Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von irgendeiner höheren Macht ausging, dass alle Welt auf einmal ernsthaft krank würde. Der Gatte und ich. Gleichzeitig. Und diese merkwürdige Fügung war die allererste und geschah zu der Zeit, da alle anderen den Heiligabend feierten.

Und jedermann ging, dass er sich behandeln ließe, ein jeglicher in sein Krankenhaus. Erst mein Geo ins Uniklinikum Würzburg, ein paar Tage später ich in die kleine, aber feine Provinzklinik. Mit Krankenwagen und Blaulicht und allem pipapo. Halbe Sachen machen wir ja nicht.

Da lagen wir nun an Heiligabend herum, der eine in Bayern in guten Händen, die andere in Nordbaden in ebenso guten Händen. Statt festlichem Weihnachtsessen also Tabletten und Infusionen, statt feierlicher Musik das Brummen irgendwelcher Monitore und Blutdruckmessgeräte. Und statt der eingeladenen (und wieder ausgeladenen) Weihnachts-Gäste: Krankenschwestern, Pfleger, Ärzte.

Der Weihnachtsbaum vorm Krankenzimmer.

Und wie ich da so herumliege am Heiligabend im neonhellen Krankenzimmer, denke ich bei mir: Das war vielleicht das beste Weihnachtsfest meines Lebens. Ja, da staunen Sie.

Ich staune auch. Und ich frage mich, ob das vielleicht so ein Land-Ding ist, so ein Dorf-Ding. Jedenfalls überschwemmte uns quasi eine Welle der Hilfsbereitschaft. Evangelium der Tat und so, naja, Sie wissen schon. Net schwätze, mache.

Die hilfsbereiten Menschen schossen plötzlich aus dem Boden wie die Pilze. Eine übernahm von jetzt auf gleich die zwei zurückgelassenen Hunde, die zwar süß, aber doch eine gewisse Herausforderung sind; die andere versorgte die immerhungrige Katze, der Dritte schleppte täglich Körner herbei und fütterte die Hühner. Andere kramten in ihren Kleiderschränken nach frischer Wäsche und trugen sie ans Krankenbett, wieder andere schickten digitale Grüße oder machten aufmunternde Besuche, in Buchen und in Würzburg, fröhliches Klinik-Hopping sozusagen, über die Landesgrenzen hinweg, sie brachten Weihrauch, Myrrhe und Gold Obst und Saft und Kuchen wie weiland die Heiligen Drei Könige.

So viel Anteilnahme, so viel Hilfsbereitschaft, so viel aufrichtiges Mit- und Füreinander: Ich lag da also am Heiligabend im neonhellen Odenwälder Krankenzimmer und dachte an meinen Geo im neonhellen bayerischen Krankenzimmer, und nebenbei dachte ich so bei mir Was für ein Geschenk! Was für eine großartige Erfahrung! und Was für ein saucooler Heiligabend! Ja, genau so dachte ich das. Und dann musste ich natürlich doch ein bisschen flennen, aber nur vor Begeisterung und Dankbarkeit und lauter Weihnachtsfreude.

Und dann musste ich noch an das uralte Tantchen im Berliner Hinterhof denken. Beste Lage Wilmersdorf, aber eben doch ein Wohn-Monstrum mit gefühlt 200 Mietparteien. Wenn die da eines Tages mal in Not ist. In gesundheitlicher Not. Und mit 85 Jahren kann das durchaus mal passieren.

Naja, Sie wissen schon.

(Von Herzen: Danke für die vielen Wünsche auf vielen Kanälen. Es geht uns allen wieder gut, gottlob.)

10 Kommentare zu “Zu Hilfe.”

  1. Oh weh und oh Gott sei Dank!
    Da bleibt mir ja nur gute Besserung weiterhin und ein besseren Jahresanfang als Jahresende zu wünschen.
    (Ja, machen, nicht reden, können wir uns alle mehr auf die Fahnen schreiben.)
    Also ganz viel Gesundheit für das neue Jahr und liebe Grüße
    Nina

  2. Ach jeh, liebe Friederike, ich flenne hier auch! Ja, ich denke, das ist so ein Land-Ding, diese unermüdliche Hilfsbereitschaft. Wunderbar, dass Sie sie erleben konnten, weniger wunderbar, dass es Anlass dazu gab. Gut, dass es Euch beiden wieder besser geht! „On est des petites choses fragiles“ sagt mein Gatte immer. Passt gut auf Euch auf! xo

  3. Also doch,
    es gibt sie noch, die Hilfsbereitschaft, die Empathie zwischen den Menschen.
    Ein kleines Weihnachtswunder !
    Wie schön, dass es nun wieder gut geht.
    Ganz viel Gesundheit und Freude für das neue Jahr
    wünscht Jutta

  4. Oh je, et hätt noch wedder joot jejange…. wie man in meiner neuen Heimat in so einem Fall sagt. Natürlich mit einem bisschen Neid auf die bodenständigen, zupackenden Nachbarn in der alten Heimat: Ja, so sind sie, da kommen die rheinischen Luftikusse nicht mit. Und wenn man nicht Saft und Süßes ins Krankenhaus bringen kann, werden Pakete mit lauter Engeln geschickt ( so der kranken Schwester zu Weihnachten ). Deine Rührung kann ich verstehen.
    Nun aber: Möge es mit der Gesundheit Beider aufwärts gehen! Und:
    Proscht Neujahr!
    Astrid

  5. Boah, liebe Friederike, da habt Ihr aber ganze Arbeit geleistet. Wusste nicht, dass Ihr im KH seid. Ich wünsche Euch Beiden, dass es nicht ganz so schlimm ist und gute Besserung. Kommt bald wieder auf die Beine. Wenn ich auch noch helfen kann, dass melde Dich bitte.

  6. ach du sch…
    aber einscheinend auch eine tolle Erfahrung mit einer Welle der Hilfsbereitschaft
    gelebtes Weihnachten
    der Baum ist toll ;)

    ich hoffe es geht euch wieder gut
    und wünsche ein frohes neues Jahr
    mit hoffentlich viel Gesundheit

    Rosi

  7. Hatte gestern Mittag noch reingeschaut und dachte, ihr beiden seid gut beschäftigt. Mit Familie – nicht so! Gute Besserung euch beiden und ich wünsche euch, daß es jetzt einfach für sehr lange Zeit gesundheitlich ruhig bleibt! Und auch sonst. *dem Winterwichtel grad Klappse anbiete*Wozu legte man nochmal Kekse aus und schaute Sterne?*

    Wir kennen uns nicht live, in Farbe und 3D, trotzdem bekommt ihr beiden jeweils eine feste Umarmung!

    Herzliche Grüße
    Franziska

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.