Wir haben da diesen Bekannten. Ein Innenarchitekt, der ursprünglich aus Chicago kommt, und den ein eigenwilliges Schicksal und die Liebe nun ausgerechnet nach Buchen im Odenwald verschlagen hatten. Sowas kommt vor, man steckt da ja nicht drin, naja, Sie wissen schon.

Jener Bekannter hinterließ nach Besichtigung des Ateliers in des künstlerischen Gattens Gästebuch einst einen Spruch, der hier im Haus inzwischen zum geflügelten Wort geworden ist.

Daran musste ich denken, nachdem wir vor einiger Zeit in the wilderness einen Künstlerkollegen entdeckt haben, von dem wir zuvor nichts wussten. Ja, die Wildnis ist mitunter doch sehr groß, hier im Odenwald.

Enno Folkerts, der Name lässt ahnen, dass auch der nicht gebürtig aus dem Badischen ist, schon zweimal nicht aus dem Odenwald. Folkerts kommt von da oben irgendwo, Richtung Küste, Richtung Meer, und auch ihn hat irgendein merkwürdiges Schicksal in den Odenwald verschlagen. Genauer gesagt nach Hirschhorn, und noch genauer gesagt, nach Hirschhorn-Langenthal. Ich möchte den Hirschhorn-Langenthalern nun nicht zu nahe treten, habe aber doch das Gefühl, dass der Ort, – so rein, was die Kunstszene angeht -, nicht direkt mit Schauplätzen wie Chicago, Berlin oder Paris zu vergleichen ist. Zumindest nicht so ganz.

Da hat Folkerts jetzt sein Atelier in den Räumen einer ehemaligen Fabrik, ein ganz wunderbares Atelier ist das, aus allen Ecken lachen einen die Kunstwerke an, großformatig und realistisch, oder wild und abstrakt, Fummelsarbeiten auf Leinwand, oder mit großer Geste hingeworfene Farbverläufe.

Ich bin zwar mit einem Künstler verheiratet, und das auch schon eine ganze Weile, aber ich habe leider keine Ahnung, wie man über Kunst schreibt, ich bin ja bloß Regionalreporterin und keine Kulturredakteurin. Aber soviel weiß ich: selten einen Künstler erlebt, der so vielfältig und unterschiedlich arbeitet, zwischen den Extremen. Naja, Sie wissen schon.

Das Atelier empfängt die Besucher mit offenen Armen und einem warmen Händedruck, und Enno Folkerts macht es ebenso. Überhaupt würde Folkerts nicht wieder zurück in irgendeine Großstadt gehen wollen, beste Entscheidung ever, sagt er, wenn es um den Umzug seinerzeit in die vermeintliche Provinz geht.

Sie sollten ihn mal besuchen und sich selber überzeugen. Oder Sie schauen sich mal auf seiner Website um. Da findet man auch die Termine, wenn es mal wieder ein Konzert im Atelier gibt.

To cut a long story short: It’s great to find art in the wilderness.

(Hach, ich bin heute irgendwie sehr international drauf.)

5 Kommentare zu “In the Wilderness.”

  1. Ich kräh‘ direkt los! Das Bild, auf dem die Frau sich in die Nieren greift und dieses licht-gestreifte Oberteil trägt und die Militärmaschine im Hintergund schwebt – das bin ich in Klein (1984-1986), und auch nicht am Meer, sondern in Schwaben und ich war KLEIN, also grad mal 3-5 Jahre alt. Aber es erinnert mich an damals. Saustarke Kiste, ich bin grad wieder ganz jung!!! Damals donnerten die F’s (F-15??) über das Filstal hinweg, über Maitis, den Hohenstaufen…und immer dann war Schönwetterperiode.

  2. Hach, ich herze Ihren Blog. Der Odenwald ist mir bekannt seit mein Bruder mal in Moerlenbach im Odenwald wohnte. Davor kannte ich den Odenwald nicht. Ich stamme aus dem Hunsrueck, was auch (hintere) Provinz ist. Abseits von allem, ab und zu mal zu Frankreich gehoerend, wo noch Dialekt/Platt gesprochen wird, das ab und zu mal ein franzoesisches Wort mit drin hat.
    Vielen Dank fuer die wunderschoenen Beschreibungen und das mitnehmen auf ihren Ausfluegen. Ihnen wuensche ich ein gesundes und frohes Neues Jahr, und bleiben Sie so wie Sie sind.

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