Ich habe eine gewisse Flugangst, wir müssen da gar nicht drumherum reden. Ich bin deswegen (und aus anderen Gründen) das letzte Mal vor zwanzig Jahren geflogen, tief in den afrikanischen Busch, da kann man nun leider nicht mit Bahn oder Auto hin. Als Jugendliche bin ich nicht unbedingt oft, aber doch gerne geflogen, etliche Male nach England, einmal nach Israel, ich bin auch mal mit dem Segelflugzeug durch die Gegend gesegelt. Aber irgendwann packte mich die Angst, und wenn es nach mir geht, werde ich in diesem Leben kein Flugzeug mehr besteigen.
Gestern aber, bei meiner kleinen Fototour am ebenso kleinen Flugplatz, erwischte mich dann doch plötzlich so eine Art Sehnsucht. Da drinnen in den Hallen stehen die kleinen Flieger, und man könnte ja einfach einsteigen und davonfliegen. Über den Wolken und so, naja, Sie wissen schon. Bloß: wohin?
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Heute in der Redaktion mal halblang gemacht. Gestern abend gabs im Nachbardorf die Ode an die Freude von allerlei Balkonen und Terrassen im Umkreis von anderthalb Kilometern. Ohne Pauken, aber mit Trompeten und Klarinetten und Saxophonen und Hörnern, ich habe da ein bisschen was aufgenommen und ein bisschen was aufnehmen lassen und daraus einen Beitrag gebastelt. Ich werde Ihnen da mal was verlinken, wenn es was zum Verlinken gibt. Schöne Aktion, und alle mit Begeisterung dabei. Ich habe also halblang gemacht, und das war ja auch ein durchaus erfreuliches Thema, aber ich bin trotzdem am Abend wie durchs Wasser gezogen.
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Nun ist es im Städtchen nie so voll wie – sagen wir mal: am Münchner Viktualienmarkt. Oder wie am Ku’damm in Berlin, nein, ganz so arg ist es im Städtchen nicht, es geht hier auch an schönen, vollen Einkaufstagen durchaus etwas luftig zu. Die Stille im Moment aber ist fast schon gespenstisch. Und es ist eigentlich in der gesamten Innenstadt still und leer, wie ausgestorben. Und ich finde, die Stille klingt nicht nach Entschleunigung und Ruhe, sondern eher nach wirtschaftlichen Sorgen, nach Existenzangst und nach Umsatzeinbruch.
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Die Nachbar-Familie ist in der Zeitung. Ich beneide die derzeit nicht unbedingt. Ich beneide momentan überhaupt niemanden, der daheim Kinder hat, die sich früher oder später langweilen werden. Vielleicht sind Mütter und Väter in dieser Hinsicht die echten Helden dieser Tage und Wochen. Und Monate, wenn es ganz blöd läuft.
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In der Zeitung lese ich auch, wieviele Beatmungsgeräte so ein Landkrankenhaus wie unseres normalerweise hat, und wieviele die jetzt aktuell vorhalten können. Und nun weiß ich auch nicht. Viel klingt das nicht. Aber es liegen auch noch erstaunlich wenig Menschen hier im Krankenhaus, vielleicht ist der Landmensch dann doch robuster als andere, ach, was weiß denn ich. Im Übrigen gibt es da diesen vielzitierten Spruch aus einem Schüleraufsatz: Im Odenwald ist die Luft sooo gut, dass man in relativ kurzer Zeit ein relativ hohes Alter erreichen kann. Ja, Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
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Offenbar sollten wir jetzt auch langsam Ausschau nach irgendeiner Art Mundschutz halten, für den Fall, dass ich mal wieder in den Supermarkt muss. Könnte sein, dass man da schon bald nur noch mit eben solchem Mundschutz reindarf.
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Die Sonne scheint, und an den Bäumen kommen dicke fette Knospen. Ich bin sehr froh über die Hunde, die mich da rauszerren, dreimal täglich.
Die Landbevölkerung ist wahrscheinlich nicht robuster; es gibt weniger Kontakte als in Ballungsgebieten.
Sie sollten ruhig mal Arbeiten von Ihnen verlinken, wie wär`s?
Ja. Ich wünschte mich auch gerade in die Kindheitsheimat. Kein Slalom Laufen bei dem sonnigen Wetter. Und man erträumt sich doch in solchen Zeiten Rückzugsorte und das war meine Kindheit im Sauerland sicher. Aber jammern nützt nix, träumen vielleicht ein wenig. Weitermachen.
Liebe Grüße und tapfer und gesund bleiben!
Nina