ist was für Spezialisten. Und außerdem haben Sie ja mich. Ich lebe also in einem Teil dieser mehrfach geteilten Region, genau im Odenwälder Dreiländereck Baden-Bayern-Hessen, so gesehen haben wir hier also die volle Auswahl. Touristisch gesehen ist für diesen Teil die tg-Odenwald zuständig, der Internetauftritt hat, -nun, wie wollen wir es nennen?,- auch einen gewissen Charme, wie so vieles hierzulande. Man muß nur genau hingucken. Hier zum Beispiel: da sehen Sie mal die (Klick!) Regionen, um die es bei uns und meistens auch in diesem Blog hier geht.

Wenn Sie also bei Ihrer Urlaub-in-Deutschland-Planung mal ein Äuglein in diese Gegend werfen möchten, bitte sehr. Ich wollte nicht mehr weg, so schön finde ich es hier. Aber es gibt ein, zwei Dinge zu beachten.

Definitiv falsch sind Sie hier, wenn sie eine auf höchstem Niveau durchorganisierte touristische Infrastruktur suchen. Wenn Sie von einem fünf-Sterne-Hotel ins nächste fallen wollen. Wenn Sie bei Wanderungen gerne alle paar Kilometer einkehren möchten, so mit Wein, Weib und Gesang und Pommes und Bratwurst.

Wenn Sie sich auch beim Wandern oder Radfahren gerne an die Hand nehmen und führen lassen möchten, im übertragenen Sinne. Wenn Sie scharf auf Bääääämmm!-Sehenswürdigkeiten sind. Wenn Sie Jubel und Trubel schätzen. Wenn alles bitteschön so sein soll wie in der jüngsten LandLust-Reportage, glückliche Bäuerin mit glücklicher Kuh, und Schmalzbrote an jeder Ecke. Nee, nee, wenn Sie sowas suchen, sollten Sie woanders schauen.

Der Odenwald (also mein Teil zumindest) ist was für Spezialisten, ich muß mich leider wiederholen. Der Odenwald hier, das ist so eine Region, die erobert werden möchte. Die den Besucher nicht sofort fest in die Arme schließt und übertrieben laut ruft Halloooooo, und herzlich willkommen, Fremder, wie schön, dass Du da bist! Der Odenwald beobachtet seine Gäste erst einen Moment, dann geht er still ein Weilchen neben ihnen her, und irgendwann tippt er ihnen vorsichtig-freundlich auf die Schulter, um zu sagen Hey, komm mit, ich zeig Dir was. Und wenn Du willst, erzähle ich Dir meine Geschichte.

Wenn Sie genau hingucken und zuhören möchten, wird es Ihnen hier gefallen. Wenn sie eine Region wirklich kennenlernen und verstehen möchten. Wenn Sie neugierig sind und das Große im Kleinen entdecken können. Wenn Sie die absolute Stille und die Weite mögen. Dichte Buchenwälder und Felder und Wiesen. Wenn Sie ein Picknick aus dem Rucksack zu schätzen wissen, Käse und Wurst aus der Hand, dazu einen Apfel und eine Scheibe Brot. Wenn Sie lieber auf Baumstümpfen als in einer bewirtschafteten Hütte rasten.

Die Gegend ist was für Sie, wenn Sie mit einer Touren-App unterwegs sind. Oder wenn Sie sogar noch eine Karte lesen können, für den Fall, dass das mobile Netz mal weg sein sollte. Sie treffen hier unterwegs ja in der Regel niemanden, den Sie nach dem Weg fragen könnten. Allenfalls Reh, Hase und Wildsau.

Wenn Sie mit bodenständigen Pensionen und Hotels glücklich sind, hier und da inklusive Zeitreise. Oder mit einem Zeltplatz, oder mit Gruppenunterkünften, mit einer Ferienwohnung oder mit Urlaub auf dem Bauernhof. Haben wir alles. Und für höhere Ansprüche haben wir natürlich doch das eine oder andere sehr feine Hotel, und ein paar richtig feine Restaurants noch dazu, ach, nun gucken Sie doch einfach mal (Klick!) hier, da finden Sie bestimmt irgendwas.

Und zur Not fragen Sie eben mich, das kann doch nicht so schwer sein.

Die Fotos zu diesem Beitrag sind übrigens alle gestern und heute entstanden, mit der kleinen Ritschratschpocket, oder wie das Ding heißt. Gestern rund um Mosbach-Reichenbuch, heute auf dem Fahrenbacher Rundweg F2. Zum F2er bin ich über den (heillos überlaufenen) Robener See gelangt, (ausser mir waren fünf Menschen dort unterwegs, echt jetzt) und da stehe ich so vor mich hin am Ufer und denke doch plötzlich, ick seh wohl nich recht, wa? Also, Sie merken: wir haben hier eigentlich alles, was Sie brauchen. Wer muß da noch auf die Galapagos-Inseln, wenn es auch der Robener See tut?

  • 5 Kommentare
  • Dietger Stolz 16. Mai 2020

    Was für ein toller Reisebericht. 5 *****

  • Christian Ullmer 17. Mai 2020

    Schö gschriehbe. Do falle eim Sache uff, die mergt ma scho gar nimmer, wenn ma do wohnd! Do denk ich öfdas: Ha joh, do hodd se Rechd!

  • Franz Herken 17. Mai 2020

    Einfach wunderbar!

  • Ulrike 17. Mai 2020

    Vielen Dank! Schon wieder was notiert für künftige Ausflüge. Wir kommen in den Odenwald, und vermutlich bald! LG Ulrike.

  • Marion Paech 18. Mai 2020

    Ein schöner Reisebericht. Unsere Gäste genießen die Ruhe und Natur im Odenwald so wie wir auch.
    Nur einem muss ich etwas widersprechen. Ich weiß nicht wie es im gesamten Odenwald aussieht aber bei uns im Weschnitztal findet man einige Waldgaststätten und Hütten in die man einkehren kann. Mir fallen in unserer näheren Umgebung, also gut zu Fuß zu erreichen und in eine Wanderung von hier aus auch gut einzuplanen 4 auf Anhieb ein.
    Wir sind nicht so gut aufgestellt wie die Pfalz dennoch gibt es sie hier. Doch sollte man sich nach den Öffnungszeiten erkundigen, denn einige haben nur am Wochenende und Feiertagen geöffnet.

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